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Wildwasserpolka

Wildwasserpolka

Titel: Wildwasserpolka
Autoren: Michaela Kuepper
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antwortet die Behrendt. Exakter: Eine Frauenstimme, die ich für die der Behrendt halte.
    »Na, na! Hat er dir schöne Augen gemacht?«
    »Sind wir hier, um über den Barkeeper zu reden?«
    Schallendes Lachen. »Nein, Engelchen, uns fällt bestimmt noch etwas Besseres ein.«
    Dann ein paar Takte Coldplay, die mir inzwischen gut vertraut sind – Waskovics Handy.
    »Ja?«
    -
    »Und das sagst du jetzt erst?«
    -
    »Ich habe verstanden.«
    Stille.
    »Ärger?« Erneut die Frauenstimme.
    Sie wiederholt ihre Frage.
    »Wie? Nein, nein, alles bestens.« Ich höre Waskovic im Zimmer umhergehen. »Jetzt trinken wir erst mal was.« Seine Stimme kommt näher. »Herrje, wie ich diese kleinen Fläschchen hasse! Willst du vielleicht …«
    In dem Moment knallt es so heftig, als hätte in meinem Ohr gerade ein Düsenjäger die Schallmauer durchbrochen. Ich verreiße das Lenkrad und krache um ein Haar gegen die Leitplanke.
    Du meine Güte! Die Flasche, die Waskovic offensichtlich soeben entsorgt hat, mag zwar klein gewesen sein, ihr Gewicht hat allerdings voll und ganz ausgereicht, meine Wanze in die ewigen Jagdgründe zu schicken.
    Was auch immer Waskovic von nun an tut, es wird ohne meine akustische Begleitung geschehen.

3
    Der dich betrügt, ist nahe bei dir.
    Aus Uganda

    Die Kaulquappe erwartet mich bereits, als ich in Eitorf eintreffe; ich habe sie angerufen und über mein Kommen informiert. Stumm, ohne eine Miene zu verziehen, ohne das geringste Zeichen von Überraschung oder gar Entsetzen lauscht sie dem Gesprächsmitschnitt, den ich ihr vorspiele, bis ich die Aufnahme unmittelbar nach dem Mordauftrag stoppe.
    »Haben Sie davon gewusst?«, frage ich in einer Schärfe, die mir angesichts der Sachlage geboten erscheint.
    »Um Himmels willen, nein!« Sie hebt abwehrend die Hände. »Aus den geschäftlichen Angelegenheiten meines Mannes halte ich mich heraus.«
    Geschäftliche Angelegenheiten? Soll das ein Witz sein? Wohl kaum, ihr fehlt jeglicher Sarkasmus in der Stimme. Und jegliche Bestürzung. Mein Gott, diese Frau kann ihre Dummheit nicht einmal auf ihre Haarfarbe schieben, denn die ist ohne Zweifel noch weniger echt als ihre mit Glitzersteinchen gespickten Fingernägel. Kein Wunder, dass sie Waskovic zum Hals raushängt.
    »Es geht um Menschenleben.« Ich sehe ihr ernst ins Gesicht. »Wir können nicht so tun, als wüssten wir von nichts.«
    Sie beginnt, sich in einer Art Endlosschleife eine Haarsträhne um den Finger zu wickeln.
    »Wir müssen zur Polizei«, präzisiere ich und gebe ihr einen Moment Zeit, damit sie mit dem Denken nachkommt. Ein paar Mal klimpert sie mit ihren falschen Wimpern und ist plötzlich hellwach.
    »Was wollen Sie der Polizei erzählen?«, fragt sie mit hartem Zungenschlag. »Dass mein Mann ein geschäftliches Gespräch mit einem seiner engsten Mitarbeiter geführt hat?«
    »Bei dem es darum ging, zwei weitere Mitarbeiter umzubringen. Genau.«
    Sie lacht auf. »Ich bitte Sie! Bert ist eben a bisserl derb g’worden, weil er empört war und wütend. Weiter nichts.«
    Empört und wütend g’worden ist gerade noch jemand. »A bisserl derb?«, fauche ich. Mein unverdauter Schrecken schlägt in Aggressivität um. »Sagen Sie, warum geben Sie sich eigentlich manchmal so bajuwarisch, Frau Waskovic? Ihre Heimat liegt doch sicher weiter östlich.« Ohne Zweifel, mir gehen gerade die Pferde durch, aber das passiert mir immer, wenn sich ein gewisser Dialekt mit überheblicher Ignoranz paart. Mein erster Chef, Fisimatenten-Brandl, von Brandl & Kuhnert, einer der angeblich renommiertesten deutschen Detekteien, hat mich in dieser Hinsicht fürs Leben versaut.
    »Ich wüsste nicht, was das hier zur Sache tut«, schmollt die Kaulquappe, und sie hat völlig recht. »Aber es stimmt, ich stamme aus der Ukraine. Mein Deutschlehrer kam allerdings aus Garmisch.«
    Welch haarsträubende Diskussion habe ich da angezettelt! »Sorry, ich war unverschämt. Lassen wir das und kommen zum Thema zurück: Was Ihren Mann betrifft: In meinen Ohren klang er weder wütend noch empört, sondern einfach nur kaltblütig.«
    »Ach was, Sie kennen ihn eben nicht!« Die Kaulquappe wirft demonstrativ ihr Haar zurück. »Bert weiß sich zu beherrschen, aber unter der Oberfläche brodelt es, da kocht sein Temperament. Wenn er gereizt ist, sagt er gern einmal unschöne Dinge.«
    »Und erteilt gern unschöne Aufträge«, füge ich hinzu, wofür ich einen tadelnden Blick ernte.
    »Der Mann, mit dem er gesprochen hat, ist Ernst Kemper, die
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