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Wilde Erdbeeren

Wilde Erdbeeren

Titel: Wilde Erdbeeren
Autoren: Edna Meare
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Innenstadt. In Gedanken war er schon bei der Party, zu der der Klinikchef heute Abend geladen hatte.
    Er hatte null Bock dorthin zu gehen.

Kapitel 2
    Er kam nicht nach Hause. Nun ja, wirklich erwartet hatte sie das auch nicht, denn Phillip ignorierte dieses Datum seit nunmehr gut und gerne zehn Jahren. Wahrscheinlich wusste er inzwischen gar nicht mehr, wann sie Geburtstag hatte und wie alt sie war! Ja, der Geburtstag seiner Mutter und sein eigener, die wurden groß gefeiert. Schließlich würde Phil irgendwann die Villa und das gesamte Vermögen erben, das sein Vater der Mama hinterlassen hatte. Da musste man sich ihr gegenüber schon ein wenig kooperativ und freundlich zeigen. Aber bei der ungeliebten Frau brauchte man sich nicht zu verstellen. Die konnte man behandeln wie ein überflüssiges Möbelstück, das man längst ausgetauscht hatte und von der man sich scheiden lassen würde, wenn das nicht so unbequem gewesen wäre und teuer kommen würde.
    „Wieso lässt du dir das gefallen, Mel?“, fragte ihre Freundin Kati sie immer wieder. Melanie wusste keine Antwort darauf, jedenfalls keine, die in Katis Ohren plausibel klang. Aber es war nun mal tatsächlich so, dass Melanie Phil immer noch liebte und dass sie sich – hoffnungslos altmodisch! – an ihren Treueschwur gebunden fühlte, den sie vor neunzehn Jahren abgelegt hatte.
    Ja, sie glaubte an diesen Eid, auch wenn ihr Mann sich nicht daran hielt und sie wahrscheinlich mit jeder Schwester und jeder Assistenzärztin betrogen hatte, die in den vergangenen Jahren auf seiner Station gearbeitet hatten. Ein paar Patientinnen dürften auch dabei gewesen sein, aber das wusste Melanie nicht so genau. Sie wollte es auch gar nicht wissen. Schlimm genug, dass sie mit einem notorischen Fremdvögler verheiratet war Da musste sie nicht auch noch die Anzahl seiner wechselnden Bettgenossinnen oder womöglich noch deren Namen wissen!
    Abrupt wandte sie sich von dem Fenster ab, vor dem sich ein sonniger Sommerspätnachmittag langsam in einen angenehm warmen Sommerabend verwandelte. Jetzt bereute sie es, Kati abgesagt zu haben. Es wäre sicher doch ganz nett gewesen, mit der Freundin auf der Terrasse zu sitzen und gemeinsam ein Fläschchen zu köpfen. Aber jetzt war es zu spät. Für heute Abend hatte Kati schon etwas vor und alleine trinken machte keinen Spaß.
    Ratlos sah Melanie in das elegant eingerichtete Wohnzimmer. Das Haus hatten sie vor zehn Jahren gekauft. Ein Reiheneckhaus, das viel zu groß war für sie beide. Aber Phillip hatte unbedingt etwas Eigenes haben wollen, weil er glaubte, dass er sich das als Chefchirurg und Oberarzt eines großen Krankenhauses schuldig war.
    Gut, er hätte auch in die Villa seiner Mutter ziehen können. Aber unter Marthas Adleraugen hätte Phil seine erotischen Abenteuer nicht so ungehemmt ausleben können und diese Konsequenz wollte Phil auf gar keinen Fall annehmen. Also waren sie in dieses Haus gezogen, hatten es mit schicken Designermöbeln ausgestattet und fühlten sich darin in etwa so wohl wie in den Verkaufsräumen eines Bestattungsunternehmens.
    Draußen fuhr ein Wagen in die Zufahrt zur Garage. Verwundert runzelte Melanie die Stirn. Hatte sich jemand verfahren oder kam Phillip tatsächlich schon nach Hause? Die Antwort erhielt sie von dem quietschenden Garagentor, das sie schon x-mal geölt hatte. Nur wenige Minuten später klappte die Verbindungstür, Schritte klackten auf dem Steinfußboden der Diele, dann betrat Phillip das Wohnzimmer. Bei seinem Anblick schlug Melanies Herz immer noch ein bisschen schneller. Wie er da stand, groß, schlank, dunkelhaarig hätte sie sich sofort aufs Neue in ihn verlieben können. Nein, es war nicht wirklich ein Wunder, dass ihm die Frauen zu Füßen lagen! Ein Mann, der so gut aussah und eine derart erotische Ausstrahlung hatte, war für jedes weibliche Wesen eine wandelnde Verführung. Und verführen, das konnte er!
    Beim harten Klang seiner Stimme zuckte sie wie ertappt zusammen.
    „Wieso bist du noch nicht umgezogen?“
    „Umgezogen?“ Ratlos sah sie ihn an. „Wieso, weshalb?“ Im selben Moment flammte eine Hoffnung in ihr auf. Hatte er ihren Geburtstag doch nicht vergessen und wollte sie jetzt chic ausführen? In ein Restaurant vielleicht oder…?
    „Mein Gott, du dummer Trampel!“ Phils gemeine Stimme ließ den kurzen Hoffnungsfunken zerplatzen. „Hast du es mal wieder vergessen? Wie kann man nur so blöd sein!“ Vor Zorn hieb er mit der Faust gegen die Türzarge. „Seit sechs
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