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DS051 - Der gefleckte Hai

DS051 - Der gefleckte Hai

Titel: DS051 - Der gefleckte Hai
Autoren: Kenneth Robeson
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1.
     
    Matecumbe ist eine der größten Inseln der sogenannten Florida Keys, Jep Dee verbrachte dort zwei Wochen, in denen nichts Außergewöhnliches geschah. Täglich zweimal, einmal morgens und einmal abends, machte Jep Dee Jagd auf Langusten. Das heißt, er behauptete Jagd auf Langusten zu machen.
    Die karibischen Langusten haben eine bedenkliche Ähnlichkeit mit den Flußkrebsen in den Bächen Missouris, aber in den Restaurants werden sie als »Florida-Hummer« serviert Wenn man ihnen Zeit läßt, können sie ein Gewicht bis zu fünfzehn Pfund erreichen, nicht anders als die richtigen Hummer, doch das kommt nicht häufig vor. Die meisten karibischen Langusten, die gefangen werden, sind ziemlich dürftig. Im Volksmund heißen sie Crawfish, und wenn sie, richtig zubereitet werden, geben sie eine schmack- und nahrhafte Speise ab.
    Dennoch aß Jep Dee nie einen Crawfish, den er gefangen hatte. Tatsächlich, doch das war ein streng gehütetes Geheimnis, fing er keinen einzigen Crawfish selber. Er kaufte die Langusten von einem alten Kerl, der auf einer benachbarten Insel hauste. Der alte Kerl verdiente sich seinen Lebensunterhalt, soweit von einem Lebensunterhalt überhaupt die Rede sein kann, indem er den Markt mit Langusten belieferte.
    Jep Dee unternahm erst gar nicht den Versuch, einen Crawfish zu fangen. Er erzählte nur einen Haufen Lügen darüber, wie er die Langusten zu fangen pflegte. Zum Beispiel erzählte er, wie er bei Tag in die Löcher zwischen den Korallen langte und unter die Felsen an der Küste tauchte, um die großen Langusten herauszuholen, bei Nacht ruderte er angeblich sein Boot über die Klippen und hatte eine Benzinlampe im Bug. Er wartete, bis die Augen einer Languste im Wasser auf glühten wie die Augen einer Katze im Scheinwerferkegel eines Autos auf einem dunklen Highway, dann spießte er die Languste mit seinem kleinen Dreizack auf. In Wahrheit spießte er nur einmal aus Versehen sein rechtes Bein auf.
    Jep Dee hatte eine Nase und Fäuste, die aussahen, als hätte er in seiner Jugend einen schweren Unfall erlitten. Seine Lippen waren dünn und verkniffen, man merkte ihnen an, daß Dee nicht sonderlich gesprächig war. Die Sonne hatte ihn verbrannt, und der Seewind hatte seine Haut zu Leder gegerbt. Er war ungefähr einen Fuß kleiner als die meisten Männer und annähernd einen Fuß breiter.
    Eines Abends war Jep Dee betrunken und prahlte, er könne es mit Wildkatzen aufnehmen, die zusammen soviel wogen wie er. Im Moment waren Wildkatzen nicht verfügbar, aber er hielt sich ausgezeichnet gegen vier Fischer und drei Matrosen, die seine Großmäuligkeit satt hatten und sich ihn Vornahmen. Über diese Prügelei wird auf Matecumbe immer noch gesprochen, sie ist das beliebteste Konversationsthema. Vorher war das beliebteste Konversationsthema der schwere Hurrikan von 1934.
    Jep Dee bezahlte vierzehn Dollar und fünfundneunzig Cents für das Boot, mit dem er zum ›Fischen‹ fuhr. Es war zwölf Fuß lang, hatte Planken aus Zypressenholz, ein rostiges Eisenschwert, zwei Riemen und ein dreckiges, geflicktes Segel.
    In der vierzehnten Nacht segelte Jep Dee zum letztenmal mit seinem Boot auf’s Meer, fand, was er suchte, und kam nicht wieder.
     
    Der erste Mensch, der Jep Dee danach begegnete, war ein Student in einer Jolle. Mittlerweile waren Wochen vergangen. Zunächst hatte er den Eindruck, ein Büschel Seegras wäre an den Strand gespült worden, seine zweite Vermutung war, daß dort ein Balken lag.
    Glücklicherweise rang er sich dazu durch, an Land zu gehen und sich zu überzeugen.
    Er war unterwegs zu den Dry Tortugas, um sich die Flamingos anzusehen, die in den Vereinigten Staaten und in ihrer Umgebung ungefähr so rar geworden waren wie Bisons. Er hatte Ferien. Er befand sich im Lee einer kleinen Koralleninsel und war sechzig Meilen von Key West entfernt. Die Insel hatte keinerlei Vegetation, sie war fast so nackt wie Jep Dee.
    Jep Dees Stimme war so heiser, daß er nicht einmal mehr seinen Namen sagen konnte, daher wurde er für die Zeitungen zum »nicht identifizierten Mann«. Seine Kleidung bestand aus einem Strick, der vier Fuß lang und einen Zoll dick war. Der Strick war um Dees Hals geknotet, aber nicht so, als hätte Dee oder jemand anders beabsichtigt, ihn aufzuhängen. Vom Kopf bis zu den Füßen bestand Dee nahezu ausschließlich aus Verletzungen, dafür verantwortlich waren Tropensonne und Salzwasser und die Tatsache, daß die Krebse nicht hatten warten wollen, bis er tot
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