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Wie viel kann eine Frau ertragen

Wie viel kann eine Frau ertragen

Titel: Wie viel kann eine Frau ertragen
Autoren: Anni Schwarz
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sollte eine Wohnung für „uns“ oder doch nur für Mehmed gebaut werden?
    Auf einmal redete Mehmed nur noch von seiner Wohnung, die oben gebaut und auch ausgebaut werden sollte. Da sollte noch mehr Geld hingeschickt werden. Und er sprach auf einmal von dem Besuch bei seinen Eltern. Er wollte auf jeden Fall sehen, wie weit es mit dem Haus war. Wenn er dann dahin fahren würde, dann aber auch für länger als nur ein paar Wochen. Aber sicher doch, mein Schatz, so wie du es möchtest! Es ist für mich doch kein Thema.
     
    Nachdem wir es geklärt hatten, buchten wir für meinen immer noch sehr geliebten Schatz seinen Urlaub, und zwar für sieben Wochen. Am 20. September, laut seinen Papieren aus der Türkei, hatte mein Mann Geburtstag. Aber fliegen sollte er dann doch erst mal nach seinem Geburtstag, und zwar am 22. September, womit er auch einverstanden war. Was mir in dieser Zeit aufgefallen war, wenn wir uns unterhalten haben, dass mein Mann mir immer wieder gesagt hatte, dass er Angst hätte, dahin zu fahren. Ich beruhigte ihn dann immer wieder: „Warum, mein Schatz, du fliegst doch zu deinen Eltern. Du hast deine Eltern schon sechs Jahre nicht gesehen!“
    Wie blind war ich auch da, dazu kam noch, dass ich auch taub wurde. Dass dieser Urlaub mein Leben verändern würde und warum mein Mann Angst hatte, würde ich erst viel später erfahren und begreifen.
    Nach der Kündigung im Alten- und Pflegeheim beantragte ich nach Rücksprache mit meinem Psychiater noch eine Reha-Maßnahme. Natürlich wieder mit meiner Tochter. Auch diese Kur wurde genehmigt, diesmal für sechs Wochen.
    Also, wir sollten am 17. August 2006 dann nach Möhnesee fahren und die sechs Wochen waren aber am 28. September dann zu Ende. Mein Mann würde aber am 22. September fliegen und da wären wir ja auch nicht da. Oh Gott, es war ja auch schon alles gebucht und auch bezahlt. Also, wir konnten es nicht mehr verhindern, dass Mehmed kurz nach seinem Geburtstag in die Türkei fliegen würde. Ich aber würde noch in der Kur sein, weil Mehmed Bettina nach drei Wochen Aufenthalt abholen würde. Sie müsste dann zur Schule. Ich konnte dann aber die Kinder nicht alleine lassen. Für mich war es doch ganz klar, dass ich dann meine Kur verkürzen würde, damit mein Mann in Ruhe in die Türkei fliegen könnte. Auch hier richtete ich mich nach meinem Mann, er war für mich sehr wichtig.
    Am 20. September, am Geburtstag von Mehmed, bin ich dann nach dem Frühstück von Möhnesee weggefahren. Ich war dann mittags zu Hause. Meine Kinder haben sich sehr gefreut, endlich Mama zu Hause zu haben. Ich aber auch, mir ging es auch so weit ganz gut. Ich freute mich sehr, meinen Mann zu sehen und auch zu spüren, ich hatte ihn die ganze Zeit vermisst. Ich wollte mich an ihn drücken, in seinen Armen liegen, einfach seine Nähe genießen.
    Mehmed wusste nichts von meinem Überraschungseffekt an seinem Geburtstag. Ich wollte ihn doch überraschen. Er hat an dem Tag nicht gearbeitet, aber zu Hause war er auch nicht. Nachdem mein Mann die Kleine abgeholt hatte, waren die Kinder sehr oft alleine zu Hause, gekocht hatte Mehmed für die beiden in diesen zwei Wochen auch sehr selten.
    Kurz vor 24.00 Uhr kam mein Mann dann doch endlich nach Hause. Er war auch überrascht, mich zu Hause zu sehen. Ich aber war glücklich, wieder zu Hause und in der Nähe meines Mannes zu sein. Ich liebte diesen Menschen mehr als mich selbst.
    Am nächsten Morgen, nach dem Frühstück, ist Mehmed wieder nach Bremen weggefahren. Auch diesen Tag verbrachte ich ohne ihn. Er kam sehr spät nach Hause. Am 22. September, es war Freitag, ist er auch nach Bremen weggefahren, um letzte Sachen zu erledigen. Am späten Nachmittag war er da, weil sein Flugzeug um 23.00 Uhr ging und wir meinen Mann noch nach Hamburg wegbringen mussten. Bevor er dann geflogen ist, hatten wir auch besprochen, dass mein Mann uns andere Eheringe mitbringt.
    Dass ich meinen Mann, der jetzt so war, wie er war, nach seiner Reise in die Türkei nicht mehr haben würde, das hätte ich mir nie träumen lassen können. Es war wie ein Albtraum, aus dem ich nicht aufwachen konnte.
     
    Wir, Matthias, Bettina und ich, haben meinen Mann nach Hamburg weggebracht und sind dann auch gleich nach Hause. Um ein Uhr nachts waren wir dann zu Hause. Danach alle ins Bett und morgens konnten wir natürlich länger schlafen, weil es dann Sonnabend war.
    Ich war zu der Zeit arbeitslos, bekam auch nicht so viel Geld, als wo ich gearbeitet habe. Unser
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