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Wie viel kann eine Frau ertragen

Wie viel kann eine Frau ertragen

Titel: Wie viel kann eine Frau ertragen
Autoren: Anni Schwarz
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mehr, nicht mal zum Laufen.
    Das Wichtigste für mich war am Ende die bestandene Prüfung und auch dieser Schein, wovon so vieles für meinen Schatz abhing. Was tut eine Frau nicht alles, um ihren lieben Mann doch glücklich zu sehen. Ja, ich glaube, in unserer Beziehung waren die Rollen vertauscht.
     
    In der Zeit, wo mein Mann als Selbstständiger arbeitete, ging es uns finanziell ganz gut. Ich wusste, was er verdiente, und das Geld stand dann auch für uns zur Verfügung, nicht nur für ihn. Die Selbstständigkeit hatte er nur drei Jahre ausgeübt. Obwohl sein Geschäft gut lief, wollte mein Mann nicht mehr mit dem LKW fahren. Er wollte wieder als Aushilfe arbeiten, da wusste ich noch nicht so recht, wa-rum? Jahre später wurde mir klar, warum Mehmed aufgehört hatte, als LKW-Fahrer zu arbeiten.
     
    Nach Brinkum, da war ich auch nicht so lange als Pflegedienstleitung beschäftigt, bin ich dann wieder als Nachtwache gegangen. Nachts war ich alleine, die Verantwortung für meine Arbeit habe ich dann alleine getragen. Dadurch, dass ich nachts weg war und meinen Mann sehr selten gesehen habe, reichte ich einen Urlaubsantrag ein für das Wochenende im Dezember 2003.
    Dieses Wochenende werde ich nie vergessen. Ich wollte unbedingt Urlaub nehmen, damit wir ein schönes Wochenende verleben konnten. Aber Mehmed hat sich was anderes vorgenommen. Er hatte gar nicht vor, zu Hause zu bleiben. Er verbrachte seine Zeit lieber in Bremen als zu Hause mit uns. Nach dem Frühstück zog er sich an und wollte weg. Ich aber wurde immer lauter und schrie ihn an, er sollte zu Hause bleiben. Er aber schrie zurück, dass er nicht zu Hause bleibt, sondern nach Bremen fährt. Da merkte ich erst, dass ich mich gar nicht unter Kontrolle hatte. Nach diesem Stress ist er dann doch weggefahren. Ich blieb alleine mit meinen Kindern. Dieses Wochenende, am 13. und 14. Dezember, habe ich nur geweint. Meine armen Kinder haben es wieder mal gesehen, dass es ihrer Mutter schlecht ging.
     
     
     

Ruhigstellung
     
     
    Am Montag bin ich dann erst mal zum Psychiater. Ich hatte ihm dann erzählt, wie das Wochenende gelaufen ist, dass ich mich nicht unter Kontrolle hatte. Die ganze Zeit habe ich dann nur geweint. Der Arzt hatte bei mir mittelschwere Depressionen festgestellt, mich gleich für vier Wochen krankgeschrieben und Antidepressiva-Tabletten habe ich dann auch bekommen. Das war auch das erste Mal, dass ich bewusst meine Depressionen wahrnahm. Irgendwie wunderte es mich auch gar nicht mehr, dass es zu diesen Depressionen kam. Nach so einem Leben bis dahin.
    Die Tabletten wirkten. Ich wurde dann doch ruhiger und auch diese Gleichgültigkeit, ob mein Mann zu Hause war oder nicht, kam nach der Einnahme dieser Antidepressiva dazu. Nach zwei Wochen sagte dann mein Mann zu mir: „Du bist jetzt so wie früher.“ Ja, ich habe dann auch keinen Stress geschoben, damit er zu Hause bleibt. Es passte doch wieder in sein Konzept.
     
    Anfang Februar stellte ich den Antrag zu einer Reha-Maßnahme und Bettina sollte mit. Dieser Antrag wurde innerhalb von fünf Tagen genehmigt, aber ohne die Kleine. Bettina wollte ich doch auch mitnehmen und so musste dieser Antrag neu bearbeitet werden.
    Ende März sind wir dann nach Horn-Bad-Meinberg gefahren. Ich bekam erst mal drei Wochen genehmigt. Insgesamt aber war ich mit der Kleinen fünf Wochen in dieser Reha.
    Das Beste, was mir in dieser Reha passierte, war, dass ich meine Freundin aus Nordrhein-Westfalen kennengelernt hatte.
     
     
     

Was tut man nicht alles
     
     
    Nachdem wir wieder zu Hause waren, ging es für mich mit der Nachtwache im Altenheim weiter. Ich arbeitete sehr gerne nachts, es hatte was. Mein Mann dagegen verbrachte seine Nächte, wenn er nicht arbeitete, weiterhin in Bremen. Sehr oft war es dann so, dass wenn ich nach der Arbeit nach Hause kam, kam er erst nach seiner langen Nacht aus Bremen. Normalerweise hätte ich da schon meine Augen aufmachen und auch ihn damit konfrontieren sollen, dass er mich betrügen und belügen würde. Aber ich wollte diese Auseinandersetzung nicht haben. Ich glaube, ich hatte einfach Angst vor der Wahrheit. Ja, so war es auch!
     
    Das andere war, dass sein Schwager genug Schwarzgeld hatte, und wusste nicht, wie er das Geld wechseln kann. Es war gerade die Zeit, wo die Geldwährung gewechselt wurde von DM auf Euro. Wir bekamen gerade mal so nebenbei 20.000,– DM in die Hand gedrückt. 10.000,– DM haben wir ins Haus als Sondertilgung eingezahlt, die anderen
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