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Wie viel kann eine Frau ertragen

Wie viel kann eine Frau ertragen

Titel: Wie viel kann eine Frau ertragen
Autoren: Anni Schwarz
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Es war eine ganz junge Stimme von einem Mädchen oder doch einer Frau? Jetzt begriff ich langsam, was in der Türkei passiert sein könnte, aber wahrhaben wollte ich es nicht. Ich habe nur geheult, es konnte doch nicht wahr sein, was ich vermutete.
    Gegen Abend rief ich meinen Mann an, er drückte mich weg. Dann schrieb ich ihm eine SMS: „Hallo, mein Schatz, könntest du bitte nach Hause kommen, ich brauche dich.“ Ja, und plötzlich ging es, kurze Zeit später war er auch zu Hause. Ich war bei uns auf dem Dachboden, er kam ganz glücklich nach Hause, küsste mich voller Glück und war natürlich überrascht über meine Tränen.
    Dann sind wir alle runter in die Küche, haben da gegessen, ich konnte nichts essen. Es war eine sehr bedrückende Stimmung. Nach dem Essen sind wir dann nach oben, ich wollte mit ihm reden. Die Kinder sind dann in ihre Zimmer gegangen.
    Ich zeigte ihm seine Handyrechnung und fragte, ob er in der Türkei eine andere hätte. Er war sehr überrascht und gab es auch gleich zu. Ich brüllte ihn nur noch an, was er für ein Feigling wäre, in meinen Augen wäre er auch kein Mann, der lieber eine bittere Wahrheit sagt, als mit süßen Lügen lebt. Ein, zwei Wochen vorher versuchte er mir zu erklären, dass seine Verwandtschaft für ihn ein Mädchen ausgesucht hätte. Ich brüllte nur noch, dass sie alle mich nur ausgenutzt hätten und jetzt wegschmeißen und auch gegen eine Jüngere austauschen wollten. Ich war übrigens fast zehn Jahre älter als mein Mann. Die Frau in der Türkei war mindestens zwanzig Jahre und mehr jünger als mein Mann. Danach sprachen wir nicht mehr darüber.
    Jetzt hatte ich es schwarz auf weiß, dass er da eine andere hatte. Wir unterhielten uns an diesem Abend, ich war nur noch am Weinen, wusste nicht so recht, wie mir geschah. Aber eins wusste mein Mann die ganzen Jahre, ich liebte ihn mehr als mich, meine Kinder und dass ich ihn nie mit einer anderen Frau teilen würde. Er merkte jetzt, dass seine Felle wegschwammen.
    Das, was er versucht hatte, jetzt aufzubauen, war alles zusammengebrochen. Er wollte eine Frau in Deutschland, die für ihn und auch seine Verwandtschaft arbeiten sollte. Die andere Frau in der Türkei aber sollte für ihn Kinder bekommen. Von seinem Munde wusste ich, dass es solche Doppelehen gab. Eine deutsche Frau in Deutschland und die andere in der Türkei.
     
    Wie kaltblütig muss ein Mann sein, dass er ausgerechnet an diesem Abend mit mir schlafen wollte. Ich konnte es und ich wollte es auch nicht mehr mit mir machen lassen. Seine Umarmungen im Bett habe ich natürlich zurückgewiesen. Einen Satz sagte ich aber dann doch zu ihm: „Ich war mal deine, jetzt ist es vorbei!“ Mein Mann ist sofort eingeschlafen, ich aber konnte nicht. Meine Gedanken wanderten überallhin, nur nicht zu mir, ich konnte sie nicht kontrollieren.
    Dann bin ich nach oben gegangen, habe mich vor den Fernseher gesetzt. Was in der Glotze lief, das weiß ich gar nicht mehr. Die Zeit verging ganz langsam, in dieser Nacht habe ich auch sehr viel geweint und nur eine Stunde geschlafen.
    Morgens beim Frühstück, es war Freitag, sagte ich dann zu meinem „Schatz“: „Ich will und ich werde mit dir nicht mehr zusammenleben.“ Er schaute mich ganz verdutzt an, aber akzeptierte meine Entscheidung. Seine Sachen wollte er dann am anderen Tag abholen.
    Nach dieser Veranstaltung bei uns und den ganzen Umständen fiel langsam, aber sicher bei mir ein Groschen, warum mein Mann die ganze Zeit immer wieder von seinem Haus redete. Warum er Angst davor hatte, in die Türkei zu fliegen. Die Angst war bei ihm nur deswegen, dass es alles irgendwann rauskommen würde. Seine Vorstellungen und Wünsche würden doch jetzt nicht mehr erfüllt werden.
    Als Mehmed dann seine Sachen am Samstag abholen wollte, wussten meine Kinder, dass er ausziehen würde. Mehmed ging nach oben ins Schlafzimmer, um die Sachen zu packen. Bettina lief hinterher und weinte sehr, sie bettelte nur noch, dass ihr „Papi“ doch bei uns bleiben sollte. Da war sie erst zehn Jahre jung und ich konnte sie verstehen. Aber es würde nichts mehr bringen, denn mein Mann hat sich nicht für uns entschieden, sondern gegen uns. Es tat mir für die Kleine sehr leid, weil sie nur einen „Papi“ hatte, den leiblichen kannte sie nicht.
    Nachdem mein Mann seine Sachen alle mitgenommen hatte, nahm ich ihm den Hausschlüssel ab. Ich wollte nicht mehr, dass er bei uns ein und aus ging. Was er natürlich nicht wollte. Was er wollte,
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