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Schmetterball

Schmetterball

Titel: Schmetterball
Autoren: Andreas Schlueter , Irene Margil
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Trainingsfieber
    Wwwwwusch! Der Ball zog an Lennarts Ohr vorbei.
    »Schläfst du? Oder was ist mit dir los?«, fragte Linh. Ihr Ball war an Lennart vorbeigesaust, ohne dass der irgendeine Reaktion
     zeigte. So richtig konnte Linh sich über diesen Punktgewinn nicht freuen. Lennart war gar nicht bei der Sache und hatte ganz
     woanders hingeschaut. »Willst du jetzt trainieren oder nicht?«
    Linh hatte an diesem Nachmittag nur Lennart zuliebe ihr eigenes Training vorzeitig beendet, um ihm als Gegnerin zur Verfügung
     zu stehen. Und das bedeutete bei Linh wirklich viel. Gewöhnlich ließ sie keine einzige Trainingsminute ausfallen. Statt sich
     weiter auf der Matte zu verausgaben und neue Judogriffe zu üben, stand sie hier in der Halle an einer von mehr als zehn Tischtennisplatten.
    Wieder machte es »Wwwwusch«. Diesmal schoss ein Ball direkt an Linh vorbei. Doch der kam nichtvon Lennart, sondern war von einem der Nachbartische zur ihr hinübergeflogen. Linh hob den Ball auf und warf ihn zurück. »Wenn
     ihr mehr als einen Tisch zum Spielen braucht, sagt es ruhig!«, rief sie ihnen grinsend zu.
    Mit einem kurzen Kopfnicken bedankten sich die zwei und setzten ihr Spiel fort.
    Linh wandte sich wieder Lennart zu. »Und? Jetzt bei der Sache?«
    »Ich dachte, ich hätte jemanden meinen Namen rufen hören«, erklärte Lennart seine geistige Abwesenheit.
    Linh runzelte die Stirn. In der Halle herrschte ein riesiges Gewusel. Dicht an dicht waren die Tische für das Vorbereitungstraining
     der Stadtmeisterschaften aufgebaut worden. Die James-Connolly-Schule stellte einige Favoriten verschiedener Altersklassen.
     Lennart gehörte auch dazu. Die Bälle zischten nur so über die Tische, die Sohlen der Spieler quietschten über den Hallenboden,
     Freudenschreie und Flüche, Anfeuerungsrufe und laute verzweifelte Seufzer dröhnten durch die Halle. Wie sollte man da mitbekommen,
     wenn man gerufen wurde? Dennoch spitzte sie ihre Ohren und hörte noch mal genau hin. Und tatsächlich. »Lennart,Linh, kommt ihr mal?«, klang es von der Eingangstür. Dort stand Ilka, die heftig winkte.
    »Siehst du? Hab ich doch gesagt!«, triumphierte Lennart.
    Linh verbeugte sich vor Lennart, zog wie in einer Pantomime einen unsichtbaren Hut und sagte: »Respekt! Du hörst vermutlich
     auch das Gras wachsen.«
    »Ich frage mich nur, was jetzt so wichtig ist?«, muffelte Lennart. Er mochte es gar nicht, im Training gestört zu werden.
    Linh und Lennart legten ihre Schläger jeweils in die Mitte ihrer Spielfeldhälfte. Eigens dazu holte Lennart aus seiner Tasche
     einen alten Schläger, mit dem er keine Wettkämpfe mehr bestritt. Die beiden Schläger auf dem Tisch signalisierten: Hier wird
     nur kurz pausiert, der Tisch steht nicht zur freien Verfügung! Seinen Wettkampfschläger, mit dem er gerade trainierte, legte
     er seit Tagen kaum mehr aus der Hand. Fast konnte man glauben, er sei dort festgeklebt.
    Jetzt balancierte Lennart den Ball in kunstvollen Bahnen auf seinem Turnierschläger, während er gemeinsam mit Linh auf Ilka
     zuging, hinter der nun auch Michael auftauchte.
    »Wir unterbrechen nur kurz, okay?«, vergewisserte er sich noch schnell bei Linh.
    »Abwarten . . .«, bremste Linh ihn jedoch. »Mal sehen, was Ilka will.«
    Beide wussten, dass Ilka niemals ohne triftigen Grund hierhergekommen wäre.
    Ilka hielt Lennart ein Blatt entgegen. »Wichtige Neuigkeiten! Dein neuer Spielplan!«
    Lennart machte große Augen. »Neuer Spielplan? Wieso das denn?«
    »Wegen Krankheit«, erklärte Ilka. »Mehr steht da nicht.« Sie drückte Lennart einen Computerausdruck in die Hand.
    Lennart hasste Terminverschiebungen. Denn seine Form konnte sich allein durch unterschiedliche Tageszeiten verändern. Noch
     schlimmer aber waren Veränderungen in den Paarungen. Seit Tagen schon hatte Lennart sich im Geiste auf seinen ersten Gegner
     eingestellt und sein Training besonders auf dessen Stärken und Schwächen abgestimmt. Wenn der nun durch einen anderen ersetzt
     wurde, waren die vergangenen Tage für die Katz gewesen.
    Ilka sah Lennart über die Schulter und deutete mit ihrem Zeigefinger auf die entscheidende Stelle.»Siehst du? Hier steht es: Dein erster Gegner ist gestrichen und dadurch verschiebt sich der gesamte Plan. Hier ist der neue
     Gegner für dein erstes Spiel.«
    Lennart starrte auf den aktualisierten Wettkampfplan.
    Linh fragte Ilka staunend: »Wie hast du das denn rausgekriegt?«
    »Ich wollte mir Lennarts Spielzeiten im Kalender eintragen.
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