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Wie viel kann eine Frau ertragen

Wie viel kann eine Frau ertragen

Titel: Wie viel kann eine Frau ertragen
Autoren: Anni Schwarz
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Leben verlief relativ ruhig. Die Kinder waren morgens aus dem Haus, Bettina zur Schule und Matthias hat seine Ausbildung gemacht. Je länger Mehmed weg war, umso mehr vermisste ich ihn. Erst mal meine fünf Wochen Kur und jetzt noch sieben Wochen sein Urlaub in der Türkei. Es war sehr schwer, alleine mit den Kindern. Finanziell ging es uns dann auch nicht so gut. Irgendwann hatte ich kein Geld fürs Essen. Mein Mann rief aus der Türkei an und wollte seinen Urlaub noch um zwei Wochen verlängern. Aber klar machen wir es, nur für dich, mein Schatz. Du sollst dich da auf jeden Fall erholen und glücklich nach Hause kommen.
    Gott sei Dank kam unsere Lohnsteuer vom Finanzamt zurück. Ja, ich habe für meinen Schatz den Urlaub verlängert, so wie er es wollte, und dann noch 1.000,– Euro hingeschickt.
    Ich war so was von blöd, das kann man gar nicht beschreiben.
     
    Nach den neun Wochen kam mein liebster Mann, am 25. November um 6.00 Uhr morgens, endlich nach Hause. Wir haben uns sehr gefreut, als wir ihn am Flughafen gesehen haben. Seine Freude war aber nicht so, wie wir es von ihm früher kannten und auch im Grunde erwartet haben. Als Erstes mussten wir erst alle seine Sachen zum Auto schleppen. Den ganzen Weg bis zum Auto hat er nur telefoniert, sein Kommentar dazu war nur, dass es der Vater war.
    Als wir dann endlich die Koffer und auch die Taschen im Auto hatten, mein Mann dann wie selbstverständlich auf dem Fahrersitz Platz nahm, die Kinder saßen beide hinten und ich auf dem Beifahrersitz, bekam ich dann meine zwei Pflichtküsschen. Also, nach neun Wochen, die Mehmed in der Türkei, und auch die fünf Wochen, die ich zur Kur war, hatte ich nicht mehr verdient als nur die zwei armseligen Küsschen. Mit meinem Bauchgefühl und auch Herzen spürte ich, dass etwas in der Türkei passiert war, warum mein Mann jetzt ganz anders war.
    Auf dem Weg nach Hause, auf der Autobahn, gab mir mein Mann die versprochenen Eheringe, die er, nachdem ich ihm 1000,– Euro schickte, gekauft hatte. Ja, irgendetwas stimmte nicht mit ihm, aber ich wusste noch nicht, was es war.
     
    Zu Hause angekommen, rief er sofort eine Nummer in der Türkei an, die ich nicht kannte. Er meinte nur, es wäre die Nummer von seiner Tante. Ich habe mir auch nichts Böses dabei gedacht. Nach dem Frühstück, Mehmed schlief diese Nacht nicht und auch unsere Nacht war kurz, sind wir dann ins Bett. Als wir im Bett waren, wollte ich natürlich mit meinem Mann schlafen, aber sein Kommentar war nur, er sei so müde. Nach so einer langen Zeit braucht mir keiner zu erzählen, wenn er in dieser Zeit keinen Sex hatte, dass er müde sei. Dann ist Mann oder auch die Frau so ausgehungert, dass die Müdigkeit nach dem Sex kommt. Ja, so war es.
    Er war jetzt ganz anders, als er weggefahren ist. Er verhielt sich anders, es interessierte ihn auch nicht, wie es in den neun Wochen gelaufen ist. Mehmed zog es nur noch nach Bremen, morgens nach dem Frühstück ist er gefahren, ob er dann abends aber nach Hause kommen würde, wusste ich nicht. Wenn er dann abends nicht da war und ich nachts nicht schlafen konnte, rief ich ihn auf seinem Handy an, aber er drückte mich einfach weg. Wir stritten uns immer mehr. Ich fragte ihn immer wieder, was mit ihm los war, warum er sich so verändert hatte. Seine Ausreden waren immer gleich, er brauche Zeit, um das, was er da gesehen hatte, zu verarbeiten. „Und was war es, was du da gesehen hast?“, fragte ich ihn dann. Seine Antwort war dann: „So viele arme Kinder am Straßenrand.“ Ich konnte es ihm nicht glauben, weil er es kannte, er ist da geboren. Ich spürte, dass es was anderes war. Die Antwort würde mir seine Handyrechnung liefern.
     
     

Das Geheimnis wird gelüftet
     
     
    Die Handyrechnungen wurden auch von meinem Konto abgebucht. Am 16. Februar 2007 kam seine Rechnung vom Handy. Ich hatte den Brief aufgemacht und traute meinen Augen nicht, was ich da sah. Es waren 180,– Euro, die mein Mann in einem Monat vertelefoniert hatte. Ich dachte nur, mich tritt ein Pferd. Ich wusste nicht, was ich denken sollte, wo mir der Kopf stand. Wo war mein Mann in diesem Moment? Aber natürlich doch in seinem zweitem Zuhause, Bremen. Ich rief ihn auf dem Handy an und fragte, wann er denn nach Hause kommen würde. Er wurde lauter und meinte nur, jetzt nicht.
    Nachdem ich mich von diesem Schock einigermaßen erholt hatte, rief ich ganz einfach die Nummer an, die dreimal auf der Rechnung erschien mit Sprechzeiten bis zu drei Stunden.
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