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Dann klappt's auch mit dem Doktor

Dann klappt's auch mit dem Doktor

Titel: Dann klappt's auch mit dem Doktor
Autoren: Caroline Lenz
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Kapitel 1
    Sanft liebkosen seine Lippen meinen Nacken. »Du bist unglaublich«, keucht er. Schweiß rinnt über meinen Körper. Ein wohliges Kribbeln breitet sich von meinem Unterleib über den gesamten Körper aus. Mein Mund öffnet sich zu einem lustvollen, hemmungslosen Schrei, der gnadenlos vom Kreischen meines Weckers übertönt wird. »O Phil …« Verwirrt blinzele ich in den Sonnenstrahl, der sich durch die Bambusrollos an meinem Schlafzimmerfenster hindurchgemogelt hat. Was ist los? Eben noch hatte ich den besten Sex meines Lebens mit Philipp Lahm und jetzt das: der Wecker. Schweißgebadet liege ich in meinem Bett und fühle mich einfach nur erschlagen. Es ist siebzehn Uhr, die Julisonne hat mein Schlafzimmer auf Höchsttemperaturen geheizt, und der Wecker kreischt immer noch unbarmherzig. Dummerweise steht er mal wieder am anderen Ende des Nachttisches. Meine unkoordinierten Schläge nach dem Ding führen dazu, dass es runterfällt und unter mein Bett kullert. Nach einem kurzen Kampf habe ich den Quälgeist endlich zum Schweigen gebracht, falle zurück in die Kissen und versuche Herr oder, besser gesagt, Frau der Lage zu werden.
    Warum liege ich an einem heißen Sommertag im Bett, bin völlig erledigt und werde um siebzehn Uhr geweckt? Ich bin verwirrt, doch mit einem Schlag trifft mich die Erkenntnis: Nachtdienst. Ich bin keine Spielerfrau, sondern Kinderärztin in einer der besten Kinderkliniken unseres Landes und … nein, nicht stolz darauf, sondern einfach nur müde. Es ist welcher Tag auch immer in einer langen, nicht enden wollenden Nachtdienstwoche, und ich muss um zweiundzwanzig Uhr zur Arbeit. Das macht es nicht besser.
    Wieso eigentlich Philipp Lahm? Fußballer waren bislang nicht mein Typ. Nach einigen Minuten intensiven Nachdenkens findet sich auch dieses Rätsels Lösung. Verursacher dieses wilden Post- WM -Sommermärchen-Traumes ist eindeutig Familie Güngür. Am frühen Morgen hatte sie ihr jüngstes von sechs Kindern, Philipp, bei mir in der Notfallambulanz vorgestellt. Nach Ahmed, Zeki, Özlem, Funda und Tuncay hatte kurz nach der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 Philipp Güngür das Licht der Welt erblickt. Ein Schelm, wer sich bei dieser Namensgebung wundert. Es stellte sich heraus, dass das Ehepaar Güngür keinen Namen für ihr sechstes Kind gefunden und sich darauf geeinigt hatte, dass der damals noch ungeborene Sohn so heißen sollte wie der Fußballer, der bei der WM das erste Tor schießen würde. Das war nun mal Philipp Lahm. Es hätte auch ein Miroslav Güngür werden können. Oder ein Alvaro Güngür …
    Als ich das nächste Mal die Augen öffne und einen Blick auf den Wecker werfe, zeigt er zwanzig Uhr fünf an. Schon so spät? Mist! Ich muss wieder eingenickt sein. Lustlos steige ich aus dem Bett, öffne die Fensterrollos, um die immer noch warme Abendsonne hereinzulassen und genieße den Blick auf meine wunderschön bepflanzte Terrasse. Dieser idyllische Moment dauert genau drei Sekunden, vielleicht auch nur zwei. Alle, aber auch wirklich alle meiner liebevoll und genau aufeinander abgestimmt gepflanzten Blumen, Kräuter und Stauden lassen die Köpfe hängen. Sch… Sonne! Sch… Hitze! Eine Kinderärztin spricht das böse S…-Wort natürlich niemals aus! Andere nicht jugendfreie Worte nimmt sie dagegen ganz gerne mal in den Mund. O Mann, das wird knapp, ausgerechnet heute! Gestern war ich auch schon spät dran und mein Kollege stinksauer. Aber jammern nützt da jetzt nichts. Mit der Gießkanne bewaffnet, flitze ich auf die Terrasse und versuche meine Blumen zu retten. Sechs Kannen später ist es fast geschafft.
    Â»He, Sie da! Frau Plüm! Passen Sie gefälligst auf!«, bellt meine Nachbarin Frau Beier mich von ihrem Balkon ein Stockwerk tiefer aus an.
    Â»Was ist denn?«
    Â»Was ist?! Schauen Sie doch! Sie setzen den Balkon Ihrer Nachbarn unter Wasser!« Mit drohend gerunzelter Stirn steht sie auf ihrem Balkon und beobachtet mich argwöhnisch. Ich folge ihrem Blick. Tatsächlich, da ich den Wasserverlust meiner armen Blumen großzügig ausgeglichen habe, tropft das überschüssige Wasser stetig aus den Töpfen auf den Balkon unter mir. Frau Beiers Balkon liegt blöderweise direkt daneben.
    Â»Ach, die paar Tropfen, das trocknet wieder«, versuche ich abzuwiegeln.
    Â»Also, das ist ja wohl die
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