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Wie du befiehlst

Wie du befiehlst

Titel: Wie du befiehlst
Autoren: Kerstin Dirks
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bitte?«
    Â»Ich merke, dass du dich mit mir nicht wohl fühlst«, sagte er verständnisvoll.
    Â»Nein, das stimmt nicht.« Und das war die Wahrheit. Sie fühlte sich nicht seinetwegen unwohl, sondern weil ihr die Situation nicht gefiel.
    Â»So was kommt öfter vor, als du vielleicht glaubst. Wenn sich Partner uneinig sind und der eine nur deshalb mitmacht, um den anderen nicht zu enttäuschen.«
    Sie seufzte. Wohl wahr. Und da Andrew immer noch Feuer und Flamme für diese fixe Idee zu sein schien, sah sie auch keine Möglichkeit, aus der Sache rauszukommen, ohne noch größeren Schaden in ihrer Beziehung, die ihr wichtig war, anzurichten. Was also sollte sie tun?
    Â»Setz dich nicht unter Druck«, riet Espen ihr, und er hatte recht. Es brachte nichts, sich ständig zu sorgen. »Es soll Spaß machen, eine Bereicherung für uns sein. Bei einer Partnerin, die mich spüren ließe, dass sie nur aus Gefälligkeit mit mir schläft, wäre es auch für mich vergeudete Zeit.«
    Sie hatte zum ersten Mal, seit sie Espen getroffen hatte, das Gefühl, hinter seine kühle Fassade blicken und den Menschen sehen zu können. Dieser Umstand machte ihn un­erwartet interessant. Überhaupt schien er sie viel besser zu verstehen, als sie anfänglich gedacht hätte.
    Â»Klingt beinahe, als käme da eine romantische Ader durch. Gefühle müssen also im Spiel sein, damit du es genießen kannst?«
    Â»So ist es. Mehr als das. Es muss …« Er rieb die Daumen- und Zeigefinger aneinander, während er nach dem richtigen Wort suchte. »… Leidenschaft sein.«
    So hatte es Melissa bisher nicht betrachtet. Und es kam ihr auch jetzt nicht ganz schlüssig vor.
    Â»Wie soll Leidenschaft entstehen, wenn man den anderen kaum kennt, ihn nicht liebt?«
    Â»Liebe ist das I-Tüpfelchen. Aber der Funke, der die Leidenschaft entzündet, ist das Begehren.«
    Sie schmunzelte. »Begehren. Verstehe. Na ja, dafür müsste man wohl erst mal begehrenswert sein, um Begehren zu wecken.«
    Â»Denkst du etwa, dass du das nicht könntest?« Er hatte so ziemlich ihre Gedanken erraten, aber das wollte Melissa nicht zugeben.
    Â»Du bist eine attraktive Frau«, sagte er sanft und beugte sich dabei vor, stützte die Ellbogen auf den Tisch und blickte ihr direkt in die Augen. Jetzt konnte sie wieder die unterschiedlichen Iriden erkennen. Das rechte Auge wirkte viel heller.
    Â»Und ich finde dich begehrenswert.«
    Die Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Sie klangen nicht nur ehrlich, sie waren es auch. Melissa spürte es, ebenso wie das Glühen ihrer Wangen. Und sein Blick, der in der Tat begehrlich war, tat sein Übriges, verwandelte das Glühen in ein Brennen. Auf solche Weise war sie lange nicht mehr angesehen worden. Sie nahm rasch einen Schluck von ihrem Getränk und fächelte sich frische Luft zu. Der Abend schien ja doch noch ganz interessant zu werden.
    Â»Du willst mich offenbar verführen. Es war gut, keinen Alkohol zu bestellen.«
    Â»Wenn ich es drauf anlegte, würde es auch ohne Rauschmittel funktionieren.«
    Sie nickte beeindruckt. »Selbstbewusst bist du ja, das muss man dir lassen.«
    Â»Vor allem bin ich erfahren.«
    Er lachte, aber dann verwandelte sich sein leidenschaft­licher Blick zurück, wurde wieder kühl und in gewisser Weise auch berechnend. Melissa war dieser Blick aber viel lieber als der sehnsüchtige von eben. Der hatte es vermocht, sie tatsächlich zu berühren und … zu verunsichern.
    Â»Mir ist so vieles immer noch nicht klar, aber ich würde es gern verstehen.«
    Er hob eine Braue.
    Â»Wenn du Serena liebst, davon gehe ich jetzt einfach mal aus, warum willst du dann mit anderen Frauen schlafen?«
    Â»Serena und ich führen eine offene Beziehung. Seit einigen Jahren. Wir haben erkannt, dass unsere Beziehung aufre­gender und leidenschaftlicher geworden ist, seit wir auch zu anderen Männern und Frauen sexuelle Kontakte haben. Es ist ein Spiel. Die Regeln sind klar. Wir wissen beide, worauf wir uns einlassen.«
    Melissa verstand es noch immer nicht wirklich.
    Â»Für mich wäre das nichts.«
    Â»Also ist es so, wie ich es mir dachte.«
    Sie seufzte. »Ja, wahrscheinlich. Ich wollte Andrew nicht enttäuschen.«
    Â»Weiß er das?«
    Â»Ja, nein, vielleicht. Ist eigentlich auch egal.« Sie blickte zu dem leeren Stuhl neben sich.
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