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Die Spur fuehrt nach Tahiti

Die Spur fuehrt nach Tahiti

Titel: Die Spur fuehrt nach Tahiti
Autoren: Alfred Weidenmann
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Ein Mann geht in die Luft

    Er starrte während der ganzen Fahrt an der rechten Schulter des Taxifahrers vorbei in den Rückspiegel.
    Es war Sonntag, und es war um die Mittagszeit. Da hatte es auf dem Ku’damm nur wenig Verkehr gegeben. Deshalb fuhren sie auch schon eine ganze Weile über den Stadtring, auf die Gegend um den Spandauer Damm zu. Zum Flugplatz Tegel waren es nur noch wenige Kilometer.
    Er hatte es also beinahe geschafft.
    Aber eben nur beinahe.
    Noch konnte im allerletzten Moment ein Streifenwagen hinter ihnen aufkreuzen, mit seiner Sirene die anderen Autos abdrängen, sich mit quietschenden Reifen querstellen und das Taxi zum Halten zwingen.
    Unwillkürlich drehte er schnell den Kopf und blickte durch die Heckscheibe.
    Aber nichts.
    Weit und breit kein Blaulicht.
    Er guckte wieder geradeaus und angelte eine Zigarettenpackung aus der Brusttasche seines Jacketts. Er war doch tatsächlich drauf und dran, sich verrückt zu machen.
    Seitdem er zusammen mit seinem Kumpel aus dem Warenhaus getürmt war und sich dann von ihm getrennt hatte, konnten allerhöchstens fünfzehn oder zwanzig Minuten vergangen sein. Daß jeder von ihnen in eine andere Richtung abhauen würde, das war von Anfang an so ausgemacht gewesen.
    Nein, es war ganz ausgeschlossen, daß man schon hinter ihm her war.
    Es müßte ein lausiger Zufall sein, wenn irgend jemand den ausgeraubten Tresor im Keller schon entdeckt und die Bullen alarmiert hätte.
    Er schob den Ärmel über seiner Armbanduhr zurück.
    Wenn alles planmäßig lief, startete seine Maschine in einer knappen halben Stunde.
    „Was macht’s?“ fragte er, als sie vom Ring auf die Flughafenzufahrt einbogen.
    „Bis wir ganz da sind, so um die fünfunddreißig.“
    „Stimmt so“, sagte er und gab dem Taxifahrer einen Fünfzigmarkschein.
    „Man dankt“, erwiderte der. „Ich bin volle Pulle gefahren, wie Sie’s wollten, aber schneller ging’s beim besten Willen nicht.“
    Unser Mann drückte die Tür schon auf, bevor der Wagen richtig zum Stehen gekommen war. Er sprang heraus und bückte sich nach seinem nagelneuen Lederkoffer. Als er sich wieder aufrichtete, zeigte er seine stolze Länge von Einmeterneunzig und seine breiten Schultern.
    Er war schlank, hatte semmelblonde Haare, und man hätte ihn für einen Schweden oder Norweger halten können. Er war aber ein waschechter Berliner, und er hieß Ekke Krumpeter.
    Da stand er mit seinen sündhaft teuren Schuhen und in einem fast weißen Leinenanzug, an dem man noch die Verpackungsfalten sehen konnte.
    Alles an diesem Mann war brandneu und teuer.
    Während das Taxi wegfuhr, blickte er sich vorsichtig um und ging dann mit schnellen Schritten in die Abflughalle.
    Auf seinem Weg zu den Schaltern der Pan Am kam er an einem Strahlenbündel von englischen Fahnen vorbei und an einem überlebensgroßen Bild der Queen in einem Goldrahmen.
    Die britische Königin war seit gestern in der Stadt.
    Ein junger Gepäckträger in einem blauen Overall kurvte wie beim Slalom mit seiner Karre durch die Menschen.
    „Hallo, Sie —stoppte ihn unser Mann namens Ekke Krumpeter. „Sie können sich in Null Komma nichts eine goldene Nase verdienen.“
    Der Gepäckträger legte eine elegante Vollbremsung hin und schob in seinem Mund einen Kaugummi von links nach rechts. „Wieviel ist bei Ihnen eine goldene Nase, bitte schön?“ wollte er wissen.
    „Ein Hunderter, wenn Sie’s schaffen. Aber Sie müssen verdammt schnell sein.“ Ekke Krumpeter fischte einen Zettel aus seiner Brieftasche.
    „Zwei ziemlich schwere Koffer von der Gepäckaufbewahrung im Affentempo zum Check-in drüben bei der Pan Am. Da treffen wir uns wieder. Machen Sie sich auf die Socken, Mann, es geht um Minuten — “
    „Welcher Flug?“
    „Zuerst mal nach Frankfurt — “
    „Die 545?“
    „Genau die — “
    „Au backe“, murmelte der Bursche im blauen Overall, warf seine Karre herum und galoppierte los.
    Am Kassenschalter der Pan Am saß eine hellblonde Stewardeß hinter der Trennscheibe. Ihre Fingernägel waren ein wenig zu rot lackiert, und ihre Lippen waren ein wenig zu rot geschminkt.
    „Sie müßten einen telefonisch bestellten Flugschein auf den Namen Andreas Kolbe in Ihrer Sammlung haben“, sagte der Mann namens Ekke Krumpeter. „Mit der 545 über Frankfurt nach Papeete.“
    „Der Flug nach Frankfurt ist gerade aufgerufen worden“, bemerkte Fräulein Pan Am vorwurfsvoll. Währenddessen angelte sie den Flugschein aus einem Fach. „Macht
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