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Firelight 3 - Leuchtendes Herz (German Edition)

Firelight 3 - Leuchtendes Herz (German Edition)

Titel: Firelight 3 - Leuchtendes Herz (German Edition)
Autoren: Sophie Jordan
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1
    D ie Luft fühlt sich heiß an in meinen Lungen, während ich mich draußen vor dem Transporter herumtreibe und durch die Scheiben luge. Der dunkle Innenraum erinnert mich sehr an einen anderen Transporter vor gar nicht allzu langer Zeit. Dieser hier ist zwar leer, aber schon bald werde ich darin liegen. Allein. Meine Augen fangen an zu brennen, so intensiv starre ich auf mein künftiges Gefängnis, und ich muss heftig zwinkern. Ich habe es schließlich so gewollt, rufe ich mir in Erinnerung.
    »Du weißt, dass du das nicht tun musst«, sagt Will. Er hält meine Hand und streicht sanft mit den Fingern über die Innenseite meines Handgelenks. Das erweckt meinen Puls schlagartig zum Leben und ich bekomme plötzlich wieder Luft. Mit ihm ist immer alles einfacher. Erträglicher.
    Sogar das hier.
    Ich nicke, obwohl in mir ein regelrechtes Feuer der Angst tobt. Es kostet mich unendlich viel Überwindung, meine Hand aus seiner zu lösen und mich stattdessen an der Wagentür festzuhalten. »Doch, das muss ich.«
    »Wir können uns etwas anderes einfallen lassen –«
    »Nein. Der Plan wird funktionieren.« Natürlich glaube ich, dass das hier gut gehen wird, schließlich war das Ganze meine Idee. Ich habe sie alle davon überzeugt, entgegen aller Einwände. Will. Cassian. Tamra. Wir sind schon so weit gekommen. Meine Schwester wartet einige Kilometer entfernt von hier in einem Versteck darauf, dass Will und Cassian sie abholen kommen.
    Wills Gesichtsausdruck versteinert sich und das lässt ihn auf einmal sehr müde und viel älter aussehen. Aber immer noch so wunderschön, dass es fast wehtut. Ich blinzle und streichle ihm sanft über die Wange und das kantige, stopplige Kinn. »Es wird alles klappen«, versichere ich ihm, »haltet euch einfach an den Plan.«
    »Mach da drin ja keinen Blödsinn, hörst du? Spiel nicht die Heldin oder so …«
    Ich lege ihm einen Finger an die Lippen und bringe ihn sanft zum Schweigen. Ich genieße es, wie fest und kühl sich sein Mund anfühlt. Sein Blick wird weicher und seine Augen glänzen in ihren schönsten Gold-, Braun- und Grüntönen, wie ein Wald im Herbst. Mir geht das Herz auf – wie immer, wenn er mich auf diese Art ansieht.
    Ich atme tief durch und werfe einen Blick hinüber zu Cassian. Es macht mich ein bisschen verlegen, dass er uns zusieht. Dabei tut er das gar nicht: Er starrt nach oben in die Baumwipfel, während er mit der Spitze seines Schuhs den Boden malträtiert. Doch durch das unsichtbare Band zwischen uns spüre ich, was wirklich in ihm vorgeht. Er gibt sein Bestes, um Will und mir nicht zu nah zu treten, aber es kostet ihn sehr viel Willenskraft, uns nicht zu beobachten … Mit aller Macht kämpft er gegen das Missfallen an, das ihn zu übermannen droht.
    Ich warte darauf, dass er zu uns herübersieht. Vielleicht will ich sogar, dass er das tut, keine Ahnung. Diese ganze Sache mit dem emotionalen Band zwischen uns ist immer noch neu für mich. Als er endlich hersieht, nicke ich ihm zu. Er erwidert die Geste.
    Mit dem Zeigefinger beschreibe ich einen kleinen Kreis in der Luft und sage zu den beiden: »Und jetzt dreht euch um.«
    Ein kaum merkliches Lächeln umspielt Wills Mundwinkel, aber er gehorcht ebenso wie Cassian. Als mir beide den Rücken zuwenden, ziehe ich mich aus und konzentriere mich dabei auf jede einzelne Bewegung. Ich löse die Schnürsenkel meiner Schuhe und steige aus meinen Jeans. Dann lege ich meine Kleidung zusammen und staple sie so sorgfältig aufeinander, als hinge mein Leben davon ab. Ich schinde ganz klar Zeit.
    Nackt richte ich mich auf und mein Blick fällt auf Wills Rücken. Der glatte graue Stoff seines T-Shirts spannt sich straff über seine starken Schulterblätter. Ich spüre eine leichte Brise und den Kuss der Sonne auf meiner Haut. Jetzt ist der Moment gekommen, in dem ich in den Transporter steige und die Tür hinter mir schließe. Jetzt begeben wir uns in die Höhle des Löwen. Und dort lassen sie mich dann zurück. Ganz allein – auf meinen ausdrücklichen Wunsch hin. Wenn dabei irgendetwas schiefgeht … Ich schüttle den Gedanken ab. Daran darf ich jetzt nicht denken.
    Dennoch schnürt sich mir die Kehle zu. Auf einmal sind Moral und Anstand nicht mehr so wichtig. Ich mache einen Schritt auf Will zu und packe ihn an der Schulter, drehe ihn zu mir und drücke ihm einen Kuss auf die Lippen, der sich so intensiv anfühlt wie ein Lebewohl für immer. Ich lege alles in diesen Kuss hinein, all unsere gemeinsamen Erinnerungen.
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