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Die Spur fuehrt nach Tahiti

Die Spur fuehrt nach Tahiti

Titel: Die Spur fuehrt nach Tahiti
Autoren: Alfred Weidenmann
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ihrer Uniform drängelte sich die Stewardeß zusammen mit Ekke Krumpeter bis zu dem Zollbeamten, der etwas erhöht in einem Schalter saß. Sie sprach eine ganze Weile auf ihn ein, und schließlich drehte sie sich zu Krumpeter herum. „Ihre Bordkarte und ihren Paß“, sagte sie. „Er läßt Sie vor — “
    Haargenau vor diesem Moment hatte Ekke Krumpeter, seitdem sie das Ding geplant hatten, die größten Manschetten gehabt.
    Er spürte plötzlich seinen Herzschlag bis in die Augen, seine Eingeweide zogen sich zu einem harten Knoten zusammen, und auf seinem Rücken brach der Schweiß aus.
    Der Zollbeamte war nicht viel älter als zweiundzwanzig, hatte um die Nase herum Sommersprossen und einen Glitzerstein im linken Ohrläppchen.
    „Dann lassen Sie mal sehen“, sagte er und blätterte dabei weiter im Paß einer ziemlich dicken Dame, die in der langen Reihe der Wartenden gerade vor ihm stand und wohl in Tokio oder Osaka zu Hause war.
    „Besten Dank dafür, daß Sie mich bevorzugen“, wagte Ekke Krumpeter zu bemerken. „Aber mein Flugzeug ist schon so gut wie in der Luft.“ Sein Mund war total ausgetrocknet, und seine Stimme hörte sich an, als hätte er eine schwere Erkältung. Er legte seine Papiere vor den Uniformierten. Die Bordkarte, die echt war, und den Paß, der gefälscht war.
    „Sie haben wirklich keine Zeit zu verlieren“, stellte der Zollbeamte fest, guckte auf das Foto in dem Paß und dann zu dem Einmeterneunzigmann im weißen Leinenanzug. „Beim nächsten Mal sollten Sie früher aufstehen.“ Er grinste, gab den Paß zurück und winkte Krumpeter mit einem Kopfnicken zur Sperre für die Personenkontrolle.
    Jetzt hatte Ekke Schweißperlen auf der Stirn.
    Er passierte den Sicherheitsrahmen, ohne daß es piepste.
    „Irgendwas nicht in Ordnung?“ fragte ein weiterer Grenzpolizist, während er Krumpeter mit einem elektronischen Tastgerät nach Waffen absuchte.
    „Die Hitze, und bis man sich durch die vielen Menschen gedrängelt hat“, wich Krumpeter aus.
    Anschließend wurde das Handgepäck der Fluggäste durchleuchtet. Auf dem Monitor zeigten sich Zahnbürsten, Schuhe, Rasierpinsel, Parfumflaschen oder Bücher, eben alles, was die Fluggäste für ihre Reise so eingepackt hatten.
    Aber da Ekke Krumpeter ja nichts als Bordkarte und Paß bei sich trug, durfte er an der Röntgenschleuse vorbei, ohne daß er aufgehalten wurde.
    Grundgütiger Himmel, es war goldrichtig gewesen, daß er seinen Handkoffer beim übrigen Gepäck gelassen hatte, das vom Abfertigungsschalter direkt an Bord des Flugzeugs transportiert wurde.
    „Happy landing“, rief die Stewardeß in der blauen Uniform mit ihrer tiefen Stimme über die Köpfe der japanischen Touristen hinweg. „Grüßen Sie Tahiti von mir — “
    Ekke Krumpeter hob beide Arme in die Luft und drückte seine Hände zusammen. „Mach ich, und besten Dank.“ Dabei schwenkte sein Blick noch einmal kurz an der Zollsperre vorbei durch die Halle. Aber nirgendwo die weißen Helme einer Funkstreife und auch kein Gesicht, das zu einem Kripobeamten in Zivil passen würde.
    Krumpeter atmete ganz tief durch, und dann verschwand er im Tunnel des Fingerdocks, das zu seinem Flugzeug führte.
    Kaum daß er an Bord war, ließ der Flugkapitän die Bordtür hinter ihm schließen.
    Die übrigen Passagiere saßen bereits angeschnallt in ihren Sitzen und guckten Krumpeter vorwurfsvoll entgegen. Aber dann rollte die Maschine auch schon zur Startbahn.
    Im Cockpit schob der Pilot die Gashebel für die vier Triebwerke ganz nach vorn, und mit einem Ruck rollte das Flugzeug an, hob sich schließlich in die Luft, und dann rastete mit einem dumpfen Stoß das Fahrwerk ein.
    Krumpeter hatte einen Fensterplatz und sah hinaus. Die Außenbezirke von Berlin hingen schräg unter ihm. Es ging über die Mauer mit ihren Minenfeldern, über die Havelseen, und dann kurvte die Maschine um einen schneeweißen Wolkenturm herum in den Luftkorridor hinein. Es schien, als seien die zweihundertsiebenunddreißig Passagiere ganz allein hier oben.
    Ekke Krumpeter starrte auf das glänzende Metall der Tragfläche.
    Das also war heute der Tag, der sein Leben total verändern sollte. Er war nicht mehr derselbe Mensch, der er noch am vergangenen Mittwoch oder Freitag gewesen war. Aber was auch immer passieren würde, es gab jetzt kein Zurück mehr.
    Sie flogen in eine Wolkenwand hinein.
    Wo war wohl in diesem Augenblick sein Kumpel Manni Zasche, mit dem er sich noch vor kaum mehr als zwei Stunden im
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