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Die Spur fuehrt nach Tahiti

Die Spur fuehrt nach Tahiti

Titel: Die Spur fuehrt nach Tahiti
Autoren: Alfred Weidenmann
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die Arme um die Knie geschlungen, und Tränen traten ihm in die Augen.
    Der Baron stieß wütend ein Wort aus, das man ihm nie und nimmer zugetraut hätte.
    „Du liebe Zeit“, murmelte Krumpeter, „das ist doch — “ Er machte eine Handbewegung, als würde er einen Moskito verjagen. Aber auf der Insel gab es keine.
    Tagi hüpfte von seinem umgekippten Boot herunter, drehte sich um und blickte mit hängenden Armen zum Meer hinaus, das jetzt wieder glatt war wie ein Spiegel.
    „Auch wir können Ihnen noch Schwierigkeiten machen“, mahnte Herr Berger. „Die französischen Behörden würden bestimmt hier antanzen und nachforschen, wenn wir ihnen Ihre Polizeiakte auf den Tisch knallen. Und alle Einwohner von Fakarava würden bis zur ältesten Großmutter Ihre Geschichte erfahren.“
    „Rücken Sie den Zaster raus, und alles bleibt hier auf der Insel, so wie es ist“, erklärte Papenbrock. „Wir drei, Dr. Steiner, mein Assistent und ich, geben Ihnen unser Ehrenwort, wenn Sie wollen, daß wir schweigen werden wie die Gräber der Pharaonen.“
    „Vielleicht haben Sie ein bißchen recht“, gab Krumpeter zögernd zu.
    „Ein bißchen ist gut“, der Hauptkommissar lachte und paffte wieder einmal eine Rauchwolke in die Luft.
    Krumpeter sprang mit einem plötzlichen Satz auf die Füße und fuhr sich mit einer Hand durch seine hellblonden Haare. „Sie haben gewonnen —“
    Der Versicherungsdirektor klatschte mit der flachen Hand in den Sand. „Etwas Klügeres hätten Sie gar nicht sagen können.“
    „Reichtum ist nicht immer Geld“, meinte der Baron nachdenklich. Er klopfte seine Pfeife an einem seiner Schuhe aus, entwirrte langsam seine langen Beine und stellte sich neben Krumpeter. Dabei stützte er sich auf seinen dünnen Spazierstock mit dem Goldknauf. „Wozu brauchst du mehr Geld, du verdienst doch hier genug, und auf der Insel spielt doch ein Bankkonto keine Rolle.“ Er machte eine kleine Pause und fügte dann hinzu: „Das Paradies kommt ohne große Geldscheine aus Er blickte zu Tagi hinüber, dann wieder zu dem jungen Deutschen. „Und wir bleiben deine Freunde. Ist das nichts?“
    „Jetzt müßten wir uns eigentlich tahitisch umarmen“, bemerkte Krumpeter. „So, wie es mir Monsieur Chaval gezeigt hat, als ich ihn kennenlernte.“
    Schon seit einiger Zeit tönte vom Dorf Musik und Gesang herüber.
    Aber das hörte der Versieherungsdirekor nicht. „Wo ist das Geld?“ fragte er knochentrocken.
    „Auf der ,Banque de Tahiti’ —“
    „Und wieviel?“
    Auf Krumpeter Gesicht breitete sich ein kleines Lächeln aus. „Eine Million, wie Sie es vermutet haben.“ Er stocherte mit dem großen Zeh seines rechten Fußes im Sand herum. „Eine Million und ein wenig mehr —“
    „Eigentlich sind Sie mir richtig sympathisch“, warf Papenbrock unvermittelt ein. „Das dürfte rechtens nicht sein, aber es ist so –“
    Jetzt lächelte auch Tagi. Dabei blickte er hinter sich zum Dorf hinüber. Der Lärm von dort war immer lauter geworden. „Darf ich?“ fragte er und trabte dann auch schon davon, ohne eine Antwort abzuwarten.
    „Was ist denn da los?“ fragte der Kriminalassistent neugierig.
    „Man hat heute morgen einen Hai erlegt“, antwortete der Baron. „Und das wird jetzt von den Insulanern gefeiert.“
    „Nichtsdestotrotz“, setzte der Versicherungsdirektor das Gespräch fort, „Sie begleiten uns jetzt auf die ,MS Europa’, telefonieren von dort mit dieser Bank in Papeete und übertragen Ihr gesamtes Konto der ,Universum-Versicherungs AG’. Notfalls hat das Schiff auch eine Funkzentrale, und Ihre notwendigen Unterschriften beglaubigt der Kapitän —“
    Aber an Bord ist deutsches Hoheitsgebiet“, widersprach Krumpeter. „Da könnten Sie mich doch noch — „
    „Und das trauen Sie mir zu?“ fragte der Hauptkommissar ein wenig eingeschnappt.
    „Entschuldigung, aber ich hab’ gelernt, fast allen Menschen alles zuzutrauen“, erwiderte Krumpeter mit einem fast traurigen Lächeln.
    „Sie haben recht“, sagte Papenbrock versöhnt. Aber ich bin bereit, für heute zu vergessen, daß ich Hauptkommissar der Berliner Kripo bin.“
    Genau in diesem Moment kam Tagi angerannt. Er stoppte seinen Lauf so knapp vor Papenbrock, daß der Sand aufstäubte. Seine rechte Hand war zur Faust geballt. Jetzt öffnete er sie, und da lag mitten in der hellen Handfläche eine große, tiefschwarze Perle. Es war die Perle aus der Riesenmuschel am Außenriff, die den Jungen fast das Leben gekostet hätte und von
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