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Die Spur fuehrt nach Tahiti

Die Spur fuehrt nach Tahiti

Titel: Die Spur fuehrt nach Tahiti
Autoren: Alfred Weidenmann
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allmählich dunkel wurde, sickerten die Passagiere so nach und nach in ihr schwimmendes Luxushotel zurück. Lind als dann wieder etwas später die Stahltrossen ins Wasser klatschten, die Anker in den Schiffsleib zurückrasselten und die Schrauben die brackige Hafenbrühe zu Schaum aufwirbelten, standen sie auf dem Promenadendeck, lehnten sich über die Reling und schauten zu, wie die Lichter von Papeete immer kleiner wurden. Vom Bug bis zum Kamin und vom Kamin bis zum Heck strahlte eine Lichterkette aus lauter kleinen, bunten Lampen, ein paar tahitische Frachter ließen ihre Sirenen aufheulen, und die „MS Europa“ antwortete mit dem tiefen Dröhnen ihrer Nebelhörner.
    Nach einer halben Stunde war man bereits auf hoher See, und im Speisesalon begann der große Aufmarsch zum Abendessen. Die Herren im Smoking oder im weißen Dinnerjackett, die Damen in langen Abendkleidern und wie Christbäume geschmückt.
    Und unsere drei Herren mittendrin.
    Sie fielen ein wenig auf, weil sie nur dunkle Straßenanzüge trugen. Aber ansonsten machten sie den Eindruck, als wären sie schon seit Jamaika bei der Kreuzfahrt dabeigewesen.
    Nach dem Essen tranken sie an der Clipper-Bar auf dem Sonnendeck mit dem Blick auf das offene Meer noch eine Flasche Rotwein miteinander. Am Horizont waren die Lichter von andren Schiffen zu sehen, und eine leichte Brise streichelte die Hitze weg.
    „Prost“, sagte Dr. Steiner, als ihm ein Steward das zweite Glas eingeschenkt hatte.
    „Zum Wohl“, erwiderte der junge Kriminalassistent namens Berger.
    Lind auch Hauptkommissar Papenbrock sagte: „Zum Wohl.“ Er zog an seiner Zigarre und blies Rauchkringel in die Luft. „In so einem Moment macht mir mein Beruf richtig Spaß.“ Er blies weitere Ringe vor sich hin. „Aber leider sind diese Momente viel zu selten —“

    Seit Monaten war kein Hai mehr zu den Außenriffen der Insel gekommen. Und Haie waren für die Eingeborenen fast genauso wichtig wie die Kokospalmen, von denen die Menschen von Fakarava notfalls leben konnten; von ihren Stämmen, mit denen man die Hütten baute, von ihren Blättern und Fasern, aus denen man Dächer machen konnte oder auch Matten, Taschen, Korbstühle, Schiffstaue und wer weiß was sonst noch. Der Saft der Kokosnüsse hätte vor dem Verdursten schützen können, und aus ihrem Fleisch konnte man Öl fabrizieren, Butter, Seife und Viehfutter.
    Dagegen waren die Haie Geschenke des Meeres. Ihr Fleisch war eine Art Sonntagsbraten, und die Suppe aus ihren Flossen eine Köstlichkeit. Aus ihrer Haut konnte man Leder produzieren und aus ihren Zähnen Schmuck herstellen.
    Huru-Huru war der Hairufer der Insel.
    Haie hörten angeblich nur auf die Stimme eines Mannes, der schon einmal um sein Leben mit ihnen gekämpft hatte. Und er muß sie rufen, wenn der Mond durch den Schatten der Erde geht.
    Das war in der vergangenen Nacht so gewesen. Am wolkenlosen Himmel hatten die Sterne wie immer geleuchtet, aber der Mond hatte sich in der Finsternis versteckt.
    Kurz vor Einbruch der Dämmerung war das Dorf wie ausgestorben gewesen, und seine Bewohner hatten sich nach und nach am Strand versammelt.
    Unter ihnen auch der Baron, Monsieur Chaval, Krumpeter und Tagi.
    Ganz langsam war die Sonnenscheibe an den Palmen vorbei hinunter ins Meer gerutscht.
    Huru-Huru kniete regungslos mit gespreizten Beinen im Korallensand am Rand des Riffs und blickte zum Meer hinaus. Unter ihm rannte die Brandung gegen die Felsen.
    Man hatte Palmenholz und ganz bestimmte Kräuter vor ihm aufgeschichtet, die er in Brand setzte, als die Sonne untergegangen war. Er hatte seinen mächtigen dunklen Körper aufgerichtet und seinen rechten Arm steil in den Himmel gestreckt.
    „Gaitani“, schrie er plötzlich, und seine Stimme war lauter als die Brandung. „Gaitani, wo bist du? Hier sind meine magischen Blätter.“ Er holte tief Atem und brüllte dann noch lauter als zuvor: „Komm, Gaitani, komm und bleib —“
    Die Gruppe der Eingeborenen stand da, ohne sich zu rühren, und starrte auf das dunkle Meer hinaus.
    „Was bedeutet Gaitani?“ flüsterte Krumpeter.
    „Eine Art Lockruf, den die Haie angeblich bis unters Wasser hören —“ Der Baron klammerte seine Hand fester um den Griff seines Spazierstocks.
    Huru-Huru gab mit dem Kopf ein Zeichen.
    Daraufhin lief Tagi mit anderen jungen Burschen zu ihm. Mit Palmwedeln kehrten sie den Rest des Feuers über den Rand des Riffs ins Meer hinunter. Funken sprühten, und Rauch stieg auf.
    Aus Tagi war in den
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