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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers
Autoren: Simon Scarrow
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EINE KURZE EINFÜHRUNG ZUR RÖMISCHEN MARINE
    D ie Römer befassten sich relativ spät mit der Seekriegsführung, und erst in der Regierungszeit von Kaiser Augustus (27 v.Chr. – 14 n.Chr.) wurde eine stehende Flotte aufgestellt. Die Marine war in zwei Hauptflotten mit Stützpunkten in Misenum und Ravenna unterteilt (wo ein großer Teil dieses Romans spielt).
    Jede Flotte wurde von einem Präfekten befehligt. Vorherige Erfahrung in den Seestreitkräften war nicht erforderlich, denn die Tätigkeit umfasste vor allem administrative Funktionen.
    Unterhalb des Rangs des Präfekten ist der große Einfluss der griechischen Marine auf die Flotte des Imperiums unübersehbar. Die Flottillenkommandanten hießen Navarchen und befehligten zehn Schiffe. Die Navarchen bekleideten zur See einen dem Centurionat entsprechenden Rang. Auf Wunsch konnten sie sich als Centurio in die Legion versetzen lassen. Der ranghöchste Navarch der Flotte trug den Namen Navarchus Princeps und entsprach dem Obercenturio einer Legion. Auf Nachfrage stand er dem Präfekten mit seinem fachmännischen Rat zur Seite.
    Die Schiffe wurden von Trierarchen befehligt. Wie die Navarchen stiegen auch sie aus den Mannschaftsdienstgraden auf und hatten das Kommando über das jeweilige Schiff. Ihre Rolle entsprach jedoch nicht der eines modernen Kapitäns zur See. Der Trierarch hatte zwar im seemännischen Sinne die Befehlsgewalt über das Schiff, doch in der Schlacht lag die Entscheidungsgewalt bei dem Offizier, dem die Marineinfanteristen des Schiffs unterstanden. Daher habe ich im Roman die griechischen Rangbezeichnungen verwendet, statt auf ein in die Irre führendes englisches Äquivalent auszuweichen.
    Unter den Kampfschifftypen stellte die Trireme das »Arbeitspferd« der Flotten dar. Triremen maßen etwa fünfunddreißig Meter in der Länge und sechs Meter an der breitesten Stelle. Jede hatte eine Besatzung von hundertfünfzig Ruderern und Matrosen sowie einer Centurie Marineinfanteristen. Es gab noch andere Fahrzeugklassen, die entsprechend größer (Quinquiremen) oder kleiner (Biremen und Liburnen) waren, doch alle hatten ähnliche Eigenschaften und waren vor allem für schnelle Manöver in der Schlacht geeignet. Daher lagen sie leicht im Wasser, waren nicht sonderlich seetüchtig und geradezu grauenhaft unbequem, wenn die Reise länger als ein paar Tage dauerte.





KAPITEL 1
    D ie drei Schiffe hoben sich, als die sanfte Woge unter ihrem Kiel hindurchging. Vom hohen Steuerdeck des Handelsschiffs war der Hafen von Ravenna für einen Augenblick zu sehen, bevor das Fahrzeug ins Wellental sank. Das Handelsschiff wurde mit Enterhaken, die am anderen Ende an stabilen Pfosten festgemacht waren, zwischen zwei schlanken Liburnen festgehalten. Die Piraten an Bord der Liburnen hatten die Riemen eingezogen und hastig die Großsegel eingeholt, bevor sie das Handelsschiff geentert hatten. Der Überfall war in einen harten, blutigen Kampf ausgeartet.
    Der Beweis für die Wut der Angreifer war an Deck zu sehen: Auf den glatten, abgenutzten Planken lagen die niedergehauenen Matrosen in dunklen Blutlachen. Zwischen ihnen fanden sich die Leichen von mehr als zwanzig Piraten, und der Kapitän der größeren Liburne blickte mit finsterer Miene vom Steuerdeck auf die Szene hinunter. Sie hatten beim Kampf um das Schiff zu viele Leute verloren. Normalerweise verängstigte die brüllende Horde bewaffneter Männer, die von den Seiten her das Schiff enterten, die Opfer so sehr, dass sie ihre Waffen fallen ließen und sich sofort ergaben. Doch nicht dieses Mal.
    Die Besatzung des Handelsschiffs war den Piraten unmittelbar an der Reling entgegengetreten und hatte sie mit einer grimmigen Entschlossenheit abgewehrt, die der Piratenkapitän bisher noch nie erlebt hatte – jedenfalls nicht in dem steten Strom von Kauffahrern, auf die er und seine Männer in den letzten Monaten Jagd gemacht hatten. Mit spitzen Gegenständen, Bootshaken, Belegnägeln und einigen wenigen Schwertern bewaffnet, hatten die Verteidiger so lange wie möglich die Stellung gehalten, bis sie von der überlegenen Zahl besser gerüsteter Männer zurückgedrängt worden waren.
    Insbesondere vier von ihnen waren dem Piratenkapitän ins Auge gefallen: große, kräftige, mit Kurzschwertern bewaffnete Männer in braunen Tuniken. Sie hatten am Fuß des Masts Rücken an Rücken bis zum Ende gekämpft und ein Dutzend Piraten getötet, bevor sie überwältigt und niedergehauen worden waren. Der Kapitän selbst hatte den
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