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Die Spur fuehrt nach Tahiti

Die Spur fuehrt nach Tahiti

Titel: Die Spur fuehrt nach Tahiti
Autoren: Alfred Weidenmann
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vergangenen Jahren ein junger Mann geworden, groß, mit schmalen Hüften und kräftigen Muskeln unter der milchkaffeebraunen Haut.
    Kaum eine Viertelstunde später ging die Versammlung der Inselbewohner wieder stumm in der Dunkelheit auseinander.
    „Ich habe da so meine Zweifel“, bemerkte Monsieur Chaval, als er zwischen dem Baron und Krumpeter zum „Trois fleurs“ durch den Sand stapfte. Er hatte eine Baskenmütze über den ungekämmten Haaren und leuchtete mit einer Taschenlampe sich und den anderen vor die Füße. „Mon dieu, man kann doch einen Hai nicht rufen, so wie man einen Hund zu sich pfeift —“
    Aber da sollte sich der Franzose täuschen.
    Schon im Morgengrauen schoben die Männer der Insel ihre Boote ins Meer und segelten in einem Wind, der vom Westen her gekommen war, vor das Riff, über dem Huru-Huru gestern die Haie gerufen hatte. Er stand jetzt in seiner ganzen Größe im Kiel eines Katamarans, und Tagi saß neben Krumpeter im anderen. Huru-Huru hatte sich ein Gewehr unter den Stumpf seines linken Armes geklemmt. Alle suchten mit ihren Blicken das Meer ab und warteten.
    Zur gleichen Zeit tastete sich auf der anderen Seite von Fakarava die schneeweiße „MS Europa“ an den Korallenriffen vorbei durch die Einfahrt in die Lagune. Ein Teil der Passagiere frühstückte noch, die übrigen standen an der Reling. Hier war es windstill, und mit der Sonne war die Hitze wieder da.
    Als das große Schiff mit seinen Sirenen die Insel begrüßt und dann geankert hatte, fuhr Papenbrock zusammen mit Dr. Steiner und seinem Assistenten im ersten Tender zum Pier hinüber.
    Es blieb nicht viel Zeit. Bereits am Nachmittag legte die ,Jiuropa “ wieder ab.
    Der Hauptkommissar hatte den französischen Behörden seine Reise verschwiegen. Sie hätten ihm bestimmt nur Schwierigkeiten gemacht, weil sie Tatverdächtige wie diesen Andreas Kolbe, alias Krumpeter, nicht an andere Länder auslieferten und deshalb seine Verhaftung verhindert hätten.
    Die drei Herren saßen nebeneinander im Bug des Tenders, hatten ihre Strohhüte abgenommen und freuten sich über den Fahrtwind an ihren Köpfen.
    Am Pier wurden sie mit Blütenkränzen empfangen. Aber wohin sie auch blickten, nirgends konnten sie männliche Bewohner entdecken.
    Die waren alle zur gleichen Zeit drüben in den Booten auf dem offenen Meer. Sie hatten ihre Segel gesetzt, jagten über die Wellen und drehten sich dann plötzlich voll vor den Wind.
    Tatsächlich waren zwei große Haie gekommen und mit ihnen Angst und Schrecken für die anderen Tiere im Meer. Delphine schnellten aus dem Wasser und versuchten zu flüchten. Ein Schwarm von fliegenden Fischen flatterte dicht über die Wellen hinweg.
    Huru-Huru ließ seinen Katamaran dahintreiben, bis einer der Haie nahe genug herangekommen war. Er wartete genau den Moment ab, in dem der Kopf des Hais mit seinen kalten und mordlustigen Augen dicht unter der Wasserfläche auf das Boot zuschlich. Da erschoß er ihn. Und im gleichen Augenblick fielen auch auf den übrigen Booten drei oder vier Schüsse. Ein anderer Katamaran schnellte inzwischen hinter dem zweiten Hai her, der jetzt zu türmen versuchte. Das Boot mit den beiden Kielen schien über die Wellen hinweg zu fliegen. Ein paar junge Burschen hielten sich an den Masten fest, und die aufspritzende Gischt stäubte über ihre braunen Körper. Sie hatten ihre Gewehre schußbereit in den Händen, aber dem schnellen Fisch gelang die Flucht ins Meer hinaus.
    Inzwischen hatten die Männer um Huru-Huru den getöteten Hai mit ihren Booten zum Ufer gedrängt. Dabei griffen die Wellen immer wieder nach ihm, drohten den gewaltigen Körper ins Meer zurückzuholen. Schließlich gelang es, den Hai mit schweren Schiffstauen auf den Strand zu ziehen. Huru-Huru stellte sich vor ihn, blickte ihm voll Haß in die Augen und ballte die Faust seiner rechten Hand. Die Männer um ihn herum lachten, klatschten im Takt in die Hände und stampften dazu mit den Füßen. Krumpeter stand in seinem vom Meerwasser durchnäßten T-Shirt und den gleichfalls durchnäßten Jeans ein paar Meter abseits und schaute mit verschränkten Armen zu.
    „Herr Krumpeter“, sagte in diesem Augenblick eine fremde Stimme.
    Ekke erstarrte, und seine Herz schlug ihm plötzlich bis in die Augen. Jahrelang hatte er seinen richtigen Namen nicht mehr gehört.
    „Wir kommen aus Berlin, Herr Krumpeter“, sprach die Stimme weiter.
    Jetzt drehte sich der junge Mann mit den semmelblonden Haaren langsam um. Er sah drei
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