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Die Spur fuehrt nach Tahiti

Die Spur fuehrt nach Tahiti

Titel: Die Spur fuehrt nach Tahiti
Autoren: Alfred Weidenmann
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Männer vor sich, die er noch nie gesehen hatte. Der eine schon etwas älter und korpulent, der andere spindeldürr, der dritte mit einer Brille. Alle mit Strohhüten auf dem Kopf und Blütenkränzen um den Hals. Neben ihnen stützte sich der Baron in einem seiner weißen Anzüge auf den dünnen Spazierstock mit dem Goldknauf.
    Papenbrock zeigte seine Polizeimarke. „Die hab’ ich mitgeschleppt, damit Sie mir glauben. Ich bin Hauptkommissar bei der Berliner Kripo. Der Herr links von mir ist Dr. Steiner, Direktor bei der ‚Universum-Versicherung AG’, und das rechts ist mein Assistent, Herr Berger.“ Er steckte seine Metallplakette wieder ein und meinte höflich: „Entschuldigen Sie die Störung –“
    Krumpeter hatte es noch immer die Sprache verschlagen.
    „Die Herren haben mich nach dir gefragt und mir gesagt, weshalb sie hier sind“, schaltete sich der Baron ein. „Ich hätte dich warnen können, damit du dich versteckst, bis die „Europa“ wieder abgedampft ist“, sagte er zu Ekke. „Aber nachdem die Herren jetzt deinen Aufenthalt kennen, wäre das auf die Dauer keine Lösung gewesen. Ich habe ihnen übrigens erzählt, wie sehr du inzwischen zu unserer Insel gehörst —“
    „Also wissen Sie jetzt alles von mir?“ fragte Krumpeter.
    „Ja, und ehrlich gesagt, so etwas Ähnliches hab’ ich schon immer vermutet“, entgegnete der Baron. „Aber du weißt ja, daß es mir piepegal ist, weshalb du hierher gekommen bist. Die drei Herren haben da allerdings eine andere Meinung.“
    In diesem Moment schob sich Tagi neben Krumpeter. Auch sein Oberkörper und sein bunter Pareo waren noch völlig durchnäßt. Er hatte die drei Männer mit den Blumenketten und den Strohhüten schon seit einer Weile beobachtet, und sie gefielen ihm nicht. „Etwas nicht in Ordnung?“ fragte er.
    „Wie kommst du darauf, daß etwas nicht stimmen soll?“ fragte Hauptkommissar Papenbrock und blickte Tagi erstaunt an.
    „Wir auf der Insel haben gute Augen und gute Ohren“, erwiderte der Junge. „Manchmal sehen wir Dinge, die Ihr Fremden nicht sehen könnt, und wir können die Muscheln singen hören, wenn sie singen.“
    „Das ist Tagi“, stellte ihn der Baron vor. „Sozusagen Krumpeters rechte Hand, und wie Sie sehen, so etwas wie sein Beschützer.“
    „Aus den Erzählungen des Barons kenne ich Sie bereits ein wenig“, sagte Papenbrock freundlich, blickte wieder zu Krumpeter und musterte ihn von Kopf bis zu den nackten Füßen. „Ich hätte nicht gedacht, daß Sie ihm so ähnlich sehen“, meinte er schließlich. „Von der Figur her sind Sie wie zwei Fotografien des gleichen Mannes. Nur daß Ihr Kumpel Zasche ein anderes Gesicht hat. Aber wo können wir uns ungestört unterhalten?“
    Krumpeter sah sich um, dann streckte er den rechten Arm aus und machte eine einladende Handbewegung, so wie der Empfangschef in einem Fünfsternehotel, wenn er im Speisesaal seine Gäste zu Tisch bittet.
    Kurz danach hatten sie unter jener Palmengruppe Platz genommen, in deren Schatten die Eingeborenen sonst ihre Boote reparierten und wo die Benzinfässer herumlagen.
    Sie saßen sich im Korallensand gegenüber wie die Indianerhäuptlinge zweier verfeindeter Stämme beim Kriegsrat. Die Herren aus Berlin mit dem Rücken zum Dorf hin, Ekke Krumpeter und der Baron mit dem Rücken zum Meer. Tagi war auf eines der umgekippten Boote geklettert. Er schlug die Beine so übereinander, daß der eine Knöchel auf seinem Knie lag. Er wuschelte sich in den nassen Haaren herum.
    „Kommen wir gleich zur Sache, das Schiff wartet nicht“, begann der Kriminalassistent namens Berger. Er zog sich seine Blumenkette über den Strohhut und legte sie vor sich in den Sand. „Ihr Raub im .Kaufhaus des Westens* ist nach fünf Jahren verjährt. Danach kann Sie kein Gericht der Welt mehr anklagen“, ergänzte der Hauptkommissar. Er hatte eine Zigarre aus seinem Lederetui genommen, und auch der Baron stopfte sich eine Pfeife.
    „Dann muß ich ja bloß für ein paar Stunden drüben im Dschungel verschwinden“, meinte Krumpeter. Jetzt, wo es um seinen Kopf ging, blieb er trotz der Hitze kalt wie ein Kühlschrank.
    „Mit dem heutigen Tag verjährt“, wiederholte Papenbrock. „Aber nur in Deutschland, beziehungsweise in Europa, wenn Sie wollen. Aber hier auf Fakarava läuft die Verlängerungsfrist erst morgen ab.“ Er paffte die erste Rauchwolke aus seiner Zigarre. „Die Datumsgrenze, Sie wissen es vielleicht — “
    Krumpeter erinnerte sich blitzartig an
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