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Wie du befiehlst

Wie du befiehlst

Titel: Wie du befiehlst
Autoren: Kerstin Dirks
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Inzwischen waren Serena und Andrew schon über eine Stunde weg.
    Â»Wollen wir mal nach den beiden sehen?«, schlug Espen vor, und erneut schien es, als wisse er ganz genau, was in ihr vorging.
    Sie nickte kaum merklich und erhob sich, während Espen einen Geldschein auf den Tisch legte und ein leeres Glas daraufstellte, damit er nicht wegwehte.
    Die schallende Musik aus dem Tropico war noch einige hundert Meter weiter draußen zu hören, vermischte sich mit dem Rauschen des Meeres. Melissa zog ihre Schuhe aus und lief mit den nackten Füßen am Strand entlang. Espen tat es ihr gleich. Die Nachtluft war angenehm warm, nicht zu trocken, nicht zu feucht.
    Â»Ich habe keine Ahnung, wo die beiden hingegangen sein könnten«, sagte Melissa und ging bis zu den Knien ins Wasser.
    Â»Lass uns noch etwas weiter runtergehen.« Er deutete den Neptune Strand entlang. Melissa nickte und folgte ihm.
    Â»Trefft ihr euch eigentlich immer in Nizza mit euren neuen Partnern?«
    Â»Oft.«
    Eine hohe Welle überraschte Melissa und riss sie auf die Knie. Sie schrie erschrocken auf, klitschnass, wie sie nun war, und Espen eilte zu ihr, um ihr aufzuhelfen.
    Â»Was war das denn?« Sie lachte.
    Â»Eine Monsterwelle«, scherzte er. »Zur rechten Zeit, am rechten Ort.«
    Â»Wie bitte?«
    Â»Sie hat dich in meine Arme getrieben.«
    Erst jetzt fiel es ihr auf. Er hatte tatsächlich die Arme um sie gelegt, und ihre Hände lagen auf seinen Schultern. Der Abstand zwischen ihren Körpern war kaum mehr als ein Hauch. So nah war sie sonst keinem Mann außer Andrew gekommen. Es fühlte sich merkwürdig an.
    Aufregend. Sinnlich. Aber auch falsch. Verdammt falsch sogar. Und als Melissa auch noch dieses eigenartige Prickeln zwischen ihren Schenkeln bemerkte, riss sie sich von ihm los, ging auf Abstand.
    Irritiert starrte sie auf den Boden, als suchte sie im Sand nach irgendetwas, das sie verloren hatte, während sie sich die feuchten Strähnen aus dem Gesicht strich.
    Und als sie scheu zu Espen aufblickte, sah sie ein verruchtes und vor allem wissendes Lächeln in seinem Gesicht.
    Sie war ein offenes Buch für ihn. Er wusste, dass es ihr gefallen hatte. Wie hätte es das auch nicht? Er war ein attrak­tiver Mann. Geheimnisvoll. Und ja, sie war fasziniert von ihm, seiner Einstellung, seiner Art zu leben, obwohl sie sie zugleich verabscheute. Das machte keinen Sinn. Doch es war, wie es war. Sie fragte sich, ob er sie tatsächlich begehrenswert fand? Allein die Vorstellung, dass dem so wäre, ließ das Prickeln in ihrem Inneren nur noch stärker werden.
    Wo hatte Andrew sie nur reingeritten!
    Sie blickte an Espen vorbei den Strand hinunter, da sie seinem Blick ausweichen wollte, und entdeckte im Sand ein junges Paar. Mann und Frau, die sich liebten. So unbekümmert, so frei würde sie nie sein. Sie hatte viel zu viele Hemmungen. Vor anderen und vor sich selbst. Neugierig ging sie ein paar Schritte auf das Pärchen zu. Sie wusste nicht, wieso, es zog sie einfach magisch dorthin. Vielleicht hoffte sie zu verstehen, was es war, was sie so unbefangen sein ließ.
    Dann traf es sie wie ein Schlag. Kurze blonde Haare leuchteten im Licht des Mondes auf. Serena. Und ihr Begleiter hatte ein sehr breites Kreuz, war muskelbepackt, ein Bodybuilder.
    Â»Mein Gott«, hauchte sie fassungslos, obwohl sie es doch längst geahnt hatte.
    Spaziergang? Von wegen!
    Andrew hatte nichts anbrennen lassen, die erstbeste Chance genutzt, obwohl er doch genau wusste, dass sie noch gar nicht wirklich bereit zu alldem war, dass sie ihn im Grunde ihres Herzens nicht hatte teilen wollen.
    Ihre Augen brannten heiß, doch sie erlaubte es sich nicht zu weinen.
    Â»Was ist denn los?«, fragte Espen, als hätte dieser nicht ganz genau gewusst, was hier gespielt wurde.
    Â»Du hast mich absichtlich hierhergeführt«, fuhr sie ihn an.
    Â»Was?« Sie wollte an ihm vorbei, doch er hielt sie am Arm fest. Vergeblich versuchte sie, sich loszureißen.
    Â»Ich wusste davon nichts. Ich hatte genauso wenig Ahnung wie du.«
    Â»Ein abgekartetes Spiel ist das. Sonst gar nichts. Ihr habt wohl geglaubt, wenn ihr Andrew rumkriegt, schafft ihr das auch bei mir.« Aber da hatten sich die Amerikaner geschnitten.
    Espen ließ sie los, und Melissa rannte den Strand hinunter. Sie wollte so schnell wie möglich zurück ins Hotel. Koffer packen.

    Espen sah Melissa nach. Sie war viel schöner, als sie
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