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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen
Autoren: Unbekannt
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PROLOG
     
     
    Gegen Ende des 10. Jahrhunderts übte das Heilige Römische Reich Deutscher Nation die bedeutendste Vormachtstellung in Mitteleuropa aus. Von der Nordsee bis nach Mittelitalien, von Ungarn bis nach Frankreich, seine Ausdehnungen waren beträchtlich. Aber trotz der gewaltigen Größe – das Kapitel der Eroberungen war noch lange nicht abgeschlossen.
     Ein so großes Reich und sein Expansionsbestreben schufen zwangsläufig eine Unzahl von inneren Neidern und äußeren Feinden.
     Otto II. (955-983), König der Sachsen und Kaiser der Deutschen, wurde in ständige Kämpfe an mehreren Fronten verwickelt, um das riesige Reich zusammenzuhalten. Im eigenen Lande entfachten große und kleine Fürstenhäuser immer wieder neue Fehdenkriege, die es mit diplomatischer Hand zu schlichten galt. An fast allen Landesgrenzen lauerten vielerlei Barbarenstämme nur auf die günstigste Gelegenheit, um reiche Beute zu schlagen. Im Süden des heiligen Italiens war ein gewaltiges Heer der Sarazenen gelandet und zog auf seinen Eroberungsfeldzügen von einem Sieg zum anderen.
     Wen wunderte es, wenn da der Kaiser, mit all seinen Problemen, dem heidnischen Land zwischen der Havel und der Ostsee nur eine eher geringe Aufmerksamkeit schenken konnte.
     Dieses Land aber, das in den Augen des Kaisers nichts anderes als ein wildes und primitives Barbarenland darstellte, war das Land, von dem diese Geschichte berichten soll. Ein einfaches, freiheitsliebendes Volk wohnte in ihm, das nach nichts anderem strebte, als in Ruhe und Frieden zu leben. Es war das Volk der Nordwestslawen oder auch einfach das »Volk der Wenden«, wie sie in der deutschen Umgangssprache hießen.
     Seit der großen Völkerwanderung, im 5. und 6. Jahrhundert, waren die Slawen auf den heutigen Gebieten von Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg sesshaft geworden. Auf ihrer Suche nach einer neuen Heimat fanden sie bei ihrer Ankunft einen Landstrich vor, der so gut wie verlassen war. Nur vereinzelt gab es noch hier und dort kleine Siedlungen und Gehöfte der germanischen Ureinwohner, was aber wegen der Weitläufigkeit des Landes kaum zu nennenswerten Problemen führte. Die Gegend war reich an Wild und Fisch und auch die Honigbienen für den Met fehlten nicht. Also nutzten die Slawen ihre Chance und wurden sesshaft.
     Mit viel Fleiß und Mühe gingen sie an die Arbeit und machten sich das verlassene Land untertan. Sie rodeten Wälder, legten Dörfer und Handelsplätze an und wurden letztlich durch einen bescheidenen Wohlstand belohnt. Niemandem, als nur sich selbst, waren sie eine Rechenschaft schuldig und mit großem Stolz trugen sie ihren Namen, der in ihrer Sprache nichts anderes bedeutete als: die Ruhmreichen.
     Und dies mit Recht!
     Obwohl sie ihrem mächtigen deutschen Nachbarn an Kampfeskraft himmelhoch unterlegen waren, wagten sie es doch immer wieder, ihm mutig und stolz die Stirn zu bieten. Ganze Generationen widersetzten sich erfolgreich jeglicher Eroberungsfeldzüge. Sogar der überaus erfolgreiche Karl der Große musste nach der Unterwerfung der Sachsen am heftigen Widerstand der nordischen Slawenstämme scheitern.
     Mitte des 10. Jahrhunderts verschlechterte sich die Lage der Slawen jedoch gravierend. Gegen die gnadenlosen Heerscharen des deutschen Kaisers, Otto I., und seiner Markgrafen erlitten sie eine furchtbare Niederlage nach der anderen. Es kam, wie es kommen musste. Die westliche Landeshälfte wurde dem Bistum Hamburg tributpflichtig. Nach ihrem Bezwinger wurde sie von Stund an »Billunger Mark« genannt. Die mittleren und östlichen Landesteile hingegen hießen ab sofort »Nordmark« und wurden vom sächsischen Magdeburg aus besteuert.
     Von den Slawen wurden die Steuererhebungen als furchtbare Schmach empfunden und nicht selten passierte es, dass ganze Stammesverbände sich mit Waffengewalt dagegen auflehnten.
     Die nun folgende Geschichte erzählt die Abenteuer dreier Slawenjungen und eines deutschen Fürstenknaben, die sich in den Wirren der Zeit kennenlernten und trotz ihrer völlig verschiedenen Glaubensrichtungen eine bewegende Freundschaft schlossen.
     
    *
     
     
     
    Kapitel 1
     
     
    Magdeburg im Jahre 982 nach Christus, auf der Feste des Markgrafen Dietrich.
     Erfüllt von ungezügelter Gier nach Macht und Reichtum, in ständige Kleinkriege mit irgendwelchen Heidenvölkern verwickelt, regierte der Markgraf skrupellos und selbstgefällig seine riesigen Ländereien. Vom Kaiser persönlich berufen, war seine Aufgabe ebenso
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