Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer stirbt Palmen ... 2: Der Sohn

Wer stirbt Palmen ... 2: Der Sohn

Titel: Wer stirbt Palmen ... 2: Der Sohn
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
vormittags die Flucht Paul Bäckers im Gouverneurspalast bekannt wurde, stieg sofort eine Staffel Flugboote auf, um das Meer abzusuchen.
    Vergeblich. In dem Gewirr der Atolle, in dem Gewimmel der Eingeborenenkanus innerhalb des Archipels war es unmöglich, jenes Boot auszumachen, in dem Paul und Rainu zu ihrem Paradies zurückkehrten.
    »Sperren Sie dieses verdammte Anne-Eiland!« ließ der Gouverneur an Capitaine Brissier funken, der die Suchaktion leitete. »Bleiben Sie dort! Wassern Sie vor der Insel! Und wenn Bäcker frischfröhlich eintrifft, verhaften Sie ihn! Ich erkläre Anne-Eiland zum militärischen Sperrgebiet! Niemand darf sich mehr der Insel nähern. Ich werde das in Paris verantworten. Verhindern Sie mit allen Mitteln die Landung Bäckers! Ist er erst auf der Insel, kriegt ihn keiner mehr runter. Das kennen wir ja von seinem Vater. Also, Capitaine: Anne-Eiland wird hermetisch abgeriegelt!«
    Brissier drehte ab und flog auf geradem Weg zu Bäckers Insel. Er wußte nicht, was er tun würde, wenn Paul wirklich vor Anne-Eiland auftauchte. Er war Offizier, hatte einen klaren Befehl, aber er war auch Pauls Freund geworden. Und seit er Rainu kannte, verstand er sogar Bäcker. Es muß auch solche Menschen geben, dachte er. Die Welt wäre arm ohne eine solch himmeleinreißende Liebe.
    Brissier erreichte Anne-Eiland am Abend, wasserte in der Bucht und funkte nach Papeete: »Zielgebiet erreicht. Bleibe hier.«
    »Dieses Mal wird auch ein Bäcker kapitulieren«, sagte der Gouverneur zufrieden. »Das ist jetzt eine reine Kraftprobe. Ich persönlich habe nichts dagegen, wenn er auf Haien durchs Meer reitet – jeder Narr soll so leben, wie es ihm gefällt. Aber das hier ist jetzt ein Duell zwischen Bäcker und mir. Ich lasse mich doch nicht lächerlich machen, meine Herren!«
    Während vor Anne-Eiland die Flugboote lagen, die Paul Bäcker das Betreten der Insel verwehren sollten, fuhr er mit Rainu durch die unendliche Weite der Südsee. Die ›Bruderschaft‹ setzte der Blockade das wirksamste Mittel entgegen, das die Eingeborenen hatten: Zeit.
    In aller Ruhe wurden Paul und Rainu von Insel zu Insel weitergereicht. Es war, als überspringe man das Meer auf großen Steinplatten. Sie schliefen in den Häuptlingshütten, und wenn sie am nächsten Morgen weitersegelten, gab ihnen eine kleine Flotte von Kriegskanus das Geleit, bis sie von der Flotte der nächsten Insel übernommen wurden. An jeder Küste empfing sie ein Mitglied der ›Bruderschaft‹, den Dolch im Gürtel, und wo sie an Land gingen, ehrte man Paul, als sei er zu den ›Großen Sechs‹ der Große Siebente geworden.
    Vierzehn Tage lang sprangen sie so unbemerkt von Insel zu Insel. Die Suchflugzeuge waren zurückbeordert worden. Capitaine Brissier hatte Anne-Eiland wieder verlassen, nachdem er ungeduldig nach Papeete gefunkt hatte: »Soll ich hier Moos ansetzen? Oder soll ich an Bäckers Stelle die Einsiedelei übernehmen?«
    »Dieser Bäcker ist ein verfluchter Kerl!« antwortete der Gouverneur nach zehn Tagen. »Er hungert uns aus. Irgendwo versteckt er sich – und plötzlich sitzt er auf seinem Felsen. Unterbrechen wir das Spiel. Narrenfreiheit ist auch eine Spielart der Demokratie. Brissier, ziehen Sie das Kommando ab. Jeder hat das Recht zu leben und zu sterben, wie er will. Soll Bäcker doch mitsamt seiner Insel wieder im Meer verschwinden. Es wird zu teuer für Frankreich, diesen Narren davon abzuhalten, Selbstmord zu begehen.«
    An diesem Tag starb Jean-Luc Dubonnet, 48 Stunden nach Unterzeichnung des Kaufvertrages mit Pauls Anwalt. Die halbe Insel Tahuata, fast die ganze Stadt Vaitahu, gehörten jetzt Paul Bäcker. Er scherte sich nicht darum. Er hatte die besten Geschäftsführer der Bruderschaft eingesetzt und glaubte sich damit das Recht erworben zu haben, in Ruhe auf Anne-Eiland leben zu können. »Und so etwas vegetiert auf einem Staubkorn weiter«, sagte der Gouverneur. »Kann man das begreifen?«
    »Haben Sie Rainu genau angesehen?« fragte der Anwalt, der Bäckers Vermögen weiter verwaltete.
    »Natürlich. Eine Südseeschönheit der Extraklasse. Wenigstens da ist der Junge normal.«
    »Sie ist eine zweite Anne …«
    »Blödsinn!« Der Gouverneur winkte wegwerfend. Aber dann wurde er plötzlich sehr nachdenklich und sah den Notar mit einem fragenden Blick an. »Wieso?«
    »Sie ist ein einziges Bündel Energie und Liebe. Gegen so eine Frau ist einfach alles machtlos. Genauso war Anne Bäcker.«
    »Mein Gott, Sie haben recht, Doktor. Wir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher