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Wer stirbt Palmen ... 2: Der Sohn

Wer stirbt Palmen ... 2: Der Sohn

Titel: Wer stirbt Palmen ... 2: Der Sohn
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Wildnis und ist plötzlich Millionär. Und er bringt ein Mädchen mit, zauberhaft schön, gewiß, aber von dieser Stunde an nicht mehr standesgemäß.
    »Es ist eine stolze Summe«, sagte Paul ohne große Bewegung.
    »Erschreckt Sie die Summe nicht?«
    »Nein. Warum?«
    »Vor zwei Tagen waren Sie noch der ärmste Mensch der Welt.«
    »Das war ich nie!« Paul Bäcker erhob sich abrupt. Die anderen folgten sichtlich betreten. Etwas Unausgesprochenes lag zwischen ihnen: der Gedanke, daß es besser gewesen wäre, wenn Bäcker auf seine Wiedergeburt verzichtet hätte. »Reichtum ist nicht immer Geld, meine Herren.«
    »Aber Geld beruhigt.«
    »Kommen Sie nach Anne-Eiland«, sagte Bäcker und tastete nach Rainus Hand. »Sie werden eine andere, wundervolle Ruhe kennenlernen. Ich lade Sie ein …«
    Am Abend, als Bäcker und Rainu schon auf ihrem Zimmer waren und Rainu zum erstenmal in ihrem Leben in einem richtigen Bett lag, sagte unten in der Hotelhalle Inspektor Croix zu Bankdirektor Ponelle:
    »Ich glaube nicht, daß Sie die Millionen auf dem Konto behalten, Ponelle. Bei einem Bäcker ist alles möglich, er kriegt es fertig und verschenkt das Geld.«
    »Das wäre ein Grund, ihn für unzurechnungsfähig zu erklären.«
    »Das kriegen Sie nie durch.« Croix steckte sich eine Zigarette an. »Haben Sie sich dieses Mädchen einmal genau angesehen? Diese Rainu? Das ist nicht bloß ein Weib fürs Bett, das ist tatsächlich Bäckers zweite Hälfte. Sein Gewissen auf zwei Beinen. Seine materialisierte Lebenssehnsucht. Wäre er allein – wir hätten einen verlorenen Sohn begrüßen können. Aber er hat Rainu mitgebracht! Das bedeutet Komplikationen, vor denen wir kapitulieren werden. Denken Sie an meine Worte, Monsieur …«
    Das Wiedersehen mit Dubonnet war erschütternd.
    Paul Bäcker wurde zu ihm geführt, und hätte man ihm nicht gesagt, das sei Dubonnet, er hätte ihn nicht wiedererkannt.
    Dubonnet saß in einem Sessel, in eine dicke Decke gewickelt, und doch fröstelte er bei 40 Grad Hitze. Sein einst fleischiges Gesicht war eingefallen, hohlwangig und vom Tod gezeichnet. Eine Mumie, dachte Bäcker erschrocken. Es ist unglaublich, daß so etwas noch atmet.
    Paul trat langsam an den Sessel heran und legte seine Hand auf Dubonnets kraftlose, kalte Finger. Alles an Dubonnet schien tot zu sein, nur die Augen lebten noch, diese einstmals herrischen, kalten, mit Ironie auf alles vollgestopften Augen, vor denen sein ganzes Exportimperium gezittert hatte. Ein Diener in weißer Uniform stand hinter ihm. Erstaunt bemerkte Bäcker, daß er den gleichen Dolch trug, den die Verschwörergruppe der Großen Sechs auch ihm geschenkt hatte. Der Diener verstand Bäckers Blick, aber sein Gesicht blieb unbewegt, verschlossen, maskenhaft.
    Auf Dubonnets Schoß lag eine Schiefertafel mit einem langen Griffel. Mit der linken Hand konnte er noch notdürftig schreiben … es war seine einzige Verbindung zur Welt, zum Leben. Bäcker schob Rainu in Dubonnets beengtes Blickfeld.
    »Meine Frau«, sagte er heiser vor innerer Ergriffenheit. »Ich wollte sie ihnen vorstellen, damit Sie sehen, wie glücklich ich geworden bin.«
    Dubonnet bewegte die linke Hand. Er schrieb mit zitternder Schrift auf die Schiefertafel: »Du bist wie dein Vater. Setz dich. Ich hatte verdammte Achtung vor deinem Vater, auch wenn ich ihn damals nicht verstand. Jetzt würde ich mit ihm tauschen, aber es ist zu spät.«
    Er tippte auf die Tafel, der Diener beugte sich vor und wischte die Schrift mit einem feuchten Lappen weg.
    Dubonnet schrieb weiter: »Was willst du jetzt machen, Paul? Gehst du nach Europa zurück?«
    »Nein!« sage Bäcker laut. Der Anblick des zitternden, verfallenen, mit einem knirschenden Griffel, schreibenden Mannes war erschütternd. »Sie haben keine Erben, Monsieur. Ich habe gehört, Sie wollen verkaufen. Der gesamte Erlös soll einer Stiftung für medizinische Forschung zufließen. Das wäre auch im Sinne meines Vaters gewesen. Wieviel …«
    Dubonnet zögerte nicht. Er schrieb mit großen Buchstaben auf die Schiefertafel: »Fünf Millionen.«
    »Wir sollten darüber verhandeln«, sagte Bäcker erschrocken.
    »Kein Wort«, schrieb Dubonnet. »Fünf Millionen und keinen Centime weniger. Ich bin zwar ein Wrack, aber mein Gehirn arbeitet normal. Ich will die Stiftung nicht bestehlen. Verstehen wir uns, Paul?«
    »Ganz klar, Monsieur.« Bäcker erhob sich. »Ich habe keine fünf Millionen geerbt.«
    »Tut mir leid für dich, Paul.« Dubonnet tippte wieder
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