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Wer stirbt Palmen ... 2: Der Sohn

Wer stirbt Palmen ... 2: Der Sohn

Titel: Wer stirbt Palmen ... 2: Der Sohn
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sein, wenn er wieder zurückkommt auf den kahlen Felsen, in die windschiefe Hütte, in den armseligen Garten mit den Salatpflanzen, den Bambussprößlingen, den Palmenstecklingen. Und wenn er im Meer steht und mit dem Speer seine Fischmahlzeit fängt, wird er an das andere große Leben denken, wo er nur mit der Hand zu winken braucht, um eine Schar von Boys in Bewegung zu setzen. Er gehört nicht mehr ins Meer und unter den Wind …
    Sie beugte sich vor, blickte an dem Gouverneur vorbei auf Paul und schloß die Augen, als sie ihn so glücklich und befreit lachen sah, ganz anders, als sie ihn bisher kannte.
    Ich muß es auch lernen, dachte sie. Ich werde ihm eine gute Frau sein. Überall, wo er ist, wird auch meine Heimat sein. Wen gibt es auf dieser Welt, der ihn so liebt wie ich?
    »Sie sind nun ein reicher Mann, Paul«, fing der Gouverneur ein Gespräch an. Er hatte sich alle Worte lange überlegt. »Wie mir Ihr Anwalt sagte, haben Sie die Firma von Dubonnet gekauft. Geld bar auf den Tisch. Ich wußte gar nicht, daß das Vermögen Ihres Vaters so groß ist. Lebt wie ein Urmensch und ist dabei so clever, Millionär zu werden. Ein Phänomen, Ihr Vater. Aber trotz allem – verzeihen Sie, Paul, aber es muß gesagt werden – war er ein Dummkopf. Er ist an seinem verdammten Idealismus, an seiner Suche nach dem absoluten Paradies zugrunde gegangen. Und Ihre wunderbare Mutter auch, Paul. Mein Gott, war Anne eine Frau! Und so eine Familie läßt sich von der Südsee auffressen. Ich habe Ihren Vater bewundert, aber verstanden habe ich ihn nie. Er hätte in Honolulu, Florida oder in Nizza leben können. Statt dessen beißt er sich auf einer einsamen, unbewohnten, wasserlosen Insel fest. Ein Glück, daß sein Sohn realistischer denkt.« Er wandte sich an Rainu und legte seine Hände auf ihren Arm. »Halten Sie ihn fest, Mademoiselle. Ich glaube, Sie können es. Sie sehen wie ein Engel aus, seien Sie für Paul ein Erzengel mit dem Schwert! Halten Sie ihn davon ab, ein paar Felsklippen zu kultivieren! Er hat Besseres zu tun. Ihre Landsleute sind da klüger, Mademoiselle … sie benutzen diese sinnlose Insel als Friedhof. Dazu ist sie hervorragend geeignet. Aber die Bäckers wollen unbedingt darauf wohnen.« Er lachte. »Übrigens, wie gefällt Ihnen Dubonnets Haus? Werden Sie es neu einrichten?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Rainu. Ihre Stimme klang hell und kindlich. Was soll ich sagen, dachte sie. Ihre Haltung erstarrte, wurde königlich, von herrlichem Stolz geprägt, aber das sah nur so aus. In Wirklichkeit zog sie sich zurück wie eine Schnecke in ihr Haus.
    Paul Bäcker gab die Antwort. Sie riß sofort die alte Kluft zwischen den Bäckers und ihrer Umwelt auf.
    »Ich bin nur zu einem kurzen Besuch auf Papeete«, sagte er. »Wir werden nicht in Dubonnets Haus wohnen.«
    »Da haben Sie recht. Es ist ein alter Kasten. Diese vielen Räume! Bauen Sie sich einen hübschen Bungalow am Meer. Sie werden ohnehin die meiste Zeit in der Firma sein. Natürlich … Ihre neuen Pflichten werden Sie ja außerdem nach Tahuata rufen.«
    »Die Firma übernehmen zwei Direktoren. Ich kehre nach Anne-Eiland zurück.«
    »Wohin?« Plötzlich lag Schweigen über dem langen Tisch. Die Stimme des Gouverneurs klang in dieser Stille wie eine Fanfare. »Was ist Anne-Eiland? Habe ich noch nie gehört!«
    »Anne-Eiland ist die neue Insel. Ich habe sie nach meiner Mutter benannt und sie besiedelt.«
    »Das soll doch ein Witz sein, Paul!«
    »Ich werde in den nächsten Tagen alles kaufen, was man zur Kultivierung von Ödland braucht. Ich fange genauso an, wie mein Vater einst angefangen hat. Nur habe ich es leichter. Ich habe Geld.«
    »Jetzt halten Sie einmal die Luft an, Paul. Wir können Ihnen nicht erlauben, eine Insel zu besiedeln, von der die Geologen behaupten, daß sie jeden Augenblick wieder im Meer verschwinden kann. Paul, Sie sind ja noch verrückter als Ihr Vater! Sie zwingen mich, Ihnen zu verbieten …«
    Paul Bäcker hob die Hand und lächelte schwach. »Haben Sie vergessen, Exzellenz, daß man einen Bäcker nicht zwingen kann? Ich erinnere mich nicht, Sie jemals um eine Erlaubnis gebeten zu haben …«
    Der Gouverneur bekam einen roten Kopf.
    »Ich werde Sie in Schutzhaft nehmen, bis Sie wieder zur Vernunft gekommen sind! Paul, begreifen Sie doch: Ich will Ihnen doch nur helfen. Keiner will Sie zu etwas zwingen, aber was Sie da machen, ist potentieller Selbstmord. Wir leben hier auf einem Boden, der ständig in Bewegung ist. Ich
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