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Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Titel: Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt
Autoren: Linda Lael Miller
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1. KAPITEL
    Lonesome Bend, Colorado
    R anching, dachte Brody Creed, drehte sich im Sattel und schaute von einem hohen Bergrücken aus auf das ausgedehnte Weideland. Es kann ein gebrochenes Herz heilen, dieses Leben auf der Ranch, und es dann auf tausendundeine verschiedene Arten erneut in doppelt so viele Stücke zerschlagen.
    Es war mit vielen Risiken verbunden. In harten Wintern, mit denen hier oben durchschnittlich einmal pro Jahr zu rechnen war, verhungerte oder erfror das Vieh. Frühlingskälber und -fohlen fielen Wölfen und Kojoten zum Opfer – und manchmal sogar nach dem Winterschlaf völlig ausgezehrten Bären.
    Jetzt war Mai, und alles war in bester Ordnung, doch wenn der Sommer kam, trockneten mitunter Brunnen aus, und das zundertrockene Gras ging beim winzigsten Funken in Flammen auf. Brody hatte gesehen, wie Flächenbrände binnen weniger Stunden Hunderte von Morgen Land verschlangen und Herden, Häuser und Scheunen vernichteten.
    Das ganze Jahr über wurden gute Pferde lahm, gaben Pickups den Geist auf, und immer wieder ertrank jemand im Fluss oder in einem der Seen.
    Andererseits konnte die Schönheit dieses Landes einen Mann retten, ihn überwältigen, obwohl er es sein Leben lang als Zuhause betrachtet hatte. Heute zum Beispiel strahlte der Himmel in einem so intensiven Blau, dass es Brody einen Stich ins Herz versetzte, und die Espen, Pappeln und Kiefern, die die Landschaft säumten, bildeten Tupfer in tausend Nuancen von schimmerndem Grün, von Silbrig bis nahezu Indigo. Der Fluss schlängelte sich durchs Tal, azurblau und glasklar.
    Nach einer Weile rückte Brody seinen Hut zurecht, seufzteund stieß seinem Wallach leicht mit den Stiefelabsätzen in die Seiten. Der Falbe, langbeinig, mit schwarzer Mähne und schwarzem Schweif, suchte sich vorsichtig seinen Weg den steilen Abhang zum Ufer hinab.
    Etwa hundert Meter in westlicher Richtung hinter ihm am Wasser entlang war das Schlagen von Hämmern und das Kreischen von Motorsägen zu vernehmen. Brody schaute über die Schulter und erfreute sich – wie immer – am Anblick der Gerüste aus Stahl und Holz, da wo sein Haus und Stall erbaut wurden.
    Vor gar nicht langer Zeit hatten sich hier ein Campingplatz und ein Wohnmobil-Park befunden, der Tricia McCall gehörte. Inzwischen war sie seine Schwägerin und damit eine Creed. Die Picknicktische und Feuerstellen aus Beton waren verschwunden, ebenso die öffentlichen Duschen und Stromanschlüsse für die Wohnwagen. Nur das Blockhaus, das als Büro gedient hatte, stand noch. Brody hatte sich dort nach dem letzten Erntedankfest, nachdem er aus dem Haupthaus ausgezogen war, häuslich niedergelassen.
    Der Friede zwischen ihm und seinem Zwillingsbruder Conner war zerbrechlich, und beide profitierten vom räumlichen Abstand.
    Brody schnalzte mit der Zunge und trieb seinen Wallach Moonshine noch einmal an.
    „Los jetzt“, redete er ihm gut zu. „Das Wasser ist hier flach und ganz ruhig. Wenn wir auf beiden Seiten des Flusses Vieh weiden lassen wollen, musst du lernen, ihn zu durchqueren.“
    Moonshine, den Brody erst kürzlich auf einer Auktion in Denver gekauft hatte, war jung und musste noch viel lernen, damit aus ihm ein echtes Ranchpferd wurde.
    Gerade als Brody aus dem Sattel steigen und das Pferd ins Wasser führen wollte, das sanft ans steinige Ufer plätscherte, beschloss Moonshine, dass er doch Lust hatte, nass zu werden.
    Er tauchte mit gehörigem Planschen bis zur Brust in denFluss ein. Brody umschloss den Leib des Pferdes fest mit den Knien, um sich im Sattel zu halten. Er lachte laut und stieß dann einen Jauchzer purer Freude aus.
    Seine Stiefel füllten sich mit Wasser, und binnen Sekunden war seine Jeans bis zu den Oberschenkeln durchnässt, allerdings störte es ihn nicht. Moonshine durchschwamm den Fluss wie ein Olympia-Anwärter, stampfte mit den kräftigen Beinen, hielt den Kopf hoch und stellte die Ohren auf.
    „Braver Junge“, lobte Brody sein Pferd. „Du machst das prima.“
    Am anderen Ufer sprang Moonshine den steilsten Uferabschnitt hinauf. Wasser strömte von seinem Fell. Als das Tier festen Boden unter den Füßen spürte, schüttelte es sich wie ein Hund. Wieder musste Brody lachen, einfach weil das Leben so schön war.
    Er war zu Hause.
    Und er war größtenteils glücklich, dort zu sein.
    Tropfnass glitt er aus dem Sattel, um seine Stiefel auszuziehen, zu entleeren und mit nassen Socken wieder hineinzusteigen. Im Haupthaus würde er die klitschnassen Klamotten gegen trockene
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