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Wer schlafende Hunde weckt

Wer schlafende Hunde weckt

Titel: Wer schlafende Hunde weckt
Autoren: Christopher Brookmyre
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Endgültigkeit des zweiten Datums, das das Leben einrahmte und alle Taten und Möglichkeiten abschloss.
    Die Daten fielen ihr aber schließlich kaum auf. Sie war viel zu abgelenkt vom Namen, der in seiner Formalität ganz falsch aussah.
    Ihre Mutter hieß Beth – so hatten sie Freunde und Kollegen gekannt und alle, mit denen sie auf der Straße gesprochen hatte, wenn Jasmine neben ihr hergebummelt war, und ihr an der Hand gezupft hatte, weil sie weiterwollte.
    Beth, immer Beth. In offiziellen Briefen oder Werbepost stand manchmal »Elizabeth«, aber weder Beth noch Elizabeth war ihr eigentlicher Vorname, sondern nur ihr zweiter, wie Jasmine einfiel.
    Sie nahm an, dass Elizabeth ihr einfach besser gefallen hatte, aber dann wurde ihr klar, dass sie früher mal ihren ersten Vornamen benutzt haben musste, weil Jim sie noch manchmal so genannt hatte. Dann hatte er Yvonne gesagt und sich schnell verbessert wie Mum selbst, wenn sie bei einer ihrer alten Freundinnen, den Mädchennamen gesagt hatte.

    Da stand er in Stein gemeißelt: Yvonne Elizabeth Sharp.
    Dann zuckte sie zusammen, als wäre ihr der kalte Regen direkt vom Schirm in den Nacken gelaufen.
    Die Fallan-Akte.
    KUNDE: JA .
    Die Rechnungen hatten gefehlt. Und zwar weil Jim kostenlos gearbeitet hatte. Er hatte Glen Fallan für ihre Mum gesucht und gefunden, aber das war nicht alles.
    Jasmine erinnerte sich an die Notizen in handgeschriebenen Großbuchstaben und wusste jetzt, dass sie sie missverstanden hatte. Sie hatte gedacht, dass sie nur hießen, dass Jim mit Ingrams in Kontakt getreten war. Da hatte gestanden: » INGRAMS GETROFFEN JA «, und ein Datum.
    Glen Fallan hatte kurz vor ihrem Tod ihre Mum besucht.

Vergebung
    Catherine lag wieder wach. Es war kurz vor drei am frühen Sonntagmorgen, um sieben musste jemand mit den Jungs aufstehen, und sie war an der Reihe. Drew war gestern dran gewesen, aber Catherine hatte trotzdem nicht ausschlafen können. Sie und Laura hatten Dominic abholen und zu den Ramsays bringen müssen. Drew hatte den Jungs Frühstück gemacht und war mit ihnen schwimmen gefahren, damit sie sich in Ruhe herausputzen konnte.
    Sie war um zwanzig nach zwei aufgewacht und hatte nicht wieder einschlafen können. Warum konnte sie bloß nicht schlafen?
    Der Tag war schön gewesen. Angenehm ermüdend. Als Laura sie nach Hause gebracht hatte, war es nicht mal elf gewesen. Der Himmel war wolkenlos. Kühler als zuvor mit einer frühherbstlichen Brise, aber viel schöner, als man es für Ende August erwartet, wenn man in diesem Teil der Welt wohnt.
    Sie und Drew waren für den Rest des Tages mit den Jungs nach Loudon Castle unten in Ayrshire gefahren. Sie fuhren schon seit ein paar Jahren dorthin, und trotz ihrer instinktiven Abneigung gegenüber Freizeitparks fand sie es dort immer entspannend und urig – die Lage im Grünen verstärkte den Eindruck, hier würden alte Attraktionen ihr Gnadenbrot fristen. Die Jungs fanden es natürlich toll dort, und jedes Malwaren sie wieder so viel gewachsen, dass sie bei einer neuen Attraktion mitfahren durften.
    Abends waren sie alle vier zu dem kleinen Italiener in der Nähe gegangen, wo die Bedienungen sich für die Jungs begeistert hatten, seit sie Babys waren. Vielleicht war ihr da der Fehler unterlaufen – sie hatte nach dem Dessert einen großen Espresso getrunken. Daran konnte es doch nicht liegen – das war gegen sieben gewesen. Auf Kaffee reagierte sie normalerweise nur so, wenn sie beim Essen gehen ohne die Kinder nach zehn noch einen getrunken hatte.
    Sie war problemlos eingeschlafen; sie war so behaglich weggedämmert, als hätte sie ein Beruhigungsmittel genommen.
    Drew und sie hatten sich geliebt. Und zwar wirklich geliebt , so zärtlich, so vertraut, so langsam und so leise, bis auf das Ende, als sie nicht mehr anders konnte. Drew hatte gedroht, ihr ein Kissen ins Gesicht zu drücken, damit sie die Jungs nicht aufweckte, weshalb sie zu kichern angefangen hatte, was den Orgasmus und ihre lautstarke Reaktion nur noch intensiver ausfallen ließ.
    Schlafen schien ihr gerade unmöglich. Sie grübelte nicht und machte sich keine Sorgen, aber sie hatte das Gefühl, dass zwischen ihr und Drew eine ungeklärte Frage lauerte, eine Sache, über die sie noch nicht hatten reden können oder wollen. Zwischen ihnen beiden war eigentlich alles in Ordnung, deshalb lag sie nicht wach.
    Das war aber das Problem. Es war nicht zwischen ihnen. Es lag verborgen im Herzen dieses Ortes, an den Drew sie gehen sah,
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