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Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)

Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)

Titel: Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)
Autoren: Karen Clarke
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hin.
    »Tatsächlich?« Hoffnung stieg in mir auf.
    »Tatsächlich.« Langsam richtete er sich zu voller Größe auf. Seine Augen durchbohrten die meinen. »Für dieses Mal hatte sie also Recht. Doch das macht das andere Zeug noch lange nicht wahr«, sagte er leise. »Dass du etwa eine zukünftige Version von mir getroffen haben sollst.«
    »Hab ich aber.« Er musste mir unbedingt glauben, sonst hätten wir keine Chance. »Du solltest mehr Vertrauen zu deinen Mitmenschen haben«, sagte ich, als Tränen der Verzweiflung in mir aufstiegen. »Zu deinem Vater zum Beispiel.«
    »Wie bitte?« Er runzelte die Stirn.
    »›Du solltest dich von deinem Herzen leiten lassen. Es flüstert, also höre genau hin‹«, rief ich und gestikulierte wild mit einem Arm. »Das hat er zu dir gesagt, nachdem er Juliette geheiratet hatte und du dich mehr als ungezogen aufgeführt hast.«
    Er wurde weiß im Gesicht. »Woher weißt du das?«
    »Was glaubst du wohl?«
    Die Luft knisterte vor Anspannung. Wenn er mir nicht traute, hatte es auch keinen Sinn, sich länger lächerlich zu machen.
    »Ich befürchte, ich geh dann besser wieder.« Langsam zog ich mich zurück und wagte es nicht, mich noch einmal umzudrehen. Mein Kleid klaffte hinten wie ein Krankenhaushemd auseinander, das war mir klar. »Leb wohl.«
    Die Tränen kamen aus dem Nichts.
    »Warte!«
    Das Übermaß an Gefühlen in seiner Stimme ließ mich anhalten. »Komm und setz dich«, sagte er freundlicher und streckte seine Hand nach mir aus. Er war immer noch blass, aber sein Gesicht wirkte nicht mehr so misstrauisch. »Bitte.«
    Plötzlich erschöpft, kehrte ich zur Terrasse zurück und ließ mich neben ihm nieder. Wenige Millimeter neben der meinen spürte ich seine Schulter. Der Beton fühlte sich angenehm kalt an durch meinen Slip.
    »In gewisser Hinsicht habe ich es vermutlich immer gewusst«, sagte er schließlich so leise, dass ich mich anstrengen musste, seine Worte zu verstehen. »Das mit Belle, meine ich. Nicht das mit dem Baby.« Seine Stimme betonte das Wort Baby. Ich vermochte mir kaum auszumalen, wie schwer es gewesen sein musste zu erfahren, dass er gar nicht der Vater war, nachdem er sich kurz vorher erst mit dem Gedanken angefreundet hatte. »Sie schien in Gedanken immer woanders zu sein«, sagte er, die Arme auf die Knie gestützt. »Ich habe das auf die Hormone geschoben.« Er schüttelte den Kopf. »In meiner unbedingten Entschlossenheit, das Richtige zu tun, habe ich wohl nichts merken wollen. Es fällt mir immer noch schwer zu begreifen, wie weit sie es noch getrieben hätte.«
    Die Schatten im Garten wurden bereits länger, und ich versuchte, nicht daran zu denken, was für ein Chaos ich in ›Notley Abbey‹ hinterlassen hatte. Würden Mum und Dad mir je verzeihen?
    Verstohlen schaute ich zu Elliot hinüber und fragte mich, was er wohl dachte. Nie hatte ich ihn so verletzlich gesehen – nicht in der Gegenwart zumindest.
    »Tut mir leid, dass ich neulich so grob zu dir war. Ich hätte mich lieber bei dir bedanken sollen«, bekannte er offen. »Du hast schließlich nur versucht, mich zu warnen.«
    »Und was wirst du jetzt tun?«, fragte ich nervös und kaute auf meinen Lippen herum. Ich fragte mich, ob er meinen Gefühlsausbruch bereits verdrängt hatte.
    »Sag du es mir«, antwortete er und bedachte mich mit einem intensiven Blick, der meinen Magen einen Salto rückwärts machen ließ. »Du scheinst doch zu wissen, wie die Dinge laufen.«
    Blut schoss in meinen Kopf. »Nicht wirklich.« Ich beugte mich hinab, um die Schnecke von meinem Fuß zu entfernen, damit er nicht in mein Gesicht sehen konnte. »Ich weiß nur, was vor zweieinhalb Jahren hätte geschehen sollen und was ich für dich empfinde«, sagte ich tapfer und fixierte Henry, der steifbeinig durch den Garten strich.
    »Dieses Zeug mit der Zeitreise«, fragte er sanft, »war das tatsächlich so?«
    »Ja.« Ich wagte einen kurzen Blick in seine Richtung. »Glaubst du mir jetzt endlich?«
    Er lächelte vage. »Mir bleibt ja wohl keine andere Wahl, oder?«, sagte er. »Nachdem du weg warst, habe ich meinen Freund Jimmy in Colorado angerufen.«
    »Ach ja?«
    »Ich wollte wissen, ob das auch nur entfernt möglich ist.«
    »Und?«
    »Er schien zu denken, dass ja, und das reicht mir.«
    Unbändige Freude erfüllte mich. »Da bin ich aber froh«, sagte ich schlicht, und die Anspannung löste sich.
    »Außerdem habe ich das hier hinter der Fußleiste in meinem Zimmer gefunden.« Er griff in sein Navy-T-Shirt
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