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Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)

Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)

Titel: Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)
Autoren: Karen Clarke
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in eurer Küche auch noch arbeiten?«, erkundigte ich mich, tätschelte ihr den Rücken und verfluchte den Mann einmal mehr.
    »Als würde ihn das kümmern«, schniefte sie. »Er ist ein verdammter Stier. Die interessieren sich nur für sich selbst.«
    »Ihr könnt unsere Küche benutzen«, sagte Mum, die mit Lockenwicklern im Haar und einer neongrünen Maske im Gesicht in der Gegend herumlief. »Du und Pete, ihr werdet doch sowieso noch eine Weile hier wohnen, bis ihr euer eigenes Haus habt. Da kann Rosie auch gleich hierbleiben, wenn sie nicht nach Wales zurückgeht«, fügte sie liebevoll hinzu. »Schließlich hast du immer behauptet, dass sie die Schwester ist, die du nie hattest.«
    Ich stellte mir vor, wie wir uns zu fünft in unsere Doppelhaushälfte mit ihren drei Schlafzimmern quetschten und jeden Morgen vor dem Bad Schlange standen. Am liebsten hätte ich geweint.
    »Sie wird schnell die Schnauze voll haben, wenn sie erst einmal ständig aufeinanderhocken und sich auch noch um ein schreiendes Baby kümmern müssen«, sagte Rosie giftig, aber ich war mir da nicht so sicher. Ich hatte gesehen, wie Belle und Glen sich angeschaut hatten. Da konnte man glatt eifersüchtig werden.
    »Bleib mal kurz stehen.« Rosies Stimme holte mich in die Gegenwart zurück. »Da hängt ein loser Faden«, sagte sie und riss ihn mit einem kräftigen Ruck ab. Zwei glänzende Perlen fielen herab und landeten auf der Zufahrt.
    »Mist«, sagte sie.
    »Sasha, o mein Gott!« Mum bückte sich und sammelte sie auf, ihre Augenlider zuckten. »Mein wunderschönes Kleid ist ruiniert«, jammerte sie.
    »Ruiniert ja wohl nicht gleich«, sagte Dad, dem schwante, was sich da zusammenbraute.
    »Na, los jetzt«, beschwerte sich Vivienne und gestikulierte aufgeregt. Sie trug ein wild gemustertes, Ton in Ton gehaltenes Kleid mit passendem Jäckchen, und ihre Frisur saß unnatürlich felsenfest. »Was macht ihr denn so lange? Der Bürgermeister ist längst da, und Pete wartet schon seit Ewigkeiten. Ihm knurrt bereits der Magen, weil er heute Morgen vor Nervosität nichts essen konnte.«
    Just als sie im Inneren des Gebäudes verschwunden war, tauchte Mrs. Pilling auf, in letzter Minute und in Begleitung ihres vierschrötigen Ehemanns, der in einem schimmernden Anzug steckte. Als sie mich sah, wandte sie schnell den Blick ab.
    »Es bringt Unglück, das Kleid vorher zu sehen«, sagte sie und hielt sich die Augen zu, als würde sie von einer Sonnenfinsternis geblendet.
    »Und noch ein Foto mit dem Herrn Papa?« Der Fotograf war aus dem Nichts aufgetaucht, seinen Fotoapparat samt Stativ in der Hand. Er hatte bereits zu Hause ein paar Aufnahmen gemacht und dabei Erinnerungen an Elliot geweckt. Mein Herz rebellierte.
    Schwer durch den Mund atmend, brachte er uns in Positur. Seine Zähne waren gelb wie alte Klaviertasten, und sein Atem roch nach verschimmeltem Käse.
    »Man hat ihn uns wärmstens empfohlen«, sagte Dad entschuldigend, als wir zusahen, wie er zurücktrat, uns durch ein mit den Fingern gebildetes Rechteck hindurch beäugte, sich dann hinabbeugte und seine Krawatte umständlich von der Linse weghielt.
    »Jetzt gehen wir aber hinein zu unseren Plätzen«, sagte Mum, zog eine Puderdose heraus und kontrollierte ihr Gesicht. Dann hakte sie sich bei Tante June und Tante Pat unter, als würden sie ins Theater gehen. Onkel Harry und Onkel Bertie waren schon vorwegmarschiert, als hätten sie es eilig, das Ganze hinter sich zu bringen.
    Ich sah, dass Petes Neffe – unser Zeremonienmeister – im Eingang stand und sich aufführte, als wäre er ein Dalek, während meine Brautjungfer Laura so aussah, als wollte sie ihm gleich eine reinhauen. Trauzeuge Tom erschien und strich sich ängstlich über den Schnauzer, aber sein breites Gesicht hellte sich sofort auf, als er mich erblickte. Er kehrte direkt ins Innere des Gebäudes zurück, um die gute Nachricht Pete zu überbringen.
    »Lächeln!«
    Ich setzte ein falsches Lächeln auf und hielt mein Brautbouquet wie eine Pistole. Der Fotograf schaute auf. An seiner Wange zuckte ein Nerv.
    »Könnten wir das bitte noch einmal versuchen, ja?«
    Als wir nicht weiter posieren mussten, bot Dad mir seinen Arm an. Sein Haar stand schon wieder rebellisch in alle Richtungen. »Wollen wir?«, fragte er mit verdächtig glänzenden Augen. Ich legte meine Hand in seine Armbeuge und wappnete mich, als würden wir in den Krieg ziehen.
    Das war es dann wohl. Jetzt gab es kein Zurück mehr.
    »Darf ich Sie
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