Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)

Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)

Titel: Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)
Autoren: Karen Clarke
Vom Netzwerk:
meinen Blick.
    O Gott.
    »Ähm.« Ich dachte krampfhaft nach. Es schien eine Ewigkeit her zu sein, dass ich mit meinen Notizen in meinem Zimmer gestanden hatte. Damals, als Elliot unverhofft aufgekreuzt war.
    Irgendjemand hustete ungeduldig. Vivienne vermutlich.
    »Ich Sasha Soundso und so weiter und so fort« flüsterte sie lautstark, als wären wir bei einer Laienaufführung in der Stadthalle. Mehrere Leute kicherten.
    Ich warf ihr einen bösen Blick zu. »Ich, Sasha Enid Clayton, nehme Euch …« Sofort unterbrach ich mich wieder. Das war nicht korrekt. Zu altmodisch. »… nehme dich , Peter Treadwell …«
    »Graham!«
    Mein Kopf schoss irritiert herum. »Wie bitte?«
    Pete schloss die Augen.
    »Er heißt Peter Graham Treadwell«, erklärte Vivienne schier ungläubig. »Ehrlich, Sasha, wie lange kennt ihr euch schon?«
    »Um Himmels willen«, zischte ich. »Entschuldigen Sie bitte«, sagte ich zum Standesbeamten, der uns entsetzt ansah. »Ich nehme dich, Peter Graham Treadwell, zu meinem rechtmäßig anvertrauten Ehemann, in guten wie in schlechten Zeiten, von diesem Tage an dich zu lieben und zu ehren, wie auch immer unser Leben sich entwickeln mag. Amen«, improvisierte ich und ließ dann erleichtert die Luft aus meinen aufgeblasenen Backen entweichen.
    Pete blinzelte, weil ihm die Tränen kamen. »Wunderbar«, sagte er und lächelte, und ich versuchte, mich zu ähnlichen Gefühlsbekundungen hinreißen zu lassen.
    »Prost«, sagte ich. Er runzelte die Stirn.
    Als wir öffentlich versicherten, dass es keine rechtlichen Gründe gebe, nicht in den Stand der Ehe eintreten zu können, fragte ich mich, ob vielleicht irgendjemand mit irgendwelchen Bedenken herausplatzen würde. Es hatte sich jedoch ein ehrfürchtiges Schweigen herabgesenkt, und es war nichts zu vernehmen außer Mums Geschniefe und das entfernte Sirren eines Camcorders.
    Nachdem wir die Personen dazugebeten hatten, die als Zeugen für unsere Verbindung einstehen sollten, sagte der Standesbeamte: »Jetzt dürfen Sie die Ringe tauschen, ergänzt um ein paar schlichte Worte der Liebe.«
    Plötzlich raste mein Herz.
    Petes Trauzeuge Tom eilte mit todernstem Gesicht vor und zog einen Platinring aus der Brusttasche. Er gab ihn dem Standesbeamten, der ihn an Pete weiterreichte. Ich streckte die Hand aus und sah verwundert, dass sie zitterte.
    Als Pete den Ring vorsichtig auf meine Fingerspitze schob, knallte über uns ein Donner, und ich sprang einen halben Meter in die Höhe. Der Ring fiel hinunter und kreiselte wie eine Münze über den Boden. Die Sonne verzog sich, und der Saal wurde düster. Wie zu Halloween warfen nun die Kerzen ihren Schein an die Wand.
    »Entschuldigung«, murmelte Pete, bückte sich und hob den Ring wieder auf. Seine Ohren waren rot vor Verlegenheit. Er streckte die Schulter durch, und ich hielt ihm erneut die Hand hin. Als der Ring meinen Finger berührte, leuchteten Blitze hinter den Fenstern auf. Die Konturen von Petes Gesicht traten scharf hervor, und ein sengender Schmerz durchfuhr meinen Arm.
    »Autsch!« Ich sprang zurück. Klirrend fiel der Ring erneut zu Boden und rollte davon.
    »Sasha?«
    Ich blendete Petes besorgte Stimme aus und schaute mich um, das Herz aufgewühlt.
    War er hier irgendwo? Meine Augen wanderten über das Meer der Gesichter, von denen einige sich zu erstaunten Grimassen verzogen hatten, und versuchten, zwischen ihnen Elliot zu entdecken.
    »Wo bist du?«, rief ich. Vivienne fuhr auf ihrem Stuhl zusammen und klammerte sich an Rogers Arm.
    »Sie hat komplett den Faden verloren.«
    Mein Blick fiel auf ein gleißendes Licht ganz hinten im Raum. Da war er.
    Ich rannte durch den Gang auf ihn zu, als er aus dem Schatten trat. Er sah grauenerregend aus. Die gesamte linke Seite seines Körpers fehlte.
    »Ich hatte vergessen, dir etwas zu sagen.« Seine Stimme klang fern und knisternd, aber seine Augen waren so lebendig und gefühlvoll wie immer. Die Leute wirbelten auf ihren Plätzen herum und versuchten, etwas zu erkennen, aber die Erscheinung wirkte bloß wie ein schwacher Lichteffekt, der zudem schnell verblasste.
    »Was denn?«, fragte ich und hielt die Luft an. Ich fühlte mich schwach.
    »Ich liebe dich, Sasha.«
    Die Worte drangen durch mein dumpfes Gehirn zu mir durch.
    »Bitte … warte …« Ich streckte die Arme aus, aber er hatte sich bereits in einen Funkenschauer aufgelöst, der wie Nadelstiche auf meiner Haut brannte.
    Jetzt stand Mum hinter mir. »Sasha, du gehst sofort zurück«, befahl sie und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher