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Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)

Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)

Titel: Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)
Autoren: Karen Clarke
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der Schulter gepackt hielt, bekam ich nicht aus dem Kopf. »Warum hattest du damals eine Affäre, Dad?«, platzte es aus mir heraus.
    Er verschluckte sich an der Pfefferminzpastille, die er lutschte, und hustete los. »Das war keine richtige Affäre«, bekannte er mit tränenden Augen und schien mir meine Frage nicht weiter übel zu nehmen. »Nur ein paar Drinks nach der Arbeit mit einer Kundin.« Er drückte meine Hand. »Nicht, dass ich mich jetzt rausreden möchte«, fügte er hinzu.
    »Mum hat es aber dramatischer geschildert«, sagte ich erstaunt und wünschte, ich hätte die Sache schon früher angesprochen.
    »So ist deine Mutter halt«, sagte er fast stolz. »Unserer Beziehung hat das aber gutgetan, um ehrlich zu sein.« Er wischte sich eine Fluse von der Hose und wirkte nachdenklich. »Nachdem wir geheiratet hatten, war sie ziemlich muffelig. Sie sagte, ich hätte doch wissen müssen, dass sie immer schon ein großes Fest gewollt hatte.« Er schüttelte den Kopf, immer noch verwundert über die Launen der Frauen. »Na ja, du weißt doch, wie gerne sie mich herumkommandiert«, sagte er augenzwinkernd. »Nach dieser Geschichte hatte sie den perfekten Vorwand dafür. Im Schlafzimmer ging es fortan hoch her, weil sie …«
    »Dad!« Ich hob die Hand und rümpfte unwillkürlich die Nase. »Bitte keine Details.«
    »Entschuldigung, Liebes.« Lachend lenkte er ein.
    Als ich noch einmal über seine Worte nachdachte, wurde mir bewusst, dass ›Perfect Partners‹ die beiden nie aneinander vermittelt hätte – was wirklich lächerlich war. Es war unübersehbar, dass sie sich immer noch liebten.
    Ich bekämpfte die aufwallende Panik und schaute zurück zu dem Bentley, in dem Rosie, Mum und Tante June saßen. Ihre Köpfe wippten bei angeregter Unterhaltung auf und ab. In Dads VW dahinter saßen Onkel Bertie und die Neuseelandtruppe, die immer noch unter dem Jetlag litt und vor sich hin gähnte.
    »Ich kann es kaum fassen, wie sehr Phinneas und Jasmine sich verändert haben«, sagte ich über meinen Cousin und meine Cousine, die ich vor zehn Jahren zum letzten Mal gesehen hatte. »Damals wirkten sie noch so normal.«
    »Das kommt davon, wenn man in einem Land lebt, in dem man sich von Nesseln ernährt und nur mit Ziegen zusammenlebt«, sagte Dad. Onkel Harry hatte die Zwillinge mit dreizehn aus der Schule genommen und behauptet, es sei gesünder, unter amerikanischen Pionieren zu leben, auf moderne Errungenschaften wie Elektrizität und Shampoo zu verzichten und das eigene Feld zu bestellen. »Hast du ihre Gesichter gesehen, als sie den Fernseher entdeckt haben?«
    Ich unterdrückte ein Kichern. »Wundert mich, dass sie überhaupt gekommen sind, ehrlich gesagt.«
    »Tante Pat wird ihnen die Pistole auf die Brust gesetzt haben. Man sieht ihr an, dass sie es leid ist. Würde mich wundern, wenn sie überhaupt wieder zurückgeht.«
    Wir verfielen in Schweigen, als wir schließlich die lange Zufahrt zur ›Notley Abbey‹ erreichten. Die gotische Pracht wurde von einer Lindenallee noch unterstrichen. Im Hintergrund glitzerte und glänzte die Themse, und etliche Gäste warteten bereits und genossen den Anblick.
    Mum würde sicher schon weinen.
    Und tatsächlich, als deren Wagen vorgefahren war, stieg sie aus und tupfte sich mit dem extra erworbenen Spitzentüchlein die Augen.
    Vivienne stand im Torbogen und verfolgte unsere Ankunft. Die Federn an ihrem Fascinator wippten auf und ab, und es sah aus, als wäre eine riesige Taube gegen ihren Kopf geknallt und explodiert.
    »Wie sieht die denn aus?«, fragte Mum und betastete ihren typischen Brautmutterhut, den sie noch in Debensham aufgetrieben hatte – ein traditionelles Modell in Pfauenblau, das zu ihrem Brokatkostüm passte.
    Ich stieg aus und fühlte mich merkwürdig zerbrechlich – als könnte mich das kleinste Lüftchen umpusten.
    »Alles okay?«, fragte Rosie, die zu mir kam und dabei ihr Kleid raffte, damit sie nicht darüberstolperte. Am Saum entdeckte ich etwas Bräunungscreme. »Wie geht es dir?«
    »Nicht schlecht«, sagte ich und verdrängte einen Anflug von Angst. »Und dir?«
    »Nicht schlecht.«
    Das war gelogen. Als sie morgens ihren Porridge hinuntergezwungen und auf den Haar-Stylisten gewartet hatte, war von Glen eine SMS gekommen.
    »Ich soll das Haus zum Verkauf anbieten. Er muss etwas für sich und Belle suchen«, hatte sie mit kleinen, verheulten Augen gesagt. »Elliot besteht darauf, dass sie die Wohnung verlassen.«
    »Hat Glen denn vergessen, dass wir
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