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Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Titel: Die Buchmagier: Roman (German Edition)
Autoren: Jim C. Hines
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Kapitel 1
    Manche Leute würden sagen, es sei eine schlechte Idee, eine Feuerspinne in eine öffentliche Bücherei mitzunehmen. Diese Leute hätten wahrscheinlich recht, aber diese Option war immer noch besser, als sie neun Stunden am Stück allein zu Hause zu lassen. Letzteres hatte ich ein einziges Mal versucht. Daraufhin verlieh Klecks seinem Missfallen Ausdruck, indem er sich durch die Scheibe seines Behälters brannte, sich in meinem Wäschekorb vergrub und die Kleider von zwei Wochen in Brand steckte.
    Die Feuerwehr war glücklicherweise rechtzeitig eingetroffen, um zu verhindern, dass die ganze Wohnung in Flammen aufging. Ich weiß noch, wie ich mich durch das durchnässte, tropfende Chaos wühlte, das einst mein Schlafzimmer gewesen war, bis ich Klecks zusammengekauert in einer Ecke fand. Dampf stieg von seinem Körper auf. Er flitzte hoch auf meine Schulter und klammerte sich dort fest, so als hätte er Angst, ich würde ihn gleich wieder verlassen. Und dann biss er mir ins Ohr.
    Die Zehn-Zentimeter-Spinne war ein Andenken daran, was ich zurückgelassen hatte, eine Erinnerung an jenes andere Leben. Wenn Zauberei Alkohol wäre, wäre Klecks Belohnung und die eine Whiskeyflasche, die man als Mahnung aufbewahrte, zugleich.
    Während ich arbeitete, blieb er in einem Vogelkäfig aus Stahl hinter meinem Schreibtisch, zuverlässig außerhalb der Reichweite kleiner Kinder. Und was noch wichtiger war: Die Kinder waren sicher außerhalb von Klecks’ Reichweite.
    Einer Testreihe zufolge, die ich mit einem Infrarotthermometer durchgeführt hatte, konnten Klecks’ Flammen Temperaturen von mehr als siebenhundert Grad erreichen, ungefähr so viel wie ein durchschnittlicher Bunsenbrenner. Ich vermutete sogar, dass er noch heißer werden konnte. Aber da er nur in Flammen aufging, wenn er Angst hatte oder sich bedroht fühlte, erschien es mir grausam, dieses spezielle Forschungsprojekt weiterzuverfolgen.
    Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass es mir offiziell verboten war, Zauberforschung zu betreiben. Meine Aufgaben dieser Tage waren viel unkomplizierter.
    Ich seufzte und nahm den alten Strichcodeleser in die Hand. Die Jahre hatten den Plastikgriff vergilben lassen, und das Kabel, das aus ihm herausragte, war mit einer dicken Schicht Isolierband verstärkt. Zum dritten Mal an diesem Nachmittag ließ ich den roten Strahl über den Rücken des neuesten Charlaine-Harris-Romans wandern.
    Die LED des Scanners leuchtete grün auf, und der Computer gab ein fröhliches Biep von sich. Der Bildschirm füllte sich mit dem, was die Einzelheiten von Harris’ Fantasyroman hätten sein sollen – unser System beharrte allerdings darauf, dass es sich in Wirklichkeit um Die Freuden des Marinierens II von Charlotte F. Pennyworth handelte.
    Ich warf den nutzlosen Scanner beiseite, löschte den Eintrag und begann, die Buchdaten manuell in die Datenbank der Copper River Bücherei einzugeben. Ohne den Scanner brauchte ich eine halbe Stunde, um die restlichen neuen Bücher ins System einzuspeisen.
    Als ich mit dem Stapel fertig war, schaute ich mich in der Bibliothek um. Mrs. Trembath war damit beschäftigt, mit zwei Fingern auf eines der öffentlichen Computerterminals einzutippen; vermutlich schickte sie ihren Enkelkindern noch mehr inspirierende Katzenfotos. Karen Beauchamp hatte sich in einem Sitzsack in der Kinderabteilung zusammengekauert und las Die Farbe Lila .
    Karens Eltern würden verärgert sein, wenn sie wüssten, dass Karen ein Buch las, dem sie nicht persönlich zugestimmt hatten. Ich legte für mich eine geistige Notiz an, Karen einen netten, unverfänglichen Schutzumschlag für den Einband mitzugeben.
    Von den beiden abgesehen war die Bibliothek leer. Es war schon den ganzen Nachmittag über ruhig gewesen, denn die Leute nutzten den Junisonnenschein aus.
    Ich nahm meinen Feueropalanhänger ab und legte den orangefarbenen Stein auf die Mitte der Tastatur. Der Bildschirm flackerte, und ein neues Fenster erschien. Darin war ein schlichtes kreisrundes Logo zu sehen; es zeigte ein aufgeschlagenes Buch auf einem mittelalterlichen Schild, darüber waren die Buchstaben DZP eingraviert.
    Diese Datenbank hatte nichts mit der Copper River Bücherei zu tun. Nachdem ich die Bücher für die eine Bibliothek katalogisiert hatte, war es jetzt Zeit, das Ganze noch einmal zu tun. Ich begann mit einem Buch namens Herz aus Stein , einer paranormalen Romanze über eine halbgorgonische Detektivin, die sich mit einem sexy Mafiakiller einließ. Die
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