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Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Titel: Die Buchmagier: Roman (German Edition)
Autoren: Jim C. Hines
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sichten lassen.«
    Leser: ein umgangssprachlicher Begriff für eine andersartige Spezies von Vampiren, die Gedanken und Erfahrungen ihrer Opfer absorbieren können. Vielleicht hatte ich ja doch noch ein paar Stunden zu leben. Sie würden mich in das Nest zurückbringen müssen, aus dem sie gekommen waren – wahrscheinlich Detroit oder Green Bay. Wenn ich noch ein Buch in die Hände bekäme oder auch nur ein schnelles Telefonat führen könnte …
    Mel öffnete ihren Rucksack und nahm einen großen Tupperware-Behälter und ein Butterflymesser heraus. »Lass ihn auslaufen. Sein Blut wird der Leserin alle Erinnerungen verschaffen, die sie braucht.«
    »Augenblick mal, ihr solltet einem Gefangenen eigentlich Zeit zum Verhandeln geben! Das ist Tradition. Ich bin ein Libriomant, schon vergessen? Ihr wollt Geld? Bringt mich in die Geschichtsabteilung, und ich gebe euch den Hope-Diamanten!« Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf Green Bay. »Oder wie wär’s mit einem Packers-Super-Bowl-Ring? Gib mir zwei Minuten in der Sportabteilung, und er gehört dir!«
    Er folgte meinem Blick, aber Mel boxte ihm auf die Schulter.
    »Was soll er schon machen?«, fragte er. »Uns mit einem Football angreifen?«
    »Wir werden dem Buchmagier keine weiteren Bücher geben!« Mel unterstrich jedes einzelne Wort, indem sie Green Bay ihren schwarz glänzenden Nagel im Takt in die Schulter stieß.
    Ein träges Klopfen am kaputten Türrahmen ließ beide Vampire herumwirbeln.
    »Raus hier!«, schrie ich, um zu warnen, wer auch immer dort kommen mochte. Ich packte Green Bays Finger und versuchte, seinen Griff abzuschütteln, aber das war wie der Versuch, Stahl zu biegen. Ihm in den Bauch zu treten stellte sich als gleichermaßen fruchtlos heraus.
    »Die Bücherei ist geschlossen!«, blaffte Mel.
    Schritte knirschten auf zerbrochenem Holz und Glas. Als ich sah, wer hereingekommen war, wurde mein Körper ganz schlaff vor Erleichterung.
    Lena Greenwood war sicher die am wenigsten beeindruckende Heldin, die man je gesehen hatte. Sie war mehrere Zentimeter kleiner als ich, wohlproportioniert, gleichzeitig eine elegante Tänzerin. Ihr wirkliches Alter war mir nicht bekannt, aber dem Aussehen nach schätzte ich sie auf Anfang zwanzig. Sie war ungefähr so furchteinflößend wie ein Stoffbär. Eine verdammt sexy Bärin vielleicht, aber keine, von der man erwarten würde, dass sie sich mit einem Monster anlegt.
    Strähnen schwarzen Haares umrahmten dunkle Augen, ein rundes Gesicht und ein fröhliches Lächeln, als wäre sie gerade in eine Überraschungsparty hereingeplatzt. Sie trug eine Motorradjacke aus schwarzem Leder, jene Sorte mit eingearbeiteten Plastikprotektoren an Schultern, Ellbogen und Rücken. Das T-Shirt, das darunter herausschaute, war dreckig, genau wie ihre Jeans und die roten Turnschuhe an ihren Füßen. Sie hielt ein Paar Bokken in den Händen: gebogene hölzerne Übungsschwerter, deren Farbe zum hellbraunen Ton ihrer Haut passten.
    »Vampire?«, fragte sie.
    Ich brachte ein Nicken zustande. »Sie wollten ihre Säumnisgebühren nicht bezahlen.«
    »Vielleicht möchtest du uns Gesellschaft leisten?«, fauchte Mel. Sie schnauzte ihren Gefährten an: »Vergewissere dich, dass sie allein ist!«
    Green Bay ließ meine Schultern los und fegte wie ein Blitz im Zeitraffertempo durch die Bibliothek. Ich sah nicht, was als Nächstes passierte, weil ich damit beschäftigt war, hinzufallen und vor Schmerz zu keuchen, aber als ich wieder rüberschauen konnte, war der Vampir mit einem von Lenas Bokken in der Brust wie ein Insekt an die Wand gespießt.
    Er fletschte die Zähne, packte das Heft und versuchte sich zu befreien. Der Pflock-durchs-Herz funktionierte bei Meyerii zwar nicht, aber der Vampir schien trotzdem nicht imstande, Lenas Waffe zu zerbrechen oder zu entfernen.
    »Was hast du mit ihm gemacht?«, fragte Mel herrisch.
    Die Bemühungen von Green Bay wurden hektischer, als Lena ihm den Rücken zuwandte und mit großen Schritten auf uns zukam. »Das Holz ist lebendig«, sagte sie leise. »Es hat Wurzeln geschlagen.«
    Ich blickte Mel an. »Noch kannst du abhauen.«
    Mel stürzte sich auf den Disruptor. Lena holte aus, schwang ihren verbliebenen Bokken beidhändig in einem Überkopfschlag und traf die Schusswaffe, bevor Mel abdrücken konnte. Grüne Funken sprühten aus dem Lauf, aber sonst geschah nichts. Mel schleuderte den Disruptor weg und packte mich an der Gurgel, sodass ihre Nägel meine Haut durchbohrten. »Ich werde ihn
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