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Wer braucht schon Liebe

Wer braucht schon Liebe

Titel: Wer braucht schon Liebe
Autoren: Denise Deegan
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treffen.«
    » Und das ist vollkommen okay. Ich wollte nichts weiter, als dass du die Chance hast. Bist du angeschnallt?«
    » Yep.« Ich hole mein Handy heraus, um es auszuschalten. Bevor ich dazu komme, klingelt es.
    » Alex?«
    Es ist Gran. » Bist du schon im Flugzeug?«
    » Du hast es gewusst?«
    Ich sehe Dad an. Der lächelt.
    » Natürlich hab ich es gewusst.« Dass sie miteinander geredet haben, ist toll.
    » Pass gut auf dich auf«, sagt sie. » Hör gut zu bei den Sicherheitshinweisen. Ich habe deinem Vater gesagt, er soll einen Gangplatz nehmen, in der Nähe der Tragflächen.«
    » Gran, Flugzeuge sind sicherer als Autos.«
    » Richtig, pass auf der Straße auf. Da drüben fahren sie auf der falschen Seite.«
    Ich lächele. Es passt gar nicht zu ihr, dass sie so ein Aufhebens macht. Aber dann verstehe ich. Sie hat ihre einzige Tochter verloren. Ich bin alles, was ihr geblieben ist. Und ich bin auf dem Weg nach San Diego.
    » Ich passe auf«, sage ich. » Gran?«
    » Was?«
    » Du schaust zu viel CSI .«
    Die Stewardess flirtet mit Dad – also ist seine Verkleidung doch nicht hundert Prozent narrensicher. Entweder das, oder sie steht auf Hippies. Sie macht es allerdings sehr subtil. Ich glaube, er merkt es gar nicht. Sie erinnert mich an jemanden.
    » Wie geht es der Stylistin?«, frage ich.
    Er schlägt das Bordmagazin zu, in dem er gerade geblättert hat. » Ich weiß es nicht«, sagt er und dreht sich zu mir hin, um mich anzusehen. » Wir haben keinen Kontakt.«
    » Wegen mir?«
    Er räuspert sich. » Wegen der Situation.« Er schweigt einen Moment lang, legt das Magazin weg. » Du hast sie gemocht, oder?«
    » Sie war okay.«
    » Sie hat dich wirklich gerngehabt.«
    » Na ja, du kennst mich – unwiderstehlich.«
    Und vielleicht schreibe ich ihr eines Tages zurück. Denn jetzt weiß ich, dass sie einfach Mist gebaut hat. Genau wie ich.
    Mum hätte das Strandhaus geliebt, ganz modern und schlicht mit Wänden aus Granit und hohen Fenstern. Es liegt in einer privaten Bucht. Als wir ankommen, geht gerade die Sonne unter. Das Auto gleitet durch einen tropischen Garten, der genauso gut das Paradies sein könnte. Ich lasse das Fenster herunter und lausche den Wellen. Dad hatte recht. Es war eine gute Idee.
    Er hat nichts geplant, keine Besichtigungen von Sehenswürdigkeiten, keine Tagesausflüge.
    » Ich dachte, wir könnten drei Wochen lang am Strand herumhängen«, sagt er.
    Klingt perfekt. Einfach abhängen. Rumliegen. Sonnenbaden. Niemandem über den Weg laufen.
    Die ersten Tage verbringen wir beim Strandhaus und in der Bucht. Wir lesen. Schwimmen. Dad geht laufen. Nach ein paar Tagen erkunden wir andere Strände. Pacific Beach. Ocean Beach. Mission Beach. Wir sehen Surfern zu, Rollerbladern, Skateboardern und Fahrradfahrern. Wir spazieren über die Promenaden. Trinken Kaffee. Tragen Kapuzenpulli, Badehose und Flipflops. Wir passen uns problemlos der Umgebung an.
    An einem Tag fahren wir zum Childrens Beach in La Jolla. Seehunde und Seelöwen braten mit glänzender Haut in der Sonne. Ich mache es genau wie sie, schließe die Augen, drehe das Gesicht zum Himmel und vergesse alles.
    » Ich höre auf«, sagt Dad.
    Ich drehe mich zu ihm um. » Mit was?«
    » Mit der Band.«
    » Das kannst du nicht. Ihr seid so viele Jahre zusammen. Es ist dein Job.«
    » Ich habe genug.«
    Ich sehe ihn misstrauisch an. » Hat das irgendetwas mit mir zu tun?«
    » Nein.«
    » Das glaube ich dir nicht.«
    » Sieh mal, Alex, es ist nicht so, dass ich das Geld brauche. Ich muss nie wieder arbeiten im Leben.«
    » Aber Musik ist dein Leben.«
    » Nein. Du bist mein Leben.«
    » Wer sagt, dass du dich zwischen uns entscheiden musst?«
    » Ich.«
    » Das ist doch verrückt.«
    » Nein, das ist es nicht. Ich kann immer noch Songs schreiben. Nur eben für andere Leute.«
    » Dad, was du mit Streak und den anderen hast … das ist etwas Besonderes. Es passt einfach. Das bist du. Das macht dich aus. Du kannst nicht aufhören. Ich will nicht, dass du aufhörst. Ich will vor allem nicht, dass du es für mich tust.«
    Er sieht mich an.
    » Ich meine es ernst. Wenn du aufhörst, würde ich mich dafür hassen. Ja, das würde ich.«
    Er sagt nichts.
    » Komm schon, Dad. Du weißt, dass es verrückt ist. Und falsch.«
    » Alex, es tut mir leid.«
    » Ich weiß, dass es dir leidtut. Und ich vergebe dir. Okay? Nur lass die Band nicht im Stich.«
    » Warum denkst du nicht erst mal darüber nach?«
    » Das brauche ich nicht. Also vergiss es, okay?
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