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PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten

PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten

Titel: PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten
Autoren: Hans Kneifel
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Prolog
    Lautloser kosmischer Donner
    Das erste Intelligenzwesen wurde viele Jahrmillionen nach dem Urknall geschaffen; ein winziges Körnchen beseelter, glühender Sternenstaub. Unzählbar viele Zeitabschnitte später hatten sich während der ersten Atemübungen der Evolution aus durchglühtem Chaos aus Staub und diffuser Materie Planetesimale und andere Kerne gebildet. Der Stern leuchtete auf und schleuderte Partikel in den Raum hinaus, in dessen Dunkelheit die Welten abkühlten. Auf ihren Oberflächen nahm das Leben immer kompliziertere Formen und Gestalten an. Winzige Teilchen aus Sonnenmaterie, im Sternenwind über die frühen Meere und die ersten Wälder der Planeten getrieben, fanden sich in ähnlicher Weise zusammen wie blindlings zuckende Einzeller. Sie bildeten erste größere Organismen, die frei beweglich blieben und sich während kosmischer Zeitabläufe zu komplexeren molekularen Strukturen und weniger verletzlichen Individuen gliederten. Während dieser ersten langen Phase ihrer Entstehungsgeschichte vermehrten sie sich ungehindert und entwickelten sich zu fühlenden, instinktiv denkenden Wesen, die sich aber schon ihrer Abstammung von der Sonne bewusst wurden, denn sie strebten danach, sich in Sonnenlicht und kosmischer Strahlung zu baden.
    Auf dem Planeten ihrer Entstehung brachte die Evolution inzwischen in vielen äonenlangen Schüben reiche Fauna und Flora hervor, von denen einzelne Zweige ausstarben, andere die Meere, Russe und das Land eroberten, wieder andere sich im Lauf der Geschichte veränderten. Doch außer den Sonnensprösslingen, deren Medium die Atmosphäre bis weit hinaus ins energiereiche All blieb, entstanden keine anderen Intelligenzen. Bewegung und Partnerwahl, Zeugung und Entstehung neuen Lebens gingen in fast völliger Lautlosigkeit vonstatten; nur die hoch sensiblen Wesen, die aus reiner Sonnenmaterie zu bestehen schienen, vermochten die winzigen akustischen Selbstäußerungen wahrzunehmen. Es war ein lispelndes, submolekulares Knistern, viel leiser als die silbernen Geräusche, mit denen sich Sandkörner im Gluthauch der Wüstenwinde aneinander rieben, und in der lautlosen Welt der Planetarier mochte es wie »menthththiiiath« klingen.
    Einzelwesen fanden bald zu Gruppen zusammen. Hierin ähnelten sie jungen
    Fischen, die sich im Meer in schützenden Schwärmen zu bewegen lernten, oder Nektar saugenden Vögeln, deren dichte, summende Ballungen in blühende Bäume einfielen und binnen weniger Augenblicke Tausende Blüten bestäubten. Eine Gruppe der »Menttia«, die sich über der Brandung einer namenlosen Küste zusammenfand, entdeckte eine Gesetzmäßigkeit, die sämtliche Individuen faszinierte: je größer der Schwarm aus Einzelwesen war, desto höher wurde die Erkenntnisfähigkeit der Gruppe. Binnen kurzer Zeit sammelten sich die Einzelwesen und kleinen Verbindungen zu großen Schwärmen, deren geballte geistige Leistung ihnen gestattete, die Umgebung wahrzunehmen und richtig zu deuten und Zahlen zu erkennen und zu verwenden. Der Prozess, der Hunderttausende Planetenumläufe andauerte, schuf unterschiedliche »Völker« zwischen den Polen, und über Meeren, Wäldern und Wüsten entstanden riesige Ballungen lautlos schwirrender Lichtwesen, die sich später vorzugsweise über bestimmten Teilen des Planeten aufhielten; sie beherrschten den Luftraum bis hinauf in jenen Bereich, in dem das gespiegelte Licht des Planeten schwand und die fernen Sonnen zu erkennen waren. Und aus dem instinkthaften Verhalten, das der Ernährung und der Bewegung diente, wuchs die Erkenntnis, dass jede Form der lebensnotwendigen Energie ihren eigenen Geschmack hatte und mit haarfeinen subatomaren Rezeptoren und untrüglicher Genauigkeit aufgespürt, aufgesogen und im Kreislauf verarbeitet werden konnte. Und dass sowohl Duftmoleküle als auch kosmische Wellen im Nanometerbereich, Blitzentladungen in der Atmosphäre oder schwache Ströme von planetarem Magnetismus ihre unverwechselbare Struktur hatten. So begann, als die kontinentalen Schollen ihres Heimatplaneten auseinander drifteten, ein Jahrmillionen langes Studium, ein Zeitalter der Erkenntnisse für viele tausend Millionen Menttia. Als schließlich Besucher landeten, wussten die Lichtwesen, dass sie nicht allein in einem scheinbar grenzenlosen Kosmos waren. Die Ereignisse, die mit dem Besuch der Fremden zusammenhingen, wurden vergessen und zu scheinbar belanglosen Erinnerungen im Kollektivgedächtnis, zu verheilten Narben in der Haut der Gegenwart.
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