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Wer braucht schon Liebe

Wer braucht schon Liebe

Titel: Wer braucht schon Liebe
Autoren: Denise Deegan
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gelöscht. Genauso wie ich ihn gelöscht habe. Jetzt weiß ich, wie sich das anfühlt. Wie ein Schlag in die Magengrube. Gut. Es geschieht mir recht.
    » Er hat mich ziemlich schnell vergessen, nicht wahr?«, sage ich am nächsten Tag zu Rachel, und gleichzeitig weiß ich, dass ich kein Recht habe zu so einer Bemerkung.
    » Wie kannst du so etwas sagen? Also echt. Wie kannst du nur?« Sie sieht so böse aus, Rachel, die nie böse ist. » Du hast Schluss gemacht. Und, ja, ich weiß, warum, aber im Ernst, Alex, du hast ihm das Herz gebrochen. Was erwartest du? Natürlich macht er mit seinem Leben weiter. Er hatte keine andere Wahl. Ich wollte es dir nicht so deutlich sagen. Aber so ist es. Es tut mir leid.«
    Es fällt mir schwer zu atmen. Es fällt mir schwer zu glauben, wie blöd ich war. Wie konnte ich nur denken, dass ein Brief etwas ändern würde, nach allem, was ich ihm angetan habe?
    » Er hat nicht zurückgeschrieben, oder?«, fragt Dad eines Tages, als es mir besonders dreckig geht.
    » Nein.«
    » Dann sag ihm, dass du ihn liebst.«
    » Nein!«
    » Warum nicht, du Häufchen Elend?«
    » Nur weil ich diesen blöden Brief geschrieben habe. Ich hätte es sein lassen sollen.«
    » Du hast das Richtige getan.«
    » Ich war fast über ihn hinweg.«
    Er wirft mir einen Blick zu, der sagt: » Ach ja?«
    » Das war ich.«
    » Ich verstehe nicht, warum du überhaupt über ihn hinwegkommen musst! Du lebst, er lebt. Ihr liebt euch …«
    » Hör auf, Dad, bitte. Es ist zu spät. Es ist aus.«
    » Ist er tot?«
    Meine Augen weiten sich.
    » Dann ist es nicht zu spät.«
    » Er hat nicht auf meinen Brief geantwortet.«
    » Dann schreib noch einen. Und noch einen. Und noch einen. Und, um Himmels willen, sag ihm, dass du ihn liebst.«
    » Er ist auf der anderen Seite der Welt.«
    » Na und?«
    » Wir sind Teenager.«
    » Das waren Romeo und Julia auch.«
    » Die sind gestorben.«
    Er sieht mich direkt an. » Du willst es einfach nicht, oder?«
    » Nein, ich will es nicht.« Denn es hat sich nichts geändert. Er ist da drüben. Ich bin hier. Und zwischen uns liegen ein großer Ozean und das Leben.
    Alle reden über Uganda. Der Großteil der Klasse fährt hin. Rachel und Mark können es kaum erwarten. Rachel redet allerdings nicht darüber, weil Sarah und ich nicht mitfahren. Sarahs Eltern können sich die Reise nicht leisten. Und ich erzähle Dad nichts davon. Er hätte versucht, mich zum Mitfahren zu überreden. Und ich weiß, wie dumm das ist – ihm würde nichts zustoßen, wenn ich weg bin –, aber ich kann ihn trotzdem nicht allein lassen. Jetzt bin ich froh darüber, denn ich bin da, als sein Rücken wieder in Ordnung kommt, als er eines Tages in den Pool steigt und losschwimmt und irgendetwas einfach Klick macht. Er hat Krankengymnasten ausprobiert, einen Heiler, einen Chiropraktiker, einen » Body balancer« (was das auch immer sein soll), einen Facharzt im Krankenhaus und zwei Osteopathen. Und plötzlich ist es einfach so wieder gut. Er ist immer noch vorsichtig, aber er passt nicht mehr bei jeder Bewegung auf. Er geht nicht mehr so steif. Und aus seinem Gesicht ist der schmerzerfüllte Ausdruck verschwunden. Das ist mir tausendmal lieber als Uganda.
    Eines Tages nach der Schule im Jitter Mug gibt es Neuigkeiten bei Sarah.
    » Simon Kelleher hat mich gefragt, ob ich mit ihm ausgehe!«
    » Das ist ja toll!«, sage ich.
    » Ich dachte, du magst ihn nicht.«
    » Sarah. Du gehst mit ihm aus. Nicht ich. Wenn du glücklich bist, dann bin ich es auch.«
    » Du denkst, ich bin verrückt, oder?«
    » Nein!«
    » Du findest, dass er nicht an Mark oder David herankommt.«
    » Sarah. Das ist kein Wettbewerb. Du magst ihn. Du gehst mit ihm aus. Sei glücklich.«
    » Ich bin glücklich.«
    » Gut.«
    Am Freitag gehen Dad und ich zusammen Gemüse einkaufen.
    » Warum gehst du nicht mehr aus?«, fragt er.
    » Es ist nicht viel los«, lüge ich. Sarah hat mich gefragt, ob ich mit ihr, Simon und einem seiner Freunde in den Rugbyklub gehe.
    Dad sieht mich zweifelnd an. » Du hast nur eine Woche Hausarrest gehabt.«
    » Das weiß ich.«
    » Ich will nicht, dass du deine Freunde aufgibst.«
    » Das tue ich nicht.«
    » Warum gehst du dann heute Abend nicht aus?«
    » Ich habe keine Lust.«
    » Ein bisschen Spaß könnte dir nicht schaden.«
    Und vielleicht, denke ich, hört er auf, wegen David herumzunörgeln, wenn er das Gefühl hat, dass ich hier glücklich bin.
    » Also gut, dann gehe ich eben aus.«
    Wir treffen Simon und seinen
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