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Wer braucht schon Liebe

Wer braucht schon Liebe

Titel: Wer braucht schon Liebe
Autoren: Denise Deegan
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oder von sonst irgendetwas total fasziniert ist.
    » Wer war das?«, fragt Mike, als Anakin endlich aussteigt.
    » Ich habe keine Ahnung. Anakin irgendwas.«
    » Aha«, sagt er, als würde das alles erklären.
    Am nächsten Morgen wache ich früh auf. Ich schaue aus dem Fenster und sehe nichts. Über Nacht ist der Nebel dichter geworden. Ich packe mich warm ein, nehme Homer und laufe zum Killiney Hill. Es ist gespenstisch still. Nichts bewegt sich. Ich kann nur sehen, was unmittelbar vor mir ist. Aber dafür sehe ich es wirklich. Von Tau bedeckte Spinnweben. An Ästen hängende Tropfen. Und Homer, der in meinem Blickfeld auftaucht und wieder verschwindet wie ein Geist. Er erinnert mich an einen der weißen Tiger im Zoo von Singapur.
    Wir werden klatschnass.
    Als wir heimkommen, ist Dad in der Küche.
    » Ich glaube, ich weiß, was wir brauchen«, sagt er und sieht in den Nebel hinaus.
    » Porridge?«
    Er lacht. » Ferien. Mal richtig ausspannen. Nur wir zwei.«
    » Echt?«
    » Ich denke, ein Tapetenwechsel würde uns bestimmt guttun.«
    Ich denke, dann könnte ich Sarah entkommen. Der Schule. Der Kälte. » Wo sollen wir hinfahren?«
    » Egal. Hauptsache, weg, Zeit zusammen verbringen; keinen um uns herum, der uns stört.«
    » Du meinst, kein Mike, keine Barbara, kein niemand, nur wir zwei?«
    » Nur wir zwei.«
    Das wäre fantastisch. » Aber was ist mit deiner Arbeit? Du hast schon viel Zeit verloren.«
    » Ich habe mit Ed gesprochen. Wir schieben es ein bisschen auf.«
    » Den Erscheinungstermin für das Album, die Welttournee?«
    » Es ist keine Operation am offenen Herzen.«
    » Nein, aber …«
    » Wenn einem die Frau stirbt, kann man Sonderurlaub für die Trauerzeit nehmen, oder?«
    » Klar, aber …«
    » Tja, und das hier ist meiner. Alles andere kann warten – alles außer dir. Du hast lange genug gewartet. Machen wir Urlaub.«
    Ich umarme ihn. » Danke, Dad.«
    Am nächsten Montag macht es mir nichts aus, dass Sarah mich ansieht, als hätte sie mir etwas voraus, als wüsste sie etwas, was ich nicht weiß, als wäre sie Teil eines Geheimbunds. Heute ist mir alles egal, denn Dad bucht unsere Tickets und sagt dem Direktor Bescheid, dass er mich von der Schule befreit.

34 Am Strand
    Zwei Wochen später bringt Mike uns zum Flughafen. Dad hat Anteile an einem Privatflugzeug, aber in diesen Ferien geht es darum, normal zu sein, Dinge zu tun, wie normale Menschen sie tun. Also hat er sich den Bart wieder wachsen lassen, hat den Trainingsanzug wieder rausgekramt und sich einen Hut tief ins Gesicht gezogen, wie ihn nur Fliegenfischer tragen würden. Denn er befürchtet, dass die Ferien nicht normal bleiben, wenn seine Fans ihn erkennen. Also gehe ich mit diesem merkwürdig aussehenden Mann zum Check-in. Ich weiß immer noch nicht, wo wir hinfliegen. Er wollte es mir nicht sagen. Jetzt sehe ich allerdings die Anzeigetafel und er kann es nicht mehr vor mir verheimlichen. Plötzlich wird mir übel. Ich starre ihn an. Ausgerechnet.
    » Oh mein Gott. Sag bloß nicht, dass du etwas arrangiert hast.«
    » Das würde ich nie tun.«
    » Warum dann San Diego?«
    Er zuckt mit den Schultern. » Ich will dir nur eine Gelegenheit verschaffen, falls du sie wahrnehmen willst.«
    » Das will ich nicht.«
    » Gut. Dann machen wir uns einfach eine schöne Zeit.«
    » Falls wir fliegen.«
    » San Diego ist groß.«
    Ich werde die ganze Zeit an ihn denken und hoffen, dass ich ihm nicht über den Weg laufe, und hoffen, dass ich ihm über den Weg laufe. Das wird ein Albtraum.
    » Entscheide dich lieber, Alex. Wir sind ein bisschen spät dran.«
    » Ich kann es nicht fassen, dass du das getan hast.« Aber in seinem Gesicht lese ich die Wahrheit. Er hat dabei an mich gedacht. Er hat sich wirklich verändert. Es tut ihm leid. Und er gibt sich Mühe. Was mir dabei hilft, mich zu entscheiden. » Okay. Wir fliegen. Aber es werden Ferien, wie du es versprochen hast. Nur wir zwei. Sonst niemand. Und keine Ablenkungen.«
    Er legt einen Arm um mich und drückt mich an sich. » Das ist genau das, was ich will. Zeit mit meinem kleinen Mädchen.«
    Ich bin sechzehn. Und es gefällt mir, wenn er mich » sein kleines Mädchen« nennt. Echt traurig.
    » Du hättest es mir sagen sollen«, sage ich, als wir uns auf unsere Plätze setzen.
    » Dann wärst du nicht mitgekommen.«
    » Wir hätten woandershin fliegen können.« Irgendwohin, wo es unkompliziert ist.
    » Wäre das dann Leben?«, fragt er mit einem Lächeln.
    » Dad, ich werde ihn nicht
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