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Die Verfuehrerin

Titel: Die Verfuehrerin
Autoren: Jude Deveraux
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Prolog
    Der große schlanke, dunkelhaarige Mann verließ Del Mathisons Büro und zog die Tür hinter sich zu. Er stand einen Moment mit zuckenden Wangenmuskeln da, als dächte er über etwas nach, das er soeben gehört hatte. Dann ging er den Korridor hinunter und betrat Mathisons kostbar möblierten Salon.
    In diesem Raum stand ein Mann gegen den Sims des kalten Kamins gelehnt. Auch er war groß, hatte aber das weiche, gepflegte Aussehen eines Mannes, der sein ganzes Leben in der Stube verbracht hatte. Seine blonden Haare waren sorgfältig frisiert, sein Anzug maßgeschneidert.
    »Ah«, sagte der Blonde, »du mußt der Mann sein, den Del anheuerte, damit er mich zu seiner Tochter bringt.«
    Der Dunkelhaarige nickte nur. Irgend etwas schien ihm nicht zu behagen, denn sein Blick verirrte sich immer wieder in eine Ecke des Zimmers, als habe er den Verdacht, daß sich dort jemand versteckt hielt.
    »Ich bin Asher Prescott«, sagte der blonde Mann. »Hat Del dir erzählt, was ich für eine Rolle bei dieser Mission spiele?«
    »Nein«, erwiderte der Dunkelhaarige mit einer Stimme, die man nicht nur hörte, sondern auch zu spüren glaubte.
    Prescott nahm eine Zigarre aus der Schachtel, die auf dem Kaminsims stand, und zündete sie an, ehe er fortfuhr: »Dels Tochter hat eine Vorliebe...« - er hielt inne und sah den Dunkelhaarigen rasch von Kopf bis Fuß an - »... ein Talent, wollte ich sagen, sich in Schwierigkeiten zu bringen. Jahrelang hat Del ihr nur ihren Willen gelassen mit dem Ergebnis, daß sie von einer Klemme in die andere geriet. Ich darf doch annehmen, daß du schon mal von Nola Dallas, der Reporterin, gehört hast.« Er schwieg kurz. »Oder vielleicht auch nicht.«
    Er sog an der Zigarre und wartete auf eine Antwort, die aber nicht kam. »Nun, ihr Vater hat die Faxen jetzt dick und beschlossen, sie mit Gewalt zur Vernunft zu bringen. Sie befindet sich im Augenblick nördlich von hier, wo sie sich bei irgendwelchen Freunden von Freunden aufhält.« Er machte ein angewidertes Gesicht. »Das arme Mädchen ist davon überzeugt, daß Hugh Lanier - der Mann, dessen Familie sie gerade besucht-, Indianer dazu anstiftet, Missionare zu massakrieren. Das ist natürlich eine geradezu lächerliche Unterstellung, und Del hat recht, wenn er sagt, dieser Unfug müsse ein Ende haben.«
    Prescott studierte den Dunkelhaarigen, der nun aus dem Fenster schaute. Del hatte gesagt, dieser Mann könnte sie durch jeden beliebigen Teil des Washington-Territoriums führen. Tatsächlich hatte Del gesagt, dieser Mann wüßte sogar einen Weg durch den Regenwald - eine Region, die als unpassierbar galt.
    »Es ist geplant«, fuhr Prescott fort, »Mathisons Tochter aus Laniers Haus zu entführen - notfalls mit Gewalt - und sie zu ihrem Vater zurückzubringen. Und du sollst uns durch den Regenwald führen, damit ich eine Weile mit Miss Mathison allein sein kann. Ich will mit ihr verlobt sein, wenn wir hierher zurückkommen.«
    Der Dunkelhaarige drehte sich um und starrte Prescott an. »Ich tue Frauen keine Gewalt an.«
    »Ihr Gewalt antun?« gab Prescott schnaubend zurück. »Sie ist eine achtundzwanzigjährige Jungfrau, die die ganze Welt bereist hat, um diese lächerlichen, herzzerreißenden Geschichten zu schreiben. Kein Mann hat sie jemals haben wollen.«
    »Aber Sie möchten sie haben.«
    Prescott klemmte die Zigarre zwischen die Zähne. »Ich möchte das hier haben«, sagte er, sich im Zimmer umschauend. »Del Mathison ist ein reicher und mächtiger Mann, und alles, was er besitzt, wird er seiner einzigen pferdegesichtigen, reizlosen Tochter hinterlassen, die glaubt, sie könne die Welt von allen ihren Übeln befreien. Und ich möchte lieber von Anfang an klare Verhältnisse schaffen: Werden Sie mir bei meinem Vorhaben helfen oder es hintertreiben?«
    Der Dunkelhaarige brauchte eine Weile, ehe er antwortete: »Sie gehört Ihnen, wenn sie Sie haben möchte.«
    Prescott lächelte hinter seiner Zigarre. »Oh, sie wird mich ganz bestimmt haben wollen. In ihrem Alter wird sie froh sein, wenn sie überhaupt einen Mann bekommt.«

Kapitel 1
    Christiana Montgomery Mathison steckte die Hand in den Zuber, um die Wassertemperatur zu prüfen, und begann sich dann auszuziehen. Was für ein gutes Gefühl, nach einem harten Tagesritt und stundenlangem Sitzen am Schreibpult ein heißes Bad nehmen zu können! Sie hatte ihre Story fertiggestellt, und morgen würde sie sich wieder auf die beschwerliche Heimreise machen.
    Als sie sich ausgezogen hatte, fiel
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