Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Totentänzerin: Ein Fall für Nils Trojan 3 - Psychothriller (German Edition)

Die Totentänzerin: Ein Fall für Nils Trojan 3 - Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Totentänzerin: Ein Fall für Nils Trojan 3 - Psychothriller (German Edition)
Autoren: Max Bentow
Vom Netzwerk:
Prolog
    W ir müssen leise sein«, sagte sie zu ihm.
    Er lächelte. Im halbdunklen Flur schimmerte sein weißes Hemd, den mit Schnee benetzten Mantel hatte er sich über die Schulter geworfen. Er beugte sich zu ihr herab und küsste sie. Seine Wangen waren kühl, als sei er noch vom Nachtfrost umgeben, der Eisblumen an die Fensterscheiben warf.
    Es war kurz vor Weihnachten, sie liebte diese Zeit, sie schmeckte nach Nelken, Orangen und Nüssen. Sie roch sein Rasierwasser, es war würzig und scharf, erwachsen und stark, ein Schauer lief über ihren Rücken, und schon war ihr wieder warm.
    »Komm mit«, sagte sie, er streifte sich die Stiefel ab, und sie führte ihn in ihr Zimmer, schloss hinter ihm die Tür. Sie setzten sich auf ihr Bett, er war ihr so nah. Die Nachttischlampe warf ihrer beider Schatten an die Wand. Nur in verworrenen Träumen war das bisher passiert.
    Sie merkte ihm an, dass auch er ein wenig nervös war.
    »Und deine Eltern kommen wirklich nicht früher zurück ?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Warum sollten sie, eine Ballnacht ist eine Ballnacht.«
    »Sie tanzen Walzer ?«
    »Bestimmt.«
    »Dein Vater kann tanzen ?«
    »Was glaubst denn du ?«
    »Wenn der wüsste …«
    »Weiß er aber nicht.«
    »Er bringt mich um.« Sein Lachen war laut.
    »Schscht«, machte sie, »du weißt doch, nebenan schläft noch jemand.«
    Unsicher blickte sie zu der Wand zum Nebenzimmer hin, wo ihre Poster hingen, alberner Mädchenkram, sie hätte sie vorher abnehmen sollen.
    Er strich ihr das Haar aus der Stirn und küsste sie wieder.
    Gut, sie war bereit, sie hatte es so beschlossen, und sie würde es tun. Er war ein Freund ihrer Eltern, und er könnte ihr Vater sein, aber das war ihr egal, im Gegenteil, es beflügelte ihre Phantasien. Und sie ließ sich von ihm das Kleid ausziehen und knöpfte ihm das Hemd auf. Seine Brust war dicht behaart, sie betrachtete sie fasziniert, wie bei einem Affen, dachte sie, wie im Zoo, und das belustigte sie.
    Und dann drückte er sie an sich, und sie sanken beide aufs Bett. Sie knipste das Licht aus, weil es ihr im Dunkeln lieber war, sie hörte das Ratschen seines Reißverschlusses, er stellte sich ungeschickt an, als er sich aus seiner Hose wand, und sie musste kichern.
    »Was ist ?«, fragte er.
    »Nichts«, flüsterte sie, »mach weiter.«
    Schon war sie unter seinen Händen, die waren rau, anders, als sie sich das ausgemalt hatte, die Art, wie er sie berührte, gefiel ihr nicht, zu fordernd, zu grob, doch sie wollte nicht zimperlich sein, und sie ließ sich von ihm die Unterhose abstreifen, und nun würde alles geschehen, was geschehen sollte, und sie würde keinen Widerstand leisten.
    Es ist eine Sünde, hörte sie ihre Mutter sagen, und sie stellte sich dazu das strenge Gesicht des Vaters vor.
    Sie überschlug im Kopf noch einmal den Altersunterschied, und der war frappierend, aber es war nun mal ein Abenteuer und als solches geplant. Längst hatte es begonnen, und sie konnte nicht mehr zurück. Vor lauter Aufregung wurde ihr ein bisschen schummrig.
    Siehst du, sprach sie in Gedanken zu sich selbst, nun hat das Leben begonnen, das hier, dieser Moment, ist erst der Anfang, alles davor war nur ein endlos langer Kindergartenausflug, knallbunt, aber irgendwie auch nicht real.
    Sie hörte, wie er die Packung mit den Kondomen aufriss.
    Hier ist die Wirklichkeit, dachte sie.
    Und die kam mit Schmerzen einher, sie bat ihn, etwas vorsichtiger zu sein, doch er stöhnte nur, er war so laut, dass sie ihn noch einmal ermahnen musste, ruhiger zu sein.
    Er hielt kurz inne und fragte: »Gefällt es dir denn nicht ?«
    Sie seufzte bloß, starrte in die Dunkelheit hinein, während er sich wieder auf ihr bewegte. Sie versuchte, den Schmerz zu ignorieren, biss sich auf die Unterlippe. Nichts wäre ihr unangenehmer, als jetzt zu weinen.
    Das Bett knarrte, auch das störte sie. Sie hielt sich am Rücken des Mannes fest. Er schwitzte übermäßig, sie verspürte den Impuls, sich die Hände am Laken abzuwischen, aber das gehörte sich wohl nicht.
    Plötzlich drang ein Lichtstrahl ins Zimmer. Zunächst glaubte sie, er käme von draußen, durch einen Spalt im Vorhang, der Scheinwerferkegel eines vorbeifahrenden Autos vielleicht. Ja, dachte sie, alles ist gut, wir sind unbeobachtet, allein, ich bin in den Armen eines Mannes, und von nun an bin ich kein Kind mehr. Doch dann fiel ihr auf, dass die Seite nicht stimmte, das Licht kam von der Tür.
    Er schien es überhaupt nicht gemerkt zu haben, denn er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher