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Wer Böses Tut

Wer Böses Tut

Titel: Wer Böses Tut
Autoren: Elena Forbes
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zuständigen Reviers durchgelassen. Er überquerte die Straße und betrat durch eine große Mahagonitür das Haus. In der Eingangshalle hing ein riesiger Kronleuchter aus Messing, dessen Licht nach der Dunkelheit draußen blendete, und es roch stark, aber angenehm nach Chemie, entweder Metallpolitur oder Möbelwachs. Der Boden und die Treppe waren mit dickem Teppichboden in gedämpftem Blau ausgelegt, die glänzenden, cremefarbenen Wände schienen frisch gestrichen, sämtliche Messingbeschläge auf Hochglanz poliert.
    Donovan wartete in der Halle auf ihn und war bereits in voller Montur. Im hinteren Teil hatte man einen Umkleidebereich abgetrennt, und sie wartete, während er sich schnell die Schutzkleidung anzog.

    »Die Wohnung ist im fünften Stock«, sagte sie und führte ihn zu einem altmodischen Käfigaufzug im Treppenschacht. »Nachdem sie am Freitagnachmittag vermisst gemeldet wurde, waren ein paar Beamte vom zuständigen Revier hier, um der Anzeige nachzugehen.«
    »Das ging aber schnell«, staunte er, zog die Tür auf und trat in den Lift. In London wurden andauernd Menschen vermisst, aber es gab jede Menge Gründe, warum jemand wegging und vergaß, irgendjemandem Bescheid zu geben. Meistens steckte nichts Ernstes dahinter, und am Ende tauchten die Leute unversehrt wieder auf.
    Tartaglia schlug die Tür zu, und Donovan drückte auf den Knopf für den fünften Stock. »Wir sind eben in Kensington«, sagte sie und drückte erneut auf den Knopf, nachdem sich nichts tat. »Und der Geschäftspartner wusste, welche Strippen er ziehen musste. Jedenfalls hat der Portier sie reingelassen, aber in der Wohnung gab es keine Anzeichen für einen Einbruch, und nichts fehlte, deswegen sind sie der Sache nicht weiter nachgegangen.«
    Der Aufzug setzte sich mit einem Ruck in Bewegung und fuhr langsam aufwärts.
    »Also, zeitlich passt alles perfekt zu dem, was ich aus Dr. Browne herausquetschen konnte«, sagte Tartaglia. Hätte er doch bloß die Treppe genommen. Als er das letzte Mal mit einem solchen Aufzug gefahren war, hatte er über eine Stunde zwischen zwei Stockwerken festgesteckt. »Wenn sie im Park getötet wurde, lag sie grob geschätzt zwei Tage dort. Es überrascht mich, wie schnell sie gefunden wurde, wenn man die Stelle, wo sie lag, und die Schneemassen bedenkt. Du sagst, es gibt keinen Hinweis auf einen Kampf oder etwas anderes Verdächtiges in der Wohnung?«
    »Nein. Nichts.«

    »Was ist mit Videoüberwachung?«
    »Es gibt eine Kamera an der Haustür, aber sie wird nur aktiviert, wenn jemand klingelt. Und es wird nicht gefilmt, wenn jemand das Haus verlässt. Die Feuerschutztüren können nur von innen geöffnet werden, und dort sind keine Kameras. Wightman erkundigt sich gerade im Rathaus, ob es in der Umgebung Überwachungskameras gibt.«
    »In dieser Gegend sind das wohl nur wenige, die weit verstreut liegen.«
    Es war eine teure Wohngegend, abseits von den Geschäften und Bars am Notting Hill Gate und der Kensington High Street. Autodiebstähle, kleine Einbrüche und gelegentliche Überfälle durch Drogenabhängige waren in einer solchen Gegend die übliche Kost. Doch wie sehr sich die Bewohner auch über unzureichenden Polizeischutz beschwerten: Die Ressourcen waren knapp, und die Gemeinde war nicht geneigt, die Straßen mit Kameras zu übersäen, nur um das persönliche Eigentum der Anwohner zu schützen.
    Der Aufzug blieb zitternd im fünften Stock stehen, und ehe das Ding es sich anders überlegen konnte, riss Tartaglia die Tür auf, wobei er sich beinahe die Finger einklemmte. Er ließ Donovan den Vortritt und folgte ihr den Flur entlang. Donovan blieb vor einer holzgetäfelten Tür stehen und klopfte. Kurz darauf standen sie der großen, schlanken Figur von Nina Turner in Schutzanzug und Überschuhen gegenüber, die das Team der Spurensicherung leitete. Ihre langen schwarzen Haare waren vollständig unter der Kapuze ihres Overalls verborgen, und alles, was er von ihrem Gesicht über dem Mundschutz sehen konnte, waren ein Paar eindrucksvolle dunkle Brauen, die ihre mandelförmigen braunen Augen überwölbten.
    »Wir machen gute Fortschritte«, sagte sie mit hinter dem Mundschutz gedämpfter Stimme und führte sie in die Wohnung.
»Wir haben die Überprüfung mit der mobilen Tatortleuchte abgeschlossen und Fotos von ein paar Fingerabdrücken gemacht, aber bis jetzt haben wir nichts Aufregendes gefunden. Außerdem haben wir, wie besprochen, stichprobenweise Abstriche genommen und gerade damit
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