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Wer Böses Tut

Wer Böses Tut

Titel: Wer Böses Tut
Autoren: Elena Forbes
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Tartaglia ließ sich schwer in seinen Stuhl zurücksinken und wählte seine Worte sorgfältig. »Was soll ich sagen? Ja, es ist schrecklich, aber irgendjemand muss es tun.«
    Sie saßen nebeneinander an einem Ende des Refektoriumstisches in der Küche seiner Schwester Nicoletta in Islington. Er trank einen Schluck von seinem Wein und ließ seinen Blick zu dem großen dunklen Apothekerschrank aus Holz schweifen, der die ganze Wand einnahm. Er war deckenhoch und erdrückte alles andere im Raum. Früher hatte er seiner Großmutter gehört und war vor vielen Jahren aus dem ersten Lebensmittelladen der Familie in Edinburgh gerettet worden. Symptomatisch für den Rest des Hauses bogen sich die Borde unter einer Flut von Porzellan, Kleinkram, von Kindern getöpferten Kunstwerken und Bildern. Überall verteilt standen Familienfotos, darunter auch eines von ihm, das an Weihnachten aufgenommen war: völlig übernächtigt, ein Weinglas in der einen, einen Cracker in der anderen Hand und mit einem albernen rosa Papierhut auf dem Kopf.
    Auf der anderen Seite des Raumes stand, in einer Dampfwolke und von einer theatralischen Ansammlung von Töpfen, Pfannen
und Geschirr umgeben, Nicoletta und legte letzte Hand an den Hauptgang. Sie trug ein einfaches blauweißes, eng anliegendes Wickelkleid, das ihren schlanken, drahtigen Körper ein wenig zu sehr betonte, wie er bei sich dachte. Ihr langes, glattes schwarzes Haar hatte sie lose hochgesteckt, und wie sie so schwatzte und sich bewegte, nickend und gestikulierend, sah sie aus, als dirigiere sie ein Orchester. Ihr Mann, John, stand neben ihr, nahm Anweisungen entgegen, blass und schwitzend, mit hochgekrempelten Ärmeln und einer unmöglichen rosa Blümchenschürze vor dem Bauch.
    Wie an den meisten Sonntagen waren sie alle zur Messe gegangen, zusammen mit Cousin Gianni und Cousine Elisa, die am anderen Ende des Tisches saßen und versuchten, Nicolettas und Johns Kindern Carlo und Anna beizubringen, wie man »Ich sehe was, was du nicht siehst« spielt. Der vierjährige Carlo saß auf Giannis Schoß, Gianni half ihm, die richtigen Worte zu finden, während Anna mit ihren knapp sechs Jahren neben Elisa saß. Ihr Lachen und ihre hohen Stimmen hallten von der niedrigen Decke wider und versetzten Tartaglias Brummschädel scharfe Stiche. Für gewöhnlich freute er sich darauf, mit ihnen zusammen zu sein. Aber er hatte nicht gut geschlafen und am vergangenen Abend bei dem Versuch, sich in einen Zustand der Bewusstlosigkeit zu versetzen, zu viel getrunken.
    »Ermitteln Sie nur in Mordfällen?«, fragte Sarah nach einer Weile.
    Mühsam kehrte Tartaglia in die Gegenwart zurück und sah sie wieder an. »Bei dem Krach versteht man ja sein eigenes Wort nicht. Was haben Sie gesagt?«
    Sarah errötete. »Entschuldigung. Ich habe gefragt, ob Sie nur mit Mordfällen zu tun haben. Ich wollte wirklich nicht so überrascht klingen, aber ich verbringe meinen Tag mit Lehrbüchern und Studenten, während Sie … Sie …«

    »Schon gut«, unterbrach er sie, um Schlimmeres zu verhindern. »Das bin ich gewohnt. Normalerweise versuche ich nicht darüber zu reden, womit ich meinen Lebensunterhalt verdiene, wenigstens wenn ich jemanden zum ersten Mal sehe, aber Sie haben mich kalt erwischt.«
    »Entschuldigung.« Sie lächelte zaghaft. »Ist es wie im Fernsehen? Wie in diesen Serien, CSI oder Frost ?«
    »Nein, in Wirklichkeit ist es ganz anders. Wir gehören nicht zu einem Polizeirevier. Wir haben auch keine Zellen oder Verhörräume, und niemand trägt eine Uniform. Wir arbeiten in einem ganz normalen Büro, und wie Sie schon sagten, wir ermitteln nur in Mordfällen.«
    »Verstehe. Dann sind Sie so etwas wie eine Elitetruppe?«
    »Wir sind Spezialisten, wenn Sie das meinen.«
    »Das klingt alles unglaublich interessant.«
    Sie schien immer noch verlegen zu sein, als hätte sie etwas Ungehöriges gesagt. Er wollte gerade irgendetwas Abmilderndes sagen, damit sie sich nicht unwohl fühlte, da eilte Nicoletta mit einer Schüssel gebuttertem Spinat an den Tisch.
    »Mark ist Detective Inspector«, sagte sie und stellte die Schüssel vor ihnen auf einem Untersetzer ab. Sie schüttelte einen Augenblick lang heftig die Hände aus und bepustete kurz ihre Fingerspitzen. »Er hatte schon mit einigen sehr interessanten Fällen zu tun. Frag ihn mal, ob er dir davon erzählt.«
    Sarah produzierte ein schwaches Lächeln.
    »Soll ich dir vielleicht helfen?«, fragte Tartaglia und wollte aufstehen.
    »Danke, alles unter
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