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Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Titel: Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet
Autoren: James Maxey
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Kapitel Eins
Die Hoffnung des Sklaven
    W olken in der Farbe von Blutergüssen befleckten den Sonnenuntergang. Shay hoffte, der gelbbraune Himmel war ein Zeichen dafür, dass sie sich den Gießereien von Drachenschmiede näherten. Er wusste nicht, ob Hemming es auch nur noch einen weiteren Tag schaffen würde. Shay, Hemming und Terpin durchquerten ein Fichtenwäldchen auf einem steilen Berg, das sich bis hinunter erstreckte zu einem langsam fließenden, verschlammten Fluss. Auf der anderen Seite des Wassers befand sich ein breites, flaches Feld. Es war so zertrampelt worden, dass die Oberfläche nur noch aus morastigem Mist bestand. Der Boden zeugte davon, dass Tausende von Erddrachen zu Fuß geflohen waren.
    »Ich glaube nicht, dass ich noch weitergehen kann«, jammerte Hemming, während er hinunterrutschte und am Kiesufer des Flusses zum Stillstand kam. Hemming war der älteste der drei Sklaven, ein Mann in den späten Sechzigern mit weißen Haaren und krummem Rücken. In einer besseren Gesellschaft hätten das Alter und die Erfahrung Hemming weise und zäh werden lassen, aber hier, in dieser Welt, war nur die zerbrechliche Hülle eines Mannes geblieben, der sich unaufhörlich beklagte.

    »Meine Blasen sind geplatzt«, stöhnte Hemming. »Meine Stiefel sind voller Blut.«
    »Ein Grund mehr, weiterzugehen«, sagte Terpin und kam neben ihn gerutscht. Im Gegensatz zu Hemming, der ein Haussklave war, hatte Terpin die Anlagen des Kollegs der Türme bearbeitet. Er war klein, besaß aber kräftige Muskeln. Seine Haare waren dünn und wuchsen in einem Kranz über den Ohren; obwohl er zwanzig Jahre jünger war, waren sie genauso weiß wie Hemmings fülligere Mähne. Terpins Gesicht war übersät mit Runzeln und Falten, und er hatte nur noch auf der linken Seite seines Kiefers Zähne. Er sprach in befehlshaberischem Ton, und seine Stimme klang schroff. »Geh weiter, wenn du noch kannst, alter Mann. Wenn du aber nicht mehr kannst, dann trägt dich auch keiner von uns.«
    Hemmings Unterlippe zitterte. »Ihr … ihr würdet mich zurücklassen? Nachdem wir es zusammen bis hierher geschafft haben?«
    Shay räusperte sich. Er klammerte sich noch immer an einen dürren Baum, der an dem steilen Abhang wuchs. Die letzten zehn Fuß hinunter zum Fluss wirkten besonders tückisch. Er wurde die Erinnerung an das Pferd nicht los, wie es sich das Bein gebrochen hatte. »Niemand wird zurückgelassen«, erklärte er. »Wenn es sein muss, schleppe ich euch beide mit mir mit.« Er war erst zweiundzwanzig und damit der jüngste der drei Sklaven. Obwohl er leicht gebeugt ging, wirkte er noch immer sehr groß und dünn, und er hatte einen dicken Schopf orangefarbener Haare, die genauso leuchteten wie die Schuppen eines Sonnendrachen. Im Gegensatz zu der eintönigen, abgetragenen Kleidung der älteren Männer trug er einen langen roten Umhang mit glänzenden Messingknöpfen. Seine schwarzen Stiefel waren abgenutzt und schlammverschmiert, aber die Schäfte strahlten immer noch ein bisschen.

    Shay hatte als Sklave ein besseres Leben geführt als die beiden anderen Männer. Er war Chapelions persönlicher Gehilfe gewesen, was bedeutete, dass er dem Himmelsdrachen, der das Kolleg der Türme leitete, persönlich unterstanden hatte. Nur wenige Menschen konnten lesen, aber Shays Fähigkeiten waren früh aufgefallen und durch Chapelion gefördert worden, der es als Vorteil betrachtet hatte, einen gebildeten Sklaven zu besitzen. Chapelion hatte geglaubt, dass sein helläugiger Lieblingssklave klug genug war zu erkennen, was für ein gutes Leben er in seinen Diensten führte. Aber das verhältnismäßig leichte Leben, das Shay im Vergleich zu den anderen Menschen führte, die deutlich mehr Härten ausgesetzt waren, hatte ihm seinen Rang nur noch unerträglicher gemacht. Nicht, dass sein Leben wirklich leicht gewesen wäre – als Sklave war er bereits für geringfügige Fehler geschlagen worden. Als die Nachricht das Kolleg der Türme erreicht hatte, dass in Drachenschmiede eine Rebellion der Menschen im Gange war, hatte Shay augenblicklich gewusst, dass er dort hingehörte. Er hatte Terpin überredet, ihn zu begleiten, weil der weltliche Sklave einiges über das Überleben in der Welt wusste. Hemming hatten sie mitgenommen, weil der ältere Mann von ihren Plänen erfahren und darum gebeten hatte; sie waren beide sicher gewesen, dass er sie verraten hätte, wenn sie ihn zurückgelassen hätten.
    »Ich bin genauso müde wie du, Hemming«, sagte Shay. »Ich
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