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Wer Böses Tut

Wer Böses Tut

Titel: Wer Böses Tut
Autoren: Elena Forbes
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Ihnen zu, eher unwahrscheinlich ist, oder sie wurde getragen, tot oder lebendig.«
    Tartaglia nickte. »Das heißt, wir suchen nach jemandem, der in der Lage ist, eine erwachsene Frau zu tragen, die …« - er betrachtete die Leiche im Schnee und versuchte ihre Größe zu schätzen, »… mittelgroß und schlank ist und wahrscheinlich fünfzig oder fünfundfünfzig Kilo wiegt, würde ich sagen.« Browne nickte zustimmend. »Nicht leicht«, fuhr Tartaglia fort, »wenn man den Zaun und den unebenen Boden bedenkt. Schon eine Idee zum Todeszeitpunkt?«
    Browne runzelte die Stirn. »Sie wissen, was ich dazu normalerweise sage -«
    »Ja. Ich weiß. Wann wurde sie zuletzt gesehen? Wann wurde die Leiche gefunden? « Wie die meisten Rechtsmediziner, die er kennengelernt hatte, schätzte Browne nur äußerst ungern die Todeszeit. »Das können wir heutzutage doch schon besser, Doktor.«
    Browne atmete keuchend ein und stemmte die Hände auf ihre ausladenden Hüften. »Nun, da ich heute so guter Laune bin... Es hat am Donnerstag angefangen zu schneien, also handelt es sich definitiv um einen Zeitpunkt innerhalb der letzten drei Tage.«
    »Das ist eine große Hilfe, vielen Dank.«
    »Unterbrechen Sie mich nicht. Ich wollte sagen, dass es meiner Ansicht nach weniger sind. Ihre Körpertemperatur entspricht der der Umgebung, und die Totenstarre setzt gerade erst ein, auch wenn das wegen der Kälte wenig aussagekräftig ist. Wenn man sie nicht in einer Tiefkühltruhe gelagert hat, was uns das Labor sagen wird, ist sie meiner Schätzung nach höchstens zwei Tage tot. Ich weiß, ihr Jungs wollt es ganz genau wissen,
aber mehr kann ich erst heute Abend nach der Obduktion sagen, und auch die ist nicht der Weisheit letzter Schluss.«
    »Danke«, sagte er mit einem anerkennenden Lächeln, was Browne mit einem höflichen Nicken quittierte. »Rufen Sie mich an, wenn Sie mich bei der Obduktion brauchen. Sonst noch etwas?«
    »Ja. Das hier wird Sie interessieren.« Mit einem neuerlichen Keuchen bückte sie sich und hob einen Beweismittelbeutel auf, der auf dem Boden zusammen mit anderen Beuteln und medizinischen Instrumenten neben ihrer Tasche lag.
    Sie warf ihn Tartaglia zu. »Da hat jemand eine lebhafte Fantasie.«
    Er sah ein zerknittertes Blatt Papier in dem Beutel, auf das in der Mitte einige Worte getippt waren:
    Die Augen, versteckt wie Juwelen
Von Lidern, die Licht selten trifft,
Der Körper, den Schrecken beseelen,
Der Mund, rote Blüte von Gift:
Wenn sie gingen im Glanz ihres Flores,
Was bleibt dann von dir, was wird sein,
Du mystisch und dunkel, Dolores,
O Herrin der Pein?
    »Das ist ihr aus dem Mund gefallen, als ich sie untersucht habe«, sagte Browne. »Ein seltsamer Ort für ein schlechtes Gedicht, finden Sie nicht?«
    »Ja, und auf jeden Fall sehr theatralisch.«
    »Die Spurensicherung hat jede Menge Arbeit,wenn Sie meine Meinung hören wollen.«
    Tartaglia nickte, den Blick immer noch auf das Blatt Papier gerichtet, und versuchte, in all diesen seltsamen Bildern einen
Sinn zu erkennen. Sollte es ein Scherz sein, oder bedeutete es im Zusammenhang mit der toten Frau tatsächlich etwas? Das Läuten seines Handys unterbrach seine Gedanken. Am anderen Ende war Donovan.
    »Die Vermisstenstelle hat sich gemeldet«, sagte sie. »Scheint, als hätten wir sie identifiziert. Ihr Name ist Rachel Tenison. Sie war Galeristin und wurde letzten Donnerstag, am späten Nachmittag, bei der Arbeit zuletzt gesehen. Ihr Geschäftspartner hat sie am Freitag vermisst gemeldet, weil sie zu einem wichtigen Treffen um die Mittagszeit nicht auftauchte. Alter und Beschreibung passen perfekt, und sie wohnt nur ein paar Minuten vom Park entfernt.«

Zwei
     
     
     
     
    Kurz vor sieben an diesem Abend stand Tartaglia vor dem alten, herrschaftlichen Mietshaus am Campden Hill, wo Rachel Tenison gewohnt hatte. Er war direkt von der Obduktion hergekommen, hatte die Rechtsmedizin voller Schwung verlassen, als Nina Turner anrief, um ihm zu sagen, dass sie jetzt in die Wohnung des Opfers gehen konnten. Obwohl sie noch keine offizielle Bestätigung hatten, bekräftigten die Fotos in Pass und Führerschein ihre Identität, und ihre Wohnung wurde ab sofort als möglicher Tatort behandelt. Der Bürgersteig und die Straße unmittelbar vor dem Haus waren abgesperrt, und der Verkehr wurde umgeleitet. Tartaglia drängelte sich durch das Häufchen von Anwohnern und Reportern, das sich vor der Absperrung angesammelt hatte, und wurde von einem Beamten des
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