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Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers

Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers

Titel: Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers
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Sturm

     
    Der Sturm war losgebrochen.
    Pug tänzelte am Klippenrand entlang. Seine Füße fanden kaum Halt, als er sich seinen Weg zwischen den Prellen hindurchbahnte. Seine dunklen Augen suchten hier und da in den Tümpeln unter den Klippen nach den stacheligen Wesen, die der Sturm dorthin getrieben hatte. Seine jungen Muskeln zeichneten sich unter dem dünnen Hemd ab, als er den Sack mit den Sandkriechern und Krabben zurechtrückte, die er bereits aus diesem Wassergarten gefischt hatte.
    Der Meeresschaum glitzerte in der Nachmittagssonne, und der Westwind wirbelte sein sonnengebleichtes, braunes Haar herum. Pug stellte seinen Sack ab, vergewisserte sich, daß er fest verschnürt war und hockte sich dann auf einen Sandflecken. Noch war der Sack zwar nicht voll, aber Pug freute sich über eine Extra-Stunde, in der er sich ausruhen konnte. Megar, der Koch, würde ihm keinen Arger machen, auch wenn er lange fortblieb, wenn nur der Sack fast voll war. Den Rücken an einen großen, Felsbrocken gelehnt, döste Pug schon bald in der Sonne ein. Ein kalter, nasser Sprühregen weckte ihn Stunden später. Erschrocken riß er die Augen auf. Er wußte sofort, daß er viel zu lange geblieben war. Westwärts über dem Meer verkündeten rollende, sich ballende Wolken, unter denen der Regen wie ein dunkler Schleier hing, einen weiteren Sturm. Sie waren im Frühsommer an diesem Teil der Küste sehr häufig. Im Süden ragten die hohen Zinnen von Seglers Gram empor, reckten sich gen Himmel, während die Wellen an den felsigen Gipfel krachten. Hinter den Brechern setzten die Wogen weiße Kappen auf. Dies war ein sicheres Zeichen, daß der Sturm bald zuschlagen würde. Pug wußte, daß er in Gefahr war, denn die Sommerstürme konnten jeden ertränken, der sich am Strand befand. Ja, wenn sie heftig genug waren, sogar jemanden auf dem Flachland dahinter.
    Er packte seinen Sack und lief nordwärts, zum Schloß. Als er zwischen den Tümpeln hindurchlief, spürte er, wie der Wind immer kälter und feuchter wurde. Schatten senkten sich auf die Erde, als sich die ersten Wolken vor die Sonne schoben, und leuchtende Farben wurden zu mattem Grau. Draußen auf der See zuckten die ersten Blitze aus den schwarzen Wolken, und das ferne Grollen des Donners übertönte das Brausen des Meeres.
    Pug lief schneller, als er das erste Stück offenen Strandes erreichte. Der Sturm näherte sich mit größerer Geschwindigkeit, als er es für möglich gehalten hatte, und trieb dabei die steigende Flut vor sich her. Als er die zweite Reihe der Priele erreichte, erstreckten sich noch knapp drei Meter trockenen Sands zwischen dem Rand des Wassers und den Klippen.
    So schnell es ging eilte Pug über die Felsen. Als er den nächsten Sandstreifen erreichte, verschätzte er sich im Sprung und kam schlecht auf. Er fiel auf den Sand und umklammerte seinen Knöchel. Als hätte sie nur darauf gewartet, rollte in diesem Augenblick eine Welle auf ihn zu und bedeckte ihn vorübergehend. Blindlings schlug er um sich und fühlte, wie sein Sack fortgespült wurde. Verzweifelt grabschte er danach, warf sich vorwärts - aber sein Knöchel gab unter ihm nach. Er ging unter, schluckte Wasser. Spuckend und hustend hob er den Kopf. Er stand gerade wieder, als eine zweite Welle - höher noch als die erste - ihn voll an der Brust traf. Wieder fiel er um, diesmal auf den Rücken. Pug war mit dem Spiel in den Wellen aufgewachsen, aber jetzt brachten der Schmerz in seinem Knöchel und der Angriff der Wellen selbst ihn, den geübten Schwimmer, an den Rand der Verzweiflung, ja, Panik.
    Er kämpfte dagegen an und schnappte nach Luft, als die Welle zurückrollte.
    Halb schwamm, halb kroch er auf die Klippen hinauf.
    Oben angelangt stützte er sich gegen den Stein, belastete den verletzten Knöchel so wenig wie möglich und schob sich vorsichtig vorwärts. Mit jeder Welle stieg das Wasser höher. Als er endlich eine Stelle erreichte, von der aus er den Weg nach oben machen konnte, reichte ihm das Naß schon bis zur Taille. Er brauchte seine ganze Kraft, um sich auf den Weg hochzuziehen.
    Keuchend blieb er einen Moment dort liegen. Dann kroch er den Weg entlang.
    Auf diesem schlüpfrig - steinigen Untergrund wollte er seinem geschundenen Knöchel nicht trauen.
    Die ersten Tropfen fielen bereits, als er weiterkroch. Er verkratzte sich Knie und Schienbeine auf dem Felsen, bis er endlich den grasigen Gipfel erreichte.
    Erschöpft fiel Pug vornüber, keuchend von dem anstrengenden Aufstieg. Die
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