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Sicherheitsfaktor III

Sicherheitsfaktor III

Titel: Sicherheitsfaktor III
Autoren: K. H. Scheer
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1.
     
    20. Ju­ni 2010.
    Hen­der­won Is­land, Pa­zi­fik.
    Mi­ke Tor­pentouf tritt um 0900 Orts­zeit den Dienst an. Er parkt sei­nen Tur­bo­wa­gen vor dem neu­en Haupt­ge­bäu­de der Hen­der­won Is­land Se­cu­ri­ty Ad­mi­nis­tra­ti­on (HI­SA) und fährt mit dem Lift zur drit­ten Eta­ge hin­auf, wo für ihn ei­ne gan­ze Sui­te von ge­räu­mi­gen Zim­mern als Ar­beits­ge­län­de re­ser­viert ist. An den Raum, der sein ei­gent­li­ches Bü­ro dar­stellt, grenzt ei­ne klei­ne Kam­mer, die ein aus meh­re­ren Eta­gen be­ste­hen­des Ge­stell ent­hält. Dar­auf lie­gen Pa­pie­re, Stem­pel, Um­schlä­ge, Kle­be­strei­fen – al­les, was ein Bü­ro­be­trieb im Lau­fe ei­nes Ta­ges braucht. Mi­ke Tor­pentouf be­tritt die Kam­mer und zieht die Tür hin­ter sich ins Schloß. Das Licht flammt au­to­ma­tisch auf.
    Tor­pentouf legt die Hand auf ei­ne Stel­le der Wand un­mit­tel­bar ne­ben der Tür. Im sel­ben Au­gen­blick setzt sich die Kam­mer in Be­we­gung. Dar­an, wie sich ihm der Ma­gen hebt, er­kennt Tor­pentouf, daß die Fahrt in die Tie­fe geht. Nach et­wa ei­ner Mi­nu­te hält die ver­klei­de­te Auf­zugs­ka­bi­ne an. Die Tür öff­net sich selbst­tä­tig. Mi­ke Tor­pentouf tritt in einen kah­len, von grel­len Fluo­res­zenz­plat­ten er­leuch­te­ten Gang. Er geht nur we­ni­ge Schrit­te weit bis zu ei­ner grü­nen Mar­kie­rungs­li­nie, die quer über den Bo­den und zu bei­den Sei­ten die Wän­de hin­auf bis zur De­cke läuft.
    »Ge­ne­ral­ma­jor Mi­ke Tor­pentouf«, sagt er mit lau­ter, kla­rer Stim­me. »Heu­te ist der zwan­zigs­te Ju­ni zwo-null-eins-null, und die Zeit ist null-neun-null-acht.«
    Ei­ni­ge Se­kun­den ver­ge­hen, dann ant­wor­tet ei­ne me­cha­ni­sche Stim­me von ir­gend­wo­her:
    »In Ord­nung, Ge­ne­ral. Sie kön­nen wei­ter­ge­hen.«
    Das ist die Stim­me des Com­pu­ters, weiß Tor­pentouf. Er hat sei­ne Stim­me auf­ge­zeich­net und ih­re Schwin­gungs­cha­rak­te­ris­tik mit dem Mus­ter ver­gli­chen, das seit sei­ner In­stal­la­ti­on in sei­nem Spei­cher ruht. Es gibt nur we­ni­ge Stim­men, die der Com­pu­ter kennt, Ge­ne­ral Re­lings Stim­me zum Bei­spiel und die von Oberst McNaird, der als Tor­pentoufs Stell­ver­tre­ter fun­giert. Und noch zwei oder drei. Das sind die ein­zi­gen Per­so­nen, die er die­sen Gang be­tre­ten läßt. Be­kommt er ei­ne un­be­kann­te Stim­me zu hö­ren oder ver­sucht je­mand, sich oh­ne akus­ti­sche An­mel­dung in den Gang zu schlei­chen, schlägt die Ab­wehr­ma­schi­ne­rie, die der Com­pu­ter kon­trol­liert, er­bar­mungs­los zu.
    Tor­pentouf weiß, daß die Prü­fung noch lan­ge nicht zu En­de ist. Wäh­rend er den Gang ent­lang­schrei­tet, der nur des­we­gen so lang ge­baut ist, da­mit der Com­pu­ter ge­nug Zeit für sei­ne Be­ob­ach­tun­gen hat, wird er von ver­bor­ge­nen Ka­me­ras in­spi­ziert, wird sei­ne Schritt­zahl ge­mes­sen, sein Ge­wicht er­mit­telt und die schwa­che Aus­strah­lung sei­nes Ge­hirns ana­ly­siert. Der Um­stand, daß er die stäh­ler­ne Tür am an­de­ren En­de des Gan­ges un­an­ge­foch­ten er­reicht, be­weist ihm, daß ihn der Com­pu­ter auch heu­te wie­der ein­wand­frei als einen Be­rech­tig­ten iden­ti­fi­ziert hat.
    Die Tür glei­tet auf. Mi­ke Tor­pentouf tritt in einen ova­len Raum, des­sen Wän­de mit elek­tro­ni­schem Ge­rät ver­stellt sind. In der Mit­te des Raum­es er­hebt sich ein huf­ei­sen­för­mi­ges Schalt­pult mit Dut­zen­den, wenn nicht gar Hun­der­ten von ver­schie­de­nen An­zei­gen, zwei klei­nen Bild­schirm­ge­rä­ten, ei­ner Kon­so­len­tas­ta­tur und un­zäh­li­gen Schal­tern. Tor­pentouf nimmt auf dem Ses­sel Platz, der im Zen­trum des Pul­tes steht und die huf­ei­sen­för­mi­ge Struk­tur be­herrscht. Sorg­fäl­tig be­ginnt er, Meß­ge­rä­te zu ak­ti­vie­ren. Licht­zei­ger lau­fen über Ska­len. Kon­trol­lam­pen blin­ken auf. Die Bild­schir­me er­hel­len sich und zei­gen das In­ne­re von weit ent­fern­ten Räu­men, die kom­pli­zier­tes tech­ni­sches Ge­rät ent­hal­ten.
    Mi­ke Tor­pentouf in­spi­ziert sein Reich. Der klei­ne, di­cke Mann mit dem schüt­teren, schweiß­ver­kleb­ten Blond­haar und dem ro­sa­far­be­nen
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