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Wenn nichts mehr ist, wie es war

Wenn nichts mehr ist, wie es war

Titel: Wenn nichts mehr ist, wie es war
Autoren: Anja Berger
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könnte.
    „Bonsoir Madame. Wie kann ich Ihnen helfen?“ Die Mundwi n kel zuckten kaum und die Falten in den Augenwinkeln veränderten sich nicht, lediglich die Lippen bewegten sich, als der Mann sie begrüs s te.
    „Bonsoir Monsieur. Es scheint, als hätte mein Koffer ein anderes Reiseziel g e wählt, als ich es tat.“
    „E in verlorenes Gepäckstück also.“ Flink tippte der Mann irgen d welche, für Dina nicht sichtbare Inform a tionen in den Computer neben sich ein. „Ich brauche Ihre persönlichen Angaben, wie N a me und A d resse, zu der der Koffer dann geliefert werden soll, sobald wir ihn ausfindig gemacht und erhalten haben.“ Bereitwi l lig gab Dina, was von ihr verlangt wurde. Der Mann nickte und begann wieder auf die Tastatur einzuhämmern, bis er einen ku r zen Moment lang mitten in seiner Arbeit inne hielt. Dina hätte sich darüber keine Gedanken gemacht, hätte der Mann nicht ganz plötzlich die Kontrolle über sein ang e klebtes Lächeln verloren. Doch diese Unachtsamkeit war nur von kurzer Da u er.
    „Mit welchem Flug sind S ie an geko m men?“
    Dina legte ihre Boardingcard vor. Sie war gleichermassen angew i dert und fasziniert von der Art und We i se wie dieser Mensch mit seinem aufgesetzten Gesicht versuchte , Höflichkeit und Professi o nalität zu ve r sprühen, aber nicht mehr erreichte, als dass Dina sich an einen Küh l schrank erinnert fühlte .
    „So, dann müsste ich noch eine Beschreibung Ihres Koffers h a ben.“
    „Natürlich. Er ist von Samsonite, mittelgross, aus Stoff, hat zwei Ro l len und einen ausziehbaren Griff. Die Tragriemen sind grau eing e rahmt. Der Rest des Koffers ist schwarz. Als besonderes Erkennungsmerkmal für mich persönlich habe ich einen Schlü s selanhänger in Form einer lachenden Sonne an den Riegel des Hauptreissve r schlusses gehängt. “ Während Dina erzählte, wurde der Computer wieder kräftig in Anspruch genommen. Nachdem das klackende Geräusch dann endlich ein Ende geno m men hatte, entschuldigte sich der Herr hinter dem Schalter, stand auf und ging weg. Verdutzt schaute Dina dem Flughafenangestellten nach. E i nige Minuten später kam er dann wieder zurück, begleitet von zwei breitschultrigen, grossg e wachsenen Flughafenpolizisten mit Schlagstöcken an ihrem Gurt. Dina hoffte inständig, dass die be i den Herren wirklich nur Schlagstöcke bei sich tr u gen.
    „Madame Clement?“ Der älter e der beiden Polizisten sprach sie mit breitem südfranzösisch em Akzent an. Seine Augen liessen keine Aufschlüsse über seine G e danken zu.
    „Ja?“ Dina erwiderte den Blick des Polizisten, doch ihre Augen zei g ten deutlich ihre Skepsis.
    „Würden S ie uns bitte begleiten?“
    Jetzt wurde Dina übel.
    Die beiden Polizisten warteten keine Antwort ab. Sie bauten sich links und rechts von Dina auf und ma r schierten los. Dina traute sich nicht, sich zur Wehr zu setzen und beschloss, dass es wohl vernünftiger wäre, ihnen zu folgen und sich anzuhören, was sie zu sagen hatten. Die Pol i zisten führten Dina in einen Bereich an dem „Nur für Personal“ ang e schrieben stand. Dort, geschützt hinter einer leicht vorversetzten Wand lag eine Tür, die in einen kleinen, spärlich eingerichteten Raum führte. Der jüngere der beiden Pol i zisten deutete Dina an, sich auf einen der beiden Stühle zu setzen. Sie tat wie geheissen. Dann liess man sie wieder alleine. Auch bei genauerer Betrachtung des Raumes konnte sie keinen Charme erkennen. N e ben der äusserst zweckmässigen Einrichtung in Form zweier Stühle und einem Tisch gab es noch ein nie d riges Regal an der Wand. Die Wände waren gräulich gestr i chen und es roch nach Zigarettenrauch. Ihr ging durch den Kopf, dass d ieser Raum b e stimmt als Vorlage für die Verhö r räume diente, die die Polizei in den Filmen immer benützt en. Oder aber, es war genau umgekehrt . Die Tür öffnete sich wi e der und s ie schaute zu dem Polizist en auf, der den Raum betrat. B e sorgt musste sie feststellen, dass es keiner der beiden von vorhin war . Auf einmal fühlte sie sich winzig klein und vollkommen unterlegen. Schuld an diesem Gefühl hatte b e stimmt die Situation, dass sie sass und er stand, aber richtig eing e schüchtert füh l te sie sich von seinen harten, kalten Augen, die sie zu durchdringen schi e nen. Zu ihrer Überraschung er klang aus dem harten Mund mit den kaum sichtbaren Lippen eine seltsam hohe, fast weibliche, aber dennoch freundliche Stimme. „Sie können g e hen.“ Mehr sagte er
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