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Wenn nichts mehr ist, wie es war

Wenn nichts mehr ist, wie es war

Titel: Wenn nichts mehr ist, wie es war
Autoren: Anja Berger
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Prolog
     
    N ur in einen weissen Seidenkimono gehüllt sass Louisa Ber t rand vor dem Spiegel und kämmte sich ihr Haar. Es war wieder einer der Momente, in denen das Glück perfekt und das Drama der Welt nicht existent war . Ein seliges Lächeln umspielte ihre Li p pen, während sie sich summend von ihren Gedanken mitreissen liess. Die Sekunden verstrichen, bis Louisa ihre Bürste beiseite legte und sich geschme i dig erhob. Zufrieden schlenderte sie leichtfüssig zu ihrem Bett und schlüpfte unter das Laken. Das süsse Verspr e chen der erholsamen Ruhe hüllte sie warm ein und die leisen G e räusche des alten Hauses geleitete n sie in einen tiefen, von farb i gen Träumen getrag e nen Schlaf. Aber die Ruhe trog .
    Mitten in der Nacht schrak Louisa hoch. Schweissgebadet, mit weit aufgerissenen Augen sass sie aufrecht in ihrem Bett. Im er s ten Augenblick wusste sie nicht, wo sie war und auch nicht, was sie geweckt ha t te. Doch als sie ein Geräusch hörte, wusste sie, dass es das gewesen sein musste . Ein lautes Knacken, i r gendwo in dem Gemäuer hatte sie aufwachen la s sen . Das Herz polterte ihr panisch gegen die Rippen und ihre Kehle war von den stossweisen Atemzügen ganz ausgetrocknet. In einer selbs t beruhigenden Geste legte sie ihre Hand auf den Hals - und erstarrte. Lan g sam hob sie ihren Kopf und rich tete den Blick auf den g egenüberliegenden Spiegel. Dann zog sie die Hand weg und sah, was sie nicht zu sehen gehofft ha t te. Unter ihrer Hand kam ein rubinbesetztes Kreuz zum Vo r schein. Der sanfte Schein der Nacht, der durch das Fenster drang, liess die blutroten Steine verheissungsvoll glitzern. Louisa bekam es mit der Angst zu tun, denn sie war es nicht g e wesen, die sich die Kette um den Hals gelegt hatte. Im Gegenteil, sie hatte das Kreuz noch am selben Abend tief in ihrem Schmuc k kästchen ver steckt. Fieberhaft einen kl a ren Gedanken suchend, kämpfte sie tapfer die aufsteigende Panik nieder. Doch ihre B e mühungen wurden jäh unterbrochen. Noch einmal ertönte ein b e ängstigendes Knacken, dann wu r de es ganz still.
     
     

Kapitel 1
     
    Es schien, als würde die Sonne mit Beth Clement um die Wette strahlen und dies , obwohl England nicht unbedingt den Ruf der sonnigsten Insel im Atlantik g e noss.
    Fünf Jahre lang hatte Beth an ihrem Abschluss an der Architect u ral Association A d missions gearbeitet. Das Lernen, Rechnen, Grübeln und am Ende sogar das Zeichnen hatten sie bis an den Rand der Erschö p fung getriebe n. Doch jetzt, da sie den Lohn i hrer harten Arbeit in Form des leuchtend weissen Diploms in die Höhe hielt, wusste sie, dass sich die Schufterei nun endlich au s zahlen würde .
    Berauscht von der Woge des Glücksgefühls, das der Applaus des Pu b likums mit sich brachte, verliess sie die Bühne . Auf direktem Weg stür z te s ie sich in Jakes Arme , der beinahe platzend vor Stolz am Rand der Sitzreihen auf sie wartete. „Oh mein Mädchen, en d lich ist es vo r bei und ich bin ja so stolz auf dich!“
    Beth konnte nicht mehr an sich halten und liess dieser einen Tr ä ne für ihren Vater freien Lauf. „ Papa , ohne dich hätte ich dieses St u dium wohl nie so gut abgeschlossen. “ Sie löste sich ein wenig aus der U m armung , um ihm direkt in die Augen blicken zu können. „ Da n ke.“
    Beths Mutter, die die ganze Szene mit seligem Lächeln beobacht e te, beschloss, dass dies genug der Worte war und zwang ihre Lie b linge sich voneinander zu lösen , indem sie sich entschlossen zw i schen sie drüc k te . Übertrieben seufzend liess Beth sich dann von ihrer Mutter in eine U m armung ziehen.
    Als Jake diese ungetrübte Zuneigung sah, meldete sich unerwartet heftig sein Gewissen. Auch nach sechsundzwanzig Jahren ve r mochte er nicht den kleinen , aber heftigen Stich in der Mageng e gend vollständig zu ve r bannen. Dies geschah v or allem , wenn er so unachtsam war und seine Gedanken schwei fen liess. Aber auch , wenn ihm vor Augen geführt wurde, dass ihm M o mente des Glücks mit seiner Familie geschenkt wurden, die anderen für i m mer verwe hrt blieben. Dies war so ein Moment und er hatte Schuld, dass einige Menschen so etwas nie erleben wü r den.
    Wie immer, wenn ihn diese düsteren Gedanken plagten, begann er, sich in die Betrachtung von Ehefrau und Tochter zu vertiefen. Er prä g te sich wieder und wieder jedes Detail ein, als befürchtete er , ihr Bild eines Tages nur noch aus seinem Gedächtnis abrufen zu können . Die kastanienbraunen Haare, die in leic
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