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Wenn nichts mehr ist, wie es war

Wenn nichts mehr ist, wie es war

Titel: Wenn nichts mehr ist, wie es war
Autoren: Anja Berger
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h ten Wellen Beths Kinn umspielten, ihre grossen hellblauen Augen, die schlanke Silhoutte ihres Kö r pers, das freche Lächeln. Sie war das absolute Gegenteil ihrer Mutter. Susanna s blassblaue A u gen leuchteten mit ihren goldenen Haaren um die Wette. Sie hatte eher ein schmales, klassisch geschnittenes Gesicht mit hohen Wange n knochen und schmale n Lippen. I m Gegenzug dazu hatte Beth ein etwas runderes , mit vo l len Lippen verziertes Gesicht. Wenn man die beiden als Mutter und Tochter identifizieren wol l te, musste man sich die Nase ansehen. Diese verlief bei beiden wie ein feiner Strich schmal und gerade von den Augen zum Mund. Er war b e reits in eine völlig andere Welt abgetaucht, als er auf einmal aus seinen Gedanken gerissen wurde , weil Susanna mit einem alless a ge n den Grinsen auf ihn zukam. „Du hast uns wohl wieder mit den Augen eines Architekten oder eher mit dene n eines Bildhauers b e trachtet?“
    „Oh, nein, das…“ Er stockte, denn er spürte, wie die leichte R ö te, die seine Wangen schlagartig überzog, ihn bereits en t larvt hatte.
    „Du wirst wohl immer alles , was du siehst , in Zahlen, Linien und Formen umwandeln. Dein Auge müsste eigentlich alles mit einem Raster überzogen sehen. Das stelle ich mir ziemlich anstrengend vor !“ Sie lac h te, beugte sich zu ihm hinunter und gab ihm einen sanften Kuss. Dann trat sie hinter ihn, löste die Bremse se i nes Rollstuhls und schob ihn in Richtung des Autos.
     
    Am Sonntag, einen Tag nach der rauschenden Abschlus s feier der Uni, wurde Beth unsanft von ihrer Katze aus den Träumen geri s sen. Warum dieses Katzenvieh auch immer willkürlich in jeden Zeh beissen musste, der ihr unter ihr hübsches getigertes Schnäu z chen kam, war Beth heute noch ein Rätsel. Verä r gert rollte sie sich noch einige Male hin und her, bevor sie die Bettdecke zurüc k schlug und sich aus dem Bett wälzte. Die Decke landete auf der Katze, die sich umg e hend mit einem lauten Maunzen beschwerte. „Sei nicht so zimperlich , Gertraud de Clement, eine Decke hat noch niemandem geschadet und schliesslich bist du di e jenige, die mich geweckt hat! Strafe muss sein!“ Streng schaute Beth auf Gertraud hinunter, die sich b e reits wieder aus der Gefangenschaft der Bettdecke befreit ha t te und erntete ein beleidigtes Maunzen. Von den Zicken ihrer Katze ungerührt ging Beth ins Bad und b e gutachtete ihr Spiegelbild . Sie befand es dafür, dass Sonntag war, für ganz in Or d nung und machte sich auf den Weg , die Quelle der leckeren Gerüche, die ihr in die Nase stiegen , zu eruieren. Ein leichtes Hungergefühl und ein extremes Bedürfnis nach fr i schem Kaffee führte n sie auf direktem Weg in die Küche. Dort fand sie ihre Eltern bereits am Tisch sitzend vor. Ve r schlafen wünschte Beth den Anwesenden einen guten Morgen, schlurfte dann zur Theke, goss sich die wohlriechende schwarze Brühe in eine gro s se Tasse , um damit auch den letzte Nebel aus ihrem Gehirn zu ve r treiben . Erst jetzt begann Beth zu begreifen, dass nicht nur zwei Menschen ihren Mo r gengruss erwidert hatten. Langsam hob sie ihren Kopf von der Tasse weg und schaute genau zum Tisch. Z u erst verwundert, dann jubelnd stürzte Beth auf die dritte Person zu. „Oh mein liebes Tan t chen, was machst du denn hier! Das nenn ich doch eine wundervolle Überr a schung! Schade nur , dass du gestern nicht dabei sein konntest, es war ei n fach unglaublich!“
    Dina, die unter Beths stürmischer Umarmung bereits unter leic h ter Atemnot zu leiden begann, versuchte sich sanft aus den Fängen ihrer Nichte zu befreien. „Hallo Liebes! Schön dich zu s e hen und toll siehst du aus! Ich habe schon gehört, dass es gestern ganz toll war, aber es ging leider nicht anders. Diese Kanadier hatten kaum zu erfüllende Ansprüche, also dauerte das Sho o ting ewig und als dann doch endlich alles im Kasten war, bekam ich keine n Flug mehr, der rechtzeitig zu deiner Feier gelandet wäre. Ve r zeihst du mir?“
    Beth tat, als müsste sie angestrengt darüber nachdenken. „Es sei dir ve r ziehen. Aber du weißt, ich will die Fotos als E rste sehen.“
    „Natürlich, wie immer.“
    Indes hatte sich der neben dem Kaffeeduft in der Luft hängende leckere Geruch zu einem unangenehmen beissenden Gestank ve r wa n delt , weshalb Beth sich erlaubte das Thema zu wechseln . „Ich glaube, da brennt e t was an…“
    „Ach herrje!“ Susanna sprang auf und eilte zu m Ofen. „Meine schönen Muffins!“ Verzweifelt schnappte sie
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