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Wenn er mich findet, bin ich tot

Wenn er mich findet, bin ich tot

Titel: Wenn er mich findet, bin ich tot
Autoren: Elisabeth Rapp
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ein Fisch taucht auf. Und was ist das? Der Fisch schnappt nach irgendwas. Irre!
    Ich hab den Zungenschlag des Fischs gehört.
    11. 3. 09, Berlin
    Ich laufe vor dem kalten Atemhauch in meinem Nacken weg. Verstecke mich hinter Steinen im Dunkeln. Ein eiserner Griff am Hals drückt mich runter.
    Zum dritten Mal schreiend aufgewacht.
    Krieg ich kein Einzelzimmer, bringen
    die mich um.
    Auf meine Träume würde ich gern verzichten, deshalb schlafe ich ungern. Ich stehe allerdings auch nicht gern auf. Deshalb lass ich zum Pennen immer den Trainingsanzug an. Als der Wecker Alarm schlägt, rolle ich mich aus dem Bett und ziehe mir, ohne eine Sekunde nachzudenken, Socken und Laufschuhe über.
    »Was is’n los?« Sandra gähnt.
    »Müssen wir raus?«, stöhnt Jana.
    Frühstück gibt es um 7:30, also kann ich eine Stunde laufen.
    »Nein, pennt weiter«, flüstere ich und mach die Tür so leise wie möglich hinter mir zu.
    Ich laufe vorsichtig die unebene Schotterpiste, die wir gekommen sind, zurück. Die Bodenwellen und Vertiefungen kann ich in der Dunkelheit kaum erkennen. Egal. Nicht denken, nur laufen. Es dauert, aber langsam kriege ich ein Gespür für den Boden und zieh das Tempo an. Und dann bin ich mir wieder sicher, dass ich jederzeit sehr weit weglaufen könnte. Ein Glücksgefühl.
    »Wenn du mitten in der Nacht das Camp verlassen willst, musst du das vorher anmelden. Verstanden?«, sagt Beck wütend.
    »Ja«, sage ich und nicke dazu. »Ich gehe jeden Morgen vorm Frühstück laufen.« Das ist keine Frage und keine Bitte um Erlaubnis.
    Tonberg und Riski starren mich an, als hätte ich behauptet: Ich laufe vorm Frühstück grundsätzlich rückwärts auf den Händen übers Wasser.
    »Wenn wir abhauen wollen, müssen wir das auch anmelden, oder was?«, will Paolo wissen.
    Auf solchen Blödsinn geht Beck nicht ein. »Container 2 hat Kantinen- und Küchendienst. Ab heute werdet ihr, Lars, Cem, Ben und Nils, eine Woche lang kochen, den Tisch decken, abräumen und abwaschen.«
    Ob Absicht oder Versehen, Bosheit oder Müdigkeit, Dummheit oder mangelnde Feinmotorik, klirr, die Kaffeekanne und gleich noch mal, klirr, ein Becher gehen zu Bruch. Gezeter, es nervt. Riski beendet das Frühstück vor der Zeit und beginnt mit der Baubesprechung.
    »Wir übersetzen nicht, was Voito sagt. Ihr werdet englisch reden, so gut es geht. Macht euch irgendwie verständlich, das übt«, sagt Beck.
    Die Absicht ist klar. Logisch, dass es augenblicklich still wird. Keiner von uns will sich zum Affen machen.
    Riski malt zwei Kreise auf eine weiße Präsentationstafel aus Kunststoff und schreibt in den einen Hostel und in den anderen Disco und darüber Cooperation und Aurora Linna Icehotel. Irgendwie schafft Riski es rüberzubringen, dass über das Eishotel für die Jugendlichen Schlafplätze in der Jugendherberge gebucht werden. Mit Bussen, Schneemobilen oder auf Wunsch mit Hundeschlitten werden sie für eine Nacht hierhertransportiert.
    »How much for one night?«, will Sandra wissen. Flüssig, professionell, ohne zu stottern.
    Sie erntet verstohlene Blicke. Nur Kolja starrt sie offen bewundernd an.
    »Not your business«, sagt Riski.
    »Aha, wir sollen bloß bauen, das Geschäftliche geht uns nichts an«, sagt Paolo.
    Riski hat ihn nicht verstanden. »What?«
    »Also, we are only Malocher, slaves. Capisco.”
    Jetzt wird’s richtig international, denke ich: Der zweite Englischlaberer kann auch noch Italienisch.
    Es gibt keine Diskussion mit Riski, nur Lästereien innerhalb der Gruppe.
    »How much for one night?« Jana äfft Sandra nach. »Bist du ’ne Nutte oder was?«
    Und Vanessa schüttet sich aus vor Lachen.
    »Seid ihr dumm, oder was?« Kolja spricht leise, hat aber einen leicht drohenden Blick, als er sich dicht vor Jana und Vanessa aufbaut. »Nutten fragen so was nicht. Sie werden das gefragt.«
    Vanessa dreht sich theatralisch um und legt Lars die Hand auf die Brust: »How much for a night?« Klimper, klimper.
    »Ey! Für dich? Umsonst.«
    Hoho, haha, yo. Es folgen weitere Angebote von Cem, Nils und Ben. Vanessa steht auf Muskelfreaks und findet Lars anscheinend attraktiv. Und Jana flötet mit ihr um die Wette.
    Riski teilt Blätter aus. Wir sollen unsre Vorstellungen von Schlafsälen aus Eis für circa dreißig Leute zeichnen, malen oder als Modelle basteln.
    Im Vorbeigehen bläst mir Sam ins Ohr und flüstert: »Und was ist mit dir?«
    »Oh, ein Elch!«, rufe ich und renne nach draußen. Weit und breit ist keiner zu sehen.
    »Ich hab
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