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Wenn er mich findet, bin ich tot

Wenn er mich findet, bin ich tot

Titel: Wenn er mich findet, bin ich tot
Autoren: Elisabeth Rapp
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katastrophalen Verfassung. Riski hat mir geraten, mich Paolo und Kolja anzuvertrauen. Das hab ich gemacht. Paolo hat im Internet nach vermissten Mädchen recherchiert und das gefunden.«
    Ich reiche Mieto den Ausdruckt der Vermisstenanzeige von Alma Goedel über den Tisch. »Der Name Goedel war mir durch den Gästebucheintrag bekannt. Ansonsten alarmierte mich die Tatsache, dass er ausgerechnet hier im örtlichen Eishotel im Urlaub war, aber ich hatte keinerlei Erinnerung an ihn. Nichts. Wir haben ununterbrochen gelernt und nach unserem 1A-Zeugnis wurden wir zur Mittleren-Reife-Prüfung zugelassen. Beck hat sich darüber gefreut und uns einen Französischkurs spendiert. Wir haben einen in der Nähe vom Herrenhaus Flusshorst ausgewählt.Eine Woche lang haben wir Französisch gebüffelt, dann sind wir dorthin. Nachts. Ich hab das Haus erkannt, wie ich Ivalo wiedererkannt habe, das ist alles. Wir sind drumherum geschlichen und haben dabei den Alarm ausgelöst. Ein Dienstwagen der GDS, der Gesamtdeutschen Security , ist angerauscht gekommen und wir sind durch den hinteren Garten Richtung Wald abgehauen. Erst das hat bei mir eine Art blitzhaften Erinnerungsschub ausgelöst.«
    Mir ist kalt. Ich drehe mich um und nehme der Polizistin, die seit Minuten an der Tür steht, die Trainingsjacke und Hose aus der Hand und zieh sie über. Ihre Augen quellen vor Mitgefühl über. Genau das muss aufhören, denke ich. Mein Leben als Opfer ist vorbei.
    »Am 30.  März 2004 hat Victor Georg Goedel, mein Vater, Julie Thompson vor meinen Augen auf die Steintreppe bei der Jagdhütte geschleudert. Bei ihrem Streit ging es um mich. Seitdem ich denken kann, hat mein Vater mich misshandelt und vergewaltigt. Er ist sehr gewalttätig. Ich bin weggerannt. Er hat mich verfolgt. Unterm Bahndamm waren Hohlräume, da hab ich mich versteckt und in die hinterste Spalte gequetscht. Ich hörte ihn schreien, dass er mich totschlägt, wenn ich rede. Etwas später hat er Julie in mein Versteck geschleppt und den Eingang mit Steinen dicht gemacht. Julie war tot. Diese Nacht hat sich wie eine Endlosschleife in meinen Albträumen wiederholt. Nacht, Steine, Panik. Am Morgen fiel an einer Stelle Licht herein und ich habe angefangen, Steine herauszuziehen. Teile sind eingestürzt, aber ich bin rausgekommen und gelaufen. Sehr lange und sehr weit, bis zum Hühnerstall der Familie Krah.«
    Stille. Nach einer Weile fragt Mieto: »Warum bist du nicht zu Mister Beck oder zur Polizei gegangen, als dir das alles wieder eingefallen ist?«
    »Wir haben in Foren gebloggt, unterm Bahndamm würden Leichen liegen, bis irgendwelche Leute, die Goedel nicht mit mir in Verbindung bringen konnte, angefangen haben zu suchen. Julie wurde gefunden, Goedel jedoch nicht verhaftet.«
    Vor mir liegen die Presseberichte. Ich schiebe sie ihm hin.
    »Die Aussagen eines psychisch als gestört geltenden Mädchens gegen die besten Strafverteidiger des Landes bewirken nicht viel. Viele Leute arbeiten für Goedel, vielleicht auch die Staatsanwaltschaft in Frankfurt. Er wusste lange vor mir, dass Tilly Krah in Wirklichkeit Alma Goedel ist. Seit der Zeit, als man das unbekannte Mädchen im Wäschetruhengrab gefunden hat, bin ich verfolgt worden. Vermutlich hat mich Goedel schon ab diesem Zeitpunkt von den GDS-Leuten beobachten lassen.«
    Kolja zeigt Mieto den Anhang an der Liste IV, Goedels Briefwechsel mit dem Institut für Rechtsmedizin in Leipzig.
    »Wir haben gehofft, er fürchtet, es könnte herauskommen, dass ich nicht Tilly Krah bin, wenn er mich in Deutschland umbringen lässt. Um sicherzugehen, dass das alles unentdeckt bleibt, hätte er ja die ganze Familie Krah aus dem Weg räumen müssen.«
    Von Goedels Versuch, mich zu entführen, erzähle ich nichts. Ich hab es Paolo und Kolja nicht erzählt, und ich habe Angst, dass sie mir nie mehr vertrauen, wenn sie es auf diesem Weg erfahren.
    Es wird still. Niemand sagt oder fragt etwas. Alle wirken geschockt. Die Augen der Polizistin sind gerötet.
    »Was für eine Geschichte«, sagt Hultmann mitgenommen.
    »Ich muss mich darauf verlassen können, dass niemand von Ihnen über das, was ich Ihnen erzähle, mit Personen außerhalb der Ermittlungen spricht. Es ist meine Geschichte und ich will sie nicht in der Zeitung lesen.«
    Hultmann übersetzt das Mieto. »Die Nachricht, dass Alma Goedel lebt, wird sich nicht vermeiden lassen.«
    »Tilly Krah hat ein Grab auf dem Friedhof verdient. Aber über meine Identität als Tilly Krah sollte nichts an
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