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Der Schlangenmensch

Der Schlangenmensch

Titel: Der Schlangenmensch
Autoren: Stefan Wolf
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1. Tolle Party bei Karl
     
    Abends um 18 Uhr hatte die
Party begonnen. Jetzt war es fast vier Stunden später, und damit näherte sie
sich ihrem Ende. Das mußte sein. Leider! Denn die Mehrzahl der Gäste war erst
13 Jahre alt.
    Wie es üblich ist bei großen
Gelagen: Coca Cola, Limonade und Apfelsaft flössen in Strömen. Heiße Popmusik
erschallte aus vier Lautsprecherboxen, und die Luft brodelte in dem großen
Hobbyraum, der zum Glück im Keller lag.
    Gaby tanzte Beat. Sie hatte
ihre Turnschuhe ausgezogen. Das goldblonde Haar wirbelte um ihren Kopf.
    Karl legte die nächste
sagenhaft heiße Scheibe auf den Plattenteller und mußte dann rasch seine Brille
polieren. Sie war so erhitzt wie er selbst.
    Tarzan saß im Schneidersitz auf
dem Boden und benutzte die letzte Wurstsemmel, um sich damit Luft zuzufächeln.
    „Hätte nicht gedacht“, rief er
Gaby zu, „daß Tanzen Sport ist.“
    „So wie du tanzt“, meinte
Waltraut, die neben ihm saß, „ist es Hochleistungssport. Beim Rock’n Roll
vorhin hast du dir Gaby sechsmal hintereinander über die Schulter gewirbelt.
Hast du das im Rock ‘n’ Roll-Kurs gelernt?“
    Tarzan lachte. „Beim Judo!
Allerdings trainiere ich da nicht nach Musik. Vom Tanzen habe ich eigentlich
keine Ahnung. Ich kann nur die Schritte, die Gaby mir zeigt.“ Gaby kam zu ihm
und streckte die Hand aus.
    „Keine Müdigkeit vorschützen“,
rief sie. Ihre Augen blitzten. „Es ist sowieso gleich Schluß.“
    Rasch gab er Waltraut die
Wurstsemmel. „Halt bitte mal! Kannst sie auch essen.“
    Dann schnellte er auf die Füße.
Und weiter ging’s, während andere Tänzer und Tänzerinnen sich ermattet auf die
Kissen fallen ließen, mit denen der Hobbyraum wohnlich gemacht war.

     
    Karl Vierstein, auch Computer
genannt, hatte zur Party eingeladen. Es war die erste, seit die Viersteins in
der alten romantischen Villa am Stadtrand wohnten.
    Dicke Mauern ließen Trubel,
Rabatz und Klamauk zu — ohne daß sich Herr Vierstein, der Mathematik-Professor,
in seinem Arbeitszimmer gestört fühlte. Sogar an diesem Samstagabend saß er
über seinen klugen Büchern.
    Die nette Frau Vierstein war
einige Male hereingekommen, aber nur um Nachschub zu bringen: Teller mit
belegten Broten — bei deren Zubereitung Gaby geholfen hatte. Für die Getränke
hatten Karl und Tarzan gesorgt. Galt es doch, acht Jungen und sieben Mädchen zu
verpflegen.
    Und noch einmal tobten Gaby und
Tarzan sich aus: Rock’n Roll mit Anspringen und wilden Verrenkungen. Tarzan
kassierte einen Rippenknuff, als er mit Turnschuhgröße 43 versehentlich auf
Gabys nackten Zehen landete. Aber sowas kann vorkommen im Eifer des Gefechts.
    Eben war der letzte Song
verklungen. Der Arm des Plattenspielers hob sich selbsttätig ab. Wer noch
stand, suchte sich schleunigst ein weiches Kissen. Und Gaby streckte — als
beide saßen — Tarzan ihren nackten Fuß unter die Nase.
    „Hm“, meinte er schnuppernd.
„Riecht eigentlich ganz gut...“
    „Esel!“ schimpfte sie. Aber sie
war amüsiert. „Ich meine doch: Du sollst dir die blauen Flecken ansehen, die
ich deiner tänzerischen Geschicklichkeit verdanke.“
    „Aber“, er bog ihre Zehen nach
oben und unten, „beweglich sind sie noch und nicht mal verkürzt.“
    „Aber sie fühlen sich
mißhandelt!“
    „Tatsächlich?“
    Als er sie unter der Sohle
kitzelte, riß sie juchzend den Fuß zurück.
    Tarzan stützte sich auf die Ellbogen.
Alle Gesichter waren rot überhaucht. Das lag nicht nur am Toben. Vielmehr hatte
Karl den Hobbyraum zünftig dekoriert: Über die einzige Deckenleuchte war ein
dunkelroter Lampion gestülpt. Das gab den — meist noch winterblassen —
Gesichtern eine frische Große-Ferien-Farbe. Und Tarzan, der ja immer gebräunt
war, wirkte fast wie ein Mohr.
    Schade, dachte er, daß Klößchen
nicht da ist. Hätte zu gern gesehen, wie er aus jedem Beat einen Bauchtanz
macht.
    Aber sein dicker Freund und
Budenkamerad aus dem Internat mußte wegen Halsentzündung im Bett liegen.
Vermutlich tröstete er sich mit mehreren Tafeln Schokolade.
    Karls Mutter schob den Kopf
durch den Türspalt.
    „Kinder, so leid es mir tut —
ihr müßt Schluß machen.“
    „Oooch!“ riefen einige. „Noch
ein bißchen. Ist grad jetzt so schön.“
    „Es geht wirklich nicht“,
meinte Frau Vierstein bedauernd. „Ich habe euren Eltern versprochen, daß ihr
pünktlich zu Hause seid. Wenn wir uns jetzt nicht daran halten, ist die nächste
Party geplatzt. Und das wäre doch schade.“
    Dem
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