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Wenn er mich findet, bin ich tot

Wenn er mich findet, bin ich tot

Titel: Wenn er mich findet, bin ich tot
Autoren: Elisabeth Rapp
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laufen zwei Stunden ohne Unterbrechung und reden fast nichts, bis Rotorblätter mit lautem Knallen die Stille zerreißen. Ein Helikopter landet in unserer Fahrtrichtung.
    Irgendetwas sagt mir, dass exakt da, wo er steht, unser vergnügtes Abenteuer endet. Ich erhasche Riskis Blick und ahne, dass ein furchtbares beginnt.
    »Ist das ein Polizeihelikopter?«
    Er nickt. So angespannt habe ich ihn noch nie gesehen, nicht bei der Suche nach Sandra und auch nicht, als wir sie gefunden haben. Sandra, Pseudo-Ingo-Feist, Tilly, Julie. Vier Tote. Ich kann nichts anderes denken, es ist wie eine Beschwörung: vier Tote.
    Als die Rotorblätter stehen, knallen sie in meinen Ohren nach. Wir setzen uns wie in Trance in Bewegung. Erst als ich den Schnee unter mir knirschen höre, wird es wieder still. Der Polizeipilot springt in den Schnee.
    Er ist allein und winkt. Es muss etwas passiert sein, aber das ist ein gutes Zeichen, rede ich mir ein.
    Er stapft uns entgegen und muss die Angst in unserenGesichtern sehen, denn er ruft: »Don’t be afraid. Nobody’s dead!«
    Riski ist zuerst bei ihm. Finnisch … Man versteht einfach kein Wort! Riskis Haltung entnehme ich allerdings, dass er voll im Beschützermodus ist, und mir wird schlagartig bewusst, dass ich im Gegensatz zu ihm keine Sekunde angenommen habe, die Polizei könnte hinter uns her sein.
    »Can you speak English, please?« Paolos Stimme ist absolut ruhig.
    »Tell them the whole story«, sagt Riski und schnallt seine Skibindung auf. Ein deutliches Signal, dass wir mitfliegen werden. Paolo wirft seinen Rucksack in den Schnee.
    »My name is Antti.« Wir erfahren von Antti, dass Michael Beck in seiner Bibliothek eine blaue Mappe gefunden hat.
    Er sieht uns schweigend an. Paolo, Kolja und ich wechseln einen Blick, dann nicken wir.
    »Um was geht’s dabei?«, fragt Riski laut.
    »Um mich«, sage ich.
    Beck habe versucht, uns anzurufen, erzählt Antti. »No way. Dead spot.«
    Er unterbricht sich und verhandelt irgendwas mit Riski. Wir verstehen kein Wort mehr.
    »Please«, sage ich. Paolo nimmt meine Hand.
    Beck habe auch versucht, Eenu Mieto zu erreichen, sagt Riski. »Aber der verbringt die Winterferien mit seiner Familie im Blockhaus. Also hat Beck einen Flug gebucht und im Kommissariat in Ivalo über Polizeifunk Kommissar Mieto von der blauen Mappe berichtet. Mietoweiß von Beck, dass es sich um einen ungeheuerlichen Materialfund handeln soll, der Verbindungen zum Mord an Sandra nahelegt – womöglich ausgeführt von einem gewissen Victor Georg Goedel.«
    Mir ist schlecht. Jetzt wird alles noch viel schlimmer, und ich bin schuld. Ich Idiot! Ich hätte den Scheiß verbrennen sollen!
    Antti treibt uns zur Eile an, und wir laden unsere Ausrüstung in den Helikopter, während er weiterspricht.
    »Kommissar Mieto und Mister Beck waren im Kommissariat verabredet. Mieto hatte einen weiten Weg vor sich und ist erst heute Morgen angekommen. Keine Spur von Mister Beck. Mieto hat von einem Kollegen erfahren, dass Beck gestern Nachmittag zunächst im Kommissariat gewartet hat und dann abends, zur Untätigkeit verdammt, im Aurora Linna Icehotel eingecheckt hat.«
    Ich halte mich an Paolo fest. Antti spricht schnell.
    »An der Wodka-Bar hat Beck sich mit einem eleganten Herrn mit Pilotenmütze aus Kojotenfell und langem Kojotenfellmantel unterhalten. Laut Barkeeper haben sie über den Vorzug von Pelzen und Alkohol bei arktischen Temperaturen gesprochen, über Immobilien, die Branche des Manns mit dem dicken Fell, und über Becks Arbeit. Der Barkeeper hat mitbekommen, dass Beck von einem Buchprojekt über drei Jugendliche erzählt hat, und er hat den Eindruck gewonnen, dass Beck ausführlich von seinem spannenden Recherchen-Material berichtete. Der Barkeeper hat jedenfalls interessiert zugehört, genau wie der Mann im Kojotenfell-Outfit, der nicht nur ein guter Zuhörer, sondern auch sehr trinkfest gewesen wäre. Beck und der Trinker seien mit einer Flascheteurem Wodka vor die Tür gegangen und hätten sich das spektakuläre Polarlicht angesehen. Die Rechnung über 490 Euro hat der Mann im Kojotenfell beglichen.«
    »Was ist mit Beck passiert?«, frage ich Antti leise.
    Riski lässt mich nicht aus den Augen.
    »Kommissar Mieto hat Beck in der Future-Drive-Suite gefunden  – ohne seinen Hotel-Schlafsack. Beck war bewusstlos und stark unterkühlt. Fremdeinwirkung ist wahrscheinlich. Die blaue Mappe, die er im Kommissariat noch hatte, ist verschwunden.«
    Panik. Hitze und Kälte wechseln sich
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